Es ist Kathleen Collins Tochter zu verdanken, dass die Texte ihrer Mutter posthum erschienen sind. Neben Drehbüchern, Briefen, Theaterstücken und einem Tagebuch waren die Kurzgeschichten in einer Truhe versteckt. Die Autorin starb viel zu früh mit 46 Jahren an einem Krebsleiden - geblieben ist ein eindringliches Erbe, das seit vergangenem Herbst nun auch auf Deutsch im Kampa Verlag vorliegt.
In »Nur einmal« finden sich die unterschiedlichsten Kurzgeschichten, die jedoch eines eint: Sie sind allesamt tief beeindruckend. Einerseits in ihrer Vielfalt, andererseits in ihrem Erzählton, zudem variiert Kathleen Collins stets in Stil und Länge. So erinnert die erste Geschichte »Außen« mehr einer Regieanweisung, in der Worte als Kamera funktionieren. »Wenn die Liebe vergeht, weint alles Leben« ist dagegen dialogstark und rückt die Gegenstände in den Hintergrund.
Ziemlich oft zoomt sich die Autorin ganz nah in das Seelenleben ihrer Protagonisten heran, so dass ich fast ihren Herzschlag hören kann. Manchmal geht er schnell, vor Aufregung, so, als eine junge Studentin mit ihrem Professor an den Strand fährt. Oder in dem brodelnden Text »Was ist nur aus der Liebe zwischen den Rassen geworden?«. Hier mischen sich nicht nur weiß und schwarz, wie es die Autorin betont, hier verwischen sich auch die Grenzen »zwischen den Rassen, Religionen und Ethnien«.
Intensiv auch Ihre Schilderungen darüber, dass »schwarze Eltern« miterleben, wie ihre Kinder sich gegen Ent-Ghettoisierung auflehnen. Söhne kämpfen für die Freiheit und werden mit Gefängnis für ihr politisches Engagement bestraft.
Kathleen Collins erzählt vorzugsweise von Frauen, die für ihre Unabhängigkeit kämpfen, aber auch versuchen, dem Schmerz einer gescheiterten Beziehung und der Melancholie zu entkommen.
Sie schreibt voller Lebendigkeit und feinfühlig über bewegende Themen, der Sound ihrer eindringlichen Sprache hallt noch lange nach. Selbst, als das Buch wieder im Regal steht, nehme ich das Vibrieren ihrer Zeilen wahr.