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Maror

Thriller | Die Geschichte Israels als Krimi-Epos | Deutscher Krimipreis 2024 | Platz 1 der Krimi-Bestenliste

(1 Bewertung)15
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Eine Autobombe in einer Seitenstraße von Tel Aviv. Ein Diamantenraub in Haifa. Bürgerkrieg im Libanon. Rebellenkämpfer im kolumbianischen Dschungel. Ein Doppelmord in Los Angeles.
Wie hängt das alles zusammen? Das weiß nur Cohen, ein Mann, der sein Land liebt.
Ein vernünftiger Mann für unvernünftige Zeiten.
Maror ist die Geschichte eines Krieges um die Seele eines Landes - es ist eine wahre Geschichte. All diese Dinge sind passiert.

Produktdetails

Erscheinungsdatum
15. April 2024
Sprache
deutsch
Auflage
Deutsche Erstausgabe
Seitenanzahl
639
Autor/Autorin
Lavie Tidhar
Herausgegeben von
Thomas Wörtche
Übersetzung
Conny Lösch
Verlag/Hersteller
Originaltitel
Originalsprache
englisch
Produktart
gebunden
Gewicht
694 g
Größe (L/B/H)
213/147/48 mm
ISBN
9783518473979

Portrait

Lavie Tidhar

Lavie Tidhar, geb. 1976 in Israel, ist ein Superstar und gleichzeitig Enfant terrible der Science-Fiction und Fantasy. Ausgezeichnet u. a. mit dem World Fantasy Award und dem John W. Campbell Memorial Award. Seit 2013 lebt er in London.

Thomas Wörtche, geboren 1954. Kritiker, Publizist, Literaturwissenschaftler. Beschäftigt sich für Print, Online und Radio mit Büchern, Bildern und Musik, schwerpunktmäßig mit internationaler crime fiction in allen medialen Formen, und mit Literatur aus Lateinamerika, Asien, Afrika und Australien/Ozeanien. Herausgeber der »global crime«-Reihe metro in Kooperation mit dem Unionsverlag (1999 2007), der Reihe »Penser Pulp« bei Diaphanes (2013-2014). Gründete 2013 zusammen mit Zoë Beck und Jan Karsten den (E-Book-)Verlag CulturBooks und gibt ein eigenes Krimi-Programm für Suhrkamp heraus. Co-Herausgeber des Online-Feuilletons CULTurMAG.

Conny Lösch, geboren 1969 in Darmstadt, lebt als Literaturkritikerin und Übersetzerin in Berlin.


Pressestimmen

»Der aus einem Kibbuz stammende Lavie Tidhar erzählt in seinem fulminanten Thriller Maror , wie Israel durch Krieg und Verbrechen mächtig geworden ist. Ein großer Roman in einer heiklen Zeit, der voller Gewalt und Zorn steckt. « Sonja Hartl, SWR

»Drei Jahrzehnte israelische Geschichte als Kriminalstück voller Mord, Korruption und exzellent entwickelter Figuren Auf mehr als 600 Seiten entsteht so ein großes Gesellschaftspanorama. « Maria Wiesner, Frankfurter Allgemeine Zeitung

»Ein monumentales Werk, das zurecht mit den Werken von Balzac und Dickens verglichen wird. « Sven Trautwein, Frankfurter Rundschau

»Bitter schmeckt jede einzelne Episode. Alle zusammen bilden sie eine alttestamentarische Geschichte voller Gewalt, Zorn und Hass. Erlösung und Liebe gibt es kaum. Schon jetzt gehört Maror zu den großen historischen Epen in der Kriminalliteratur. « Tobias Gohlis, Deutschlandfunk Kultur

» Maror ist ein epochales Werk, mitreißend, aber nie moralisierend. Lavie Tidhar ist für Israel das, was Don Winslow und James Ellroy für die USA sind. « Sebastian Hammelehle, DER SPIEGEL

»Ein fulminantes Werk, eine epochale Darstellung Israels, schonungslos, aber nie moralisierend. Man ist sofort drin in diesem hitzigen Leben, dem Lärm, den Staus, den Klubs, dem Sex. « Wolfram Knorr, Die Weltwoche

» Maror ist ein knüppelharter neo-noir über Gier, Korruption, Geheimdienste ein so imposanter wie superber Thriller eine atemberaubende Epopöe, dunkel wie die Bücher James Ellroys, hart wie die Don Winslows. « Alexander Kluy, Buchkultur

»Meisterlich kalt serviertes Verbrechens-Epos . . . « Deutschlandfunk

»Ein epochaler Noir. « Nils Heuner, Kulturnews

»Es gibt wahrscheinlich keinen besseren Zeitpunkt, um ein Buch wie Maror zu lesen, als jetzt Maror erschien im englischen Original bereits 2022, stößt aber direkt in die Wunden, die seit dem Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober 2023 und der Reaktion Israels offener klaffen denn je. Das Buch fasziniert, es wird auch polarisieren. Lesen sollte man es auf jeden Fall. « Die Presse, Wien

»Ein furioser Roman, der das Krimi-Genre wie auch gängige Geschichtsschreibung auf den Kopf stellt und der sich wie im Rausch liest. « Florian Schmid, der Freitag

»Ein Erdbeben von einem Buch. « CrimeTime

»Alle paar Jahre veröffentlicht ein israelischer Autor ein Blockbuster-Buch, das die Leser bei den Ohren packt und das, was sie über den jüdischen Staat wissen oder zu wissen glauben , neu justiert. Großartig. « Jenni Frazer, The Jewish Chronicle

»Spektakulär ein Triumph. « The Guardian

»Dieses Buch hat es in sich. « Alf Mayer, culturmag. de

»Es ist ein Inferno, das Lavie Tidhar in seinem Thriller Maror entzündet, mitten im dunklen Herzen Israels. Ein verdammt harter Politkrimi. « Birgit Eckes, Kölnische Rundschau

»Ein furioser (Polit-)Krimi zur israelischen Zeitgeschichte atemlos und schonungslos gut geschrieben Das ist tough und geht trotzdem auch unheimlich ans Herz. « Manfred Hitzeroth, Oberhessische Presse

»Pageturner über die israelische Unterwelt brutal, packend und intensiv. « Thomas Hummitzsch, Rolling Stone

»Vielleicht der Krimi des Jahres. Ein Polit-Krimi, der einen wirklich umhaut, nicht nur inhaltlich, sondern auch ästhetisch ein literarisch herausragendes Buch. Ein richtiger Paukenschlag, ganz, ganz großartig! « Ulrich Noller, WDR 5

». . . ein schonungsloser Blick auf die Folgen von Bedrohung und Gewalt. « BÜCHERmagazin

»Lavie Tidhars Roman fegt wie eine wuchtige Naturgewalt durch die Jahrzehnte israelischer Geschichte. Und wie ein unaufhaltsamer Flächenbrand verzehrt das Buch das Vertrauen in staatliche Organe und den Glauben an das Gute im Menschen. « Uwe Kalkowski, kaffeehaussitzer. de

Besprechung vom 01.07.2024

Gelobtes verfluchtes Land

Lavie Tidhar erzählt in "Maror" drei Jahrzehnte israelische Geschichte als Kriminalstück voller Mord, Korruption und exzellent entwickelter Figuren.

Manches lässt sich unmöglich verhindern. Krieg. Drogen. Aber man kann sie verwalten. Und das machen wir. Wir halten die Stellung. Wir wahren den Frieden", so erklärt Cohen seine Lebenseinstellung einem jungen Soldaten. Es ist das Jahr 1986 und Cohen hat sich vom israelischen Streifenpolizisten zu einem wichtigen Mann in Ermittler- und Geheimdienstkreisen hochgearbeitet. So abgeklärt, wie er sich hier vor dem jüngeren Helfer gibt, war er nicht immer.

Als er zehn Jahre zuvor mit seinem Kollegen Eddie auf den brutalen Mord an einer jungen Frau am Strand von Haifa angesetzt wird, verbeißen sich die beiden Anfänger in den Fall. Eddie ist sanfter als Cohen. Als Hauptverdächtiger drängt sich ein Verehrer des Mädchens auf, der vom Militärdienst mit psychischen Schäden zurückgekehrt ist. Eddie hat Mitleid mit ihm. Cohen hingegen trägt sich mit der Erinnerung an eine Cousine herum, die unter ähnlichen Umständen wie das Opfer ums Leben gekommen ist. Kann es der gleiche Täter sein?

Die Vorgesetzten verlangen schnelle Ergebnisse, das Verhör zieht sich in die Länge, dem Geständnis hilft man mit Schlägen nach. Als sie den Fall zu den Akten legen, konstatiert Cohen gegenüber Eddie, Mörder seien nicht clever. "Die sind wie Polizisten. Wenn sie schlau wären, hätten sie was anderes aus ihrem Leben gemacht." Beiden Ermittlern ist klar, dass sie nicht den Richtigen hinter Gitter gebracht haben. Sie machen das Beste daraus, klettern die Karriereleiter nach oben. Aber Cohen behält den Fall als offene Rechnung im Gedächtnis.

Das ist nur eines der achtzehn Kapitel, in die der israelische Schriftsteller Lavie Tidhar seinen Roman "Maror" unterteilt. Über drei Jahrzehnte, von 1974 bis 2008, erstreckt sich die Handlung, folgt Drogenbossen beim Aufbau ihrer Imperien, Diamantendieben auf Raubzügen und Auftragsmördern bis nach Südamerika. Cohen taucht in allen Geschichten früher oder später auf, sitzt mal als drohender Schatten auf einer Couch neben den gefährlichsten Dealern Tel Avivs, hilft dem Sohn eines früheren Polizeichefs aus der Patsche, als der mit seinen Freunden aus Versehen die Pokerrunde eines mächtigen Unterweltbosses ausraubt, oder setzt eine Reporterin auf die Fährte von Immobilienspekulanten im Westjordanland an. Oft sind seine Motive unklar, meist fragt man sich, ob er nun endgültig die Seiten gewechselt hat, ob er jemals an so etwas wie Gerechtigkeit glaubte.

Und gerade, wenn man ihn, der selbst nach dem größten Blutbad ein religiöses Schrift-Zitat parat hat, als Racheengel abtut, seufzt er: "Das ist der Fluch unseres Landes, denke ich manchmal, wenn ich sentimental werde. Wir sind eine Nation, die ihre Kinder frisst."

Tidhar erzählt die Geschichte des Landes, in dem er geboren wurde, als blutiges Kriminalstück. Korruption und Vergeltung sind an der Tagesordnung, Politik und Verbrechen miteinander wie ein orientalisches Teppichmuster verwoben, Drogenhandel und Waffenschieberei gehen Hand in Hand. Niemand führt das ruhige Leben eines Zivilisten, denn selbst der Alltag ist immer politisch. Auf mehr als sechshundert Seiten entsteht so ein großes Gesellschaftspanorama, für das man sich auch deshalb Zeit nehmen muss, weil Tidhar nicht nur jedes der achtzehn Kapitel einer anderen Figur widmet. Er nutzt die Zäsuren auch, um Erzählperspektive und -stil zu wechseln.

In "Hava" gleitet man in den Gedankenstrom einer Bankangestellten und dreifachen Mutter, die beim Geschirrspülen an ein Treffen mit einer alten Freundin zurückdenkt. Mit jedem neuen Teller blättert eine weitere Schicht in Havas Erinnerungen ab, aus der harmlosen Frage, wer eigentlich das Nudelholz mitgenommen habe, entwickelt sich ein Mordgeständnis. Das nächste Kapitel folgt im Protokollstil dem Soldaten Nir bei einem Drogentransport über die Grenze. Und der Abschnitt, der sich der Reporterin Sylvie widmet, macht sich einen detailreichen Reportagestil zu eigen. Wenn die Journalistin hier eine große Geschichte wittert, mit der sie aus dem Klatschblatt herauskommen könnte, für das sie arbeitet und 1977 im Westjordanland recherchiert, wie israelische Immobilienspekulanten illegal Land erwerben, dann liefern die knappen, geraden Sätze immer auch Beschreibungen der Szenerie: "Das grelle Sonnenlicht blendete sie. Staubiges Gras wuchs zwischen den Mauerritzen. Das Haus hatte einen kleinen Garten, eine Ziege war dort festgebunden und fraß Gras hinter dem kaputten Zaun. Die Ziege starrte Sylvie böse an. Sylvie umschloss die Waffe in ihrer Tasche mit den Fingern."

Maror heißen die bitteren Kräuter, die man zu Beginn des jüdischen Pessachfests verspeist, zur Erinnerung an die Härte der Sklaverei vor dem Auszug aus Ägypten. Der Titel trägt Hoffnung in sich, weißt er doch auf das Zurückblicken aus einer Zukunft hin, in der sich die Situation endlich geändert hat, in der die Gesellschaft nicht mehr unter dem Joch von Zwang und Gewalt steht. Tidhar schaut mit der unsentimentalen Härte der Diaspora auf seine Heimat. Auf Hebräisch wird der Autor kaum verlegt. Mit fünfzehn Jahren verließ er den Kibbuz, in dem er aufgewachsen war, und ging ins Ausland. Nach langen Reisen in Asien und Südafrika ließ er sich in Großbritannien nieder. Von London aus publiziert er seine Romane auf Englisch, bediente dabei bislang zahlreiche Genres von Science-Fiction bis zu Fantasy und Noir-Erzählungen, selbst ein Kinderbuch findet sich auf seiner langen Publikationsliste.

In "Maror" zeigt er einmal mehr, wie präzise er schreiben und Figuren entwerfen kann. Jeder seiner zahlreichen Protagonisten, die sich über die Kapitel abwechseln, bleibt präsent. Das müssen sie auch, tauchen sie doch an der einen oder anderen Stelle wieder auf. Kein Faden bleibt am Ende lose hängen, jedes Schicksal findet seinen Abschluss - und nicht selten trägt Cohen selbst dafür Sorge, dass sich wenigstens für den Moment so etwas wie Gerechtigkeit einstellen kann. Nur das mit dem Frieden klappt nicht, denn der lässt sich mit Waffengewalt nie erzwingen. MARIA WIESNER

Lavie Tidhar: "Maror". Thriller.

Aus dem Englischen von Conny Lösch.

Suhrkamp Verlag, Berlin 2024.

639 S., geb.

© Alle Rechte vorbehalten. Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt.

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