In einer nahen Zukunft wird unsere namenslose Protagonistin angeheuert, um im Ministerium der Zeit sozusagen Verbindungsoffizierin für einen Zeitreisenden - einen sogenannten Expat - zu werden. Dank einer hochmodernen Technik gelingt es, Personen aus ihren Zeiten zu entfernen, die ohnehin gestorben wären (um ein Zeitparadoxon zu verhindern) und in die heutige Zeit zu bringen. Es gibt viel Geheimhaltungsgemauschel, aber schließlich wird ihr der Offizier und Polarreisende Graham Gore aus dem Jahr 1847 zugewiesen, während andere Leute aus verschiedenen Jahrhunderten ebenfalls ankommen. Je mehr Zeit sie mit Graham verbringt, desto näher kommen sie sich. Doch das Ministerium hat diese Leute nicht aus Herzensgüte aus ihrer Zeit geholt und überhaupt sind Zeitreisen ein zweischneidiges Schwert, wie sie alle irgendwann erkennen müssen ...
Eine spannende Idee, das gebe ich zu. Und Commander Gore war mir mit einigen Abstrichen, die wohl seiner zeitlichen Herkunft zuzuordnen ist, hochsympathisch. Das traf nicht für seine Betreuerin zu. Um ehrlich zu sein, ging mir die Ich-Erzählerin nach einiger Zeit ordentlich auf den Keks. Wie sie eine psychologische Begutachtung für einen solchen Job hinter sich bringen konnte, wurde zwar spätestens am Schluss klar, aber okay war sie für mich nicht. Beinahe von Tag 1 an schmachtet sie ihren Schützling an, was einem Viktorianer ganz sicher ebenfalls ordentlich auf den Keks gegangen wäre. Sie schien manchmal die einfachsten Zusammenhänge nicht zu begreifen und war auch so in meinen Augen meistens inkompetent, was sich bis zum Schluss nicht besserte. Meistens gefiel mir der Schreibstil, auch wenn gelegentlich so seltsame oder unpassende Metaphern eingeflochten wurden, dass ich stoppen und den Satz noch mal lesen musste. Was ich auch schade fand, war, dass scheinbar keiner der Expats groß Probleme mit der Anpassung hatte.
Wenn ich sehe, dass die Lady aus dem 17. Jahrhundert von heute auf morgen zum Hippie mutiert oder Graham, der Viktorianer, mal so eben durch sämtliche technischen Details inklusive Pässe und ähnliches durchsteigt, betrachte ich das schon gelegentlich ein bisschen zweifelnd. Was die Vorgesetzte der Protagonistin betrifft, hatte ich schnell eine Ahnung und war fast enttäuscht, als sie zutraf. Insgesamt gesehen finde ich die Idee und das Konzept wirklich spannend, allerdings konnte die Umsetzung dabei nicht mithalten. 3.5/5 Punkten.