Paris, 1720: Die Salpetrière ist Endstation für viele der Frauen dort. Wer nicht in die Gesellschaft passt, findet sich in dieser kleinen Stadt innerhalb der Stadt wieder, bestehend aus psychiatrischer Anstalt, Gefängnis, Waisenhaus. Für Charlotte, Étiennette, Pétronille, und Geneviève ist die einzige Möglichkeit, irgendwie in die Gesellschaft zurückzukehren, sich freiwillig als Braut für einen der Siedler in der neuen Kolonie La Louisiane am anderen Ende der Welt zu melden. Nach einer beschwerlichen und gefährlichen Überfahrt müssen die Frauen jedoch zu ihrem Erschrecken feststellen, dass La Lousiane wenig mehr als ein Sumpf ist. Die Gegend ist feucht, heiß und wird oft von Stürmen heimgesucht. Die vier Frauen, deren Leben wir in einzelnen Handlungssträngen verfolgen, haben mal mehr, mal weniger Glück mit den Männern. Thematisch findet sich hier alles von zarter Liebe, über fremdgehende Ehemänner bis hin zu häuslicher Gewalt und Missbrauch. Im Zentrum steht aber vor allem die Freundschaft und teilweise zärtliche Liebe der Frauen untereinander, die sich das Leben gegenseitig deutlich erleichtern könnten, es sich aber oft schwerer machen. Hinzu kommen zunehmende Konflikte mit den Indigenen sowie der beginnende Sklavenhandel.
Die Autorin hat hier ein wahres Sittengemälde der damaligen Zeit geschaffen. Die Geschichte ist sehr komplex, umfasst eine Fülle an Figuren und Eindrücken und gibt verschiedenen Perspektiven Raum. So bekommt man beispielsweise Einblick in das Leben, die Kultur und die zunehmende Verdrängung der Indigenen. Ebenso wird das Schicksal der ersten Sklav:innen beleuchtet. Und auch das Schicksal der Frauen ist stark von den männlichen Siedlern abhängig. Das alles war sehr eindrücklich und berührend und hat für mich ab der Hälfte des Buches einen ziemlichen Sog entwickelt. Am Anfang bin ich jedoch nicht gut ins Buch gekommen. Die Autorin erzählt geradezu in Bildern. Dementsprechend sind einzelne Szenen sehr detailliert, die Übergänge aber teilweise so skizzenhaft, dass ich den Wechseln nicht immer folgen konnte. Der Erzählstil bekam dadurch für mich etwas sehr Sprunghaftes. Auch sprachlich wirkte er immer wieder sperrig. Dennoch hat mich das Buch mit seiner Handlung und seinen Perspektiven am Ende berührt und mir die Tragik dieser historischen Entwicklungen für die verschiedenen Menschengruppen vor Augen geführt. Auch die Schicksale der verschiedenen Frauen, die aus völlig unterschiedlichen Kulturen kommen, aber am Ende doch immer die Leidtragenden sind, haben sehr nachdenklich gestimmt.