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Kleine Grausamkeiten

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Drei Brüder bei einer Beerdigung, einer von ihnen liegt im Sarg, betrauert von seinen Geschwistern. Aber welcher? Und warum? Nur jeweils ein Jahr sind die Drumm-Brüder William, Brian und Luke auseinander und doch könnten sie unterschiedlicher nicht sein. William hat als Filmproduzent Karriere gemacht und glaubt, ihm stehe einfach alles zu, Brian, der mittlere Bruder, Lehrer und Künstleragent betätigt sich als wenig selbstloser Friedensstifter, Luke, psychisch instabiles Nesthäkchen, ist ein international gefeierter, sehr einsamer Popstar. Aber keiner von ihnen ist der, der er zu sein scheint. Vom Tag ihrer Geburt an hat ihre narzisstische, ziemlich abgefeimte Mutter die Brüder darauf abgerichtet, um ihre Aufmerksamkeit zu buhlen. Sie spielen Spielchen, doch im Laufe der Jahre werden diese Spiele - die kleinen Grausamkeiten - immer unheimlicher, gnadenloser und gefährlicher. Toxisch geradezu, denn nur zwei der Brüder werden überleben.

Produktdetails

Erscheinungsdatum
15. November 2021
Sprache
deutsch
Seitenanzahl
400
Autor/Autorin
Liz Nugent
Übersetzung
Kathrin Razum
Verlag/Hersteller
Produktart
gebunden
Gewicht
609 g
Größe (L/B/H)
215/135/31 mm
Sonstiges
Mit Lesebändchen
ISBN
9783958299740

Portrait

Liz Nugent

Liz Nugent, geboren 1967 in Dublin, hat für irische Radio- und Fernsehsender und für das Theater geschrieben. Bereits ihr erster Roman Unravelling Oliver (dt. »Die Sünden meiner Väter«), erschienen 2014, wurde ein großer Erfolg und Crime Novel of the Year bei den Irish Book Awards. Auch ihre folgenden Bücher Lying in Wait und Skin Deep wurden mit Preisen ausgezeichnet und landeten auf den irischen Bestsellerlisten. Nugents Romane erscheinen in fünfzehn Sprachen. Kleine Grausamkeiten erschien 2020 in Irland, England und den USA und wurde von der New York Times sofort als einer von sieben Most Recommended Thrillers of 2020 gelistet.

Pressestimmen

»Bis zum Schluss spielt Liz Nugent mit den Erwartungen der Leser, Patricia Highsmith lässt grüßen. Die Übersetzung von Kathrin Razum ist meisterhaft und man fühlt sich an Colum McCanns Die große Welt erinnert oder an Jennifer Egans Der größere Teil der Welt, sprich Kleine Grausamkeiten ist ganz große Literatur. « Stefan Maelck, MDR

»Die kunstvoll geplottete Mischung aus Familiendrama, Coming-of-Age-Story und Psychothriller zeichnet ein sehr düsteresBild. Doch bei aller Grausamkeit macht trockener, eher schwarzer Humor die Lektüre auch höchst vergnüglich. « Hanspeter Eggenberger, Tages-Anzeiger

»Bevor Sie sich das nächste Mal über Ihre Familie aufregen, lesen Sie dieses Buch! « Jackie Thomae, radioeins, Die Literaturagenten

»Kleine Grausamkeiten zeigt, wie gru ndlich Familienmitglieder einander ruinieren können und dass die größten Rätsel zuweilen in der Psyche zu finden sind. « Sarah Lyall, The New York Times Book Review

»Krimi und griechische Tragödie in einem . . . absolut fesselnd« Irish Independent

»Raffiniert konstruiert Die Autorin erzählt diese Tragödie mehrerer Generationen mit solcher Kunstfertigkeit, dass sich die fesselnde Kraft eines unmittelbar bevorstehenden Autounfalls entfaltet. « Publishers Weekly

»Nugent weiß, dass niemand von vornherein niederträchtig ist, aber sie gestattet uns nicht, daru ber hinwegzusehen, wie wahrhaft niederträchtig einige von uns werden. « CrimeReads

Besprechung vom 07.02.2022

Mutters Vorstellungen von Ehe und Treue

Liz Nugent seziert eine dysfunktionale irische Familie aus der Sicht der drei Söhne - von denen einer tot und einer Mörder ist.

Genrekonventionen können findigen Autoren einen Rahmen bieten, der überbordenden Ideen Halt gibt. Die irische Schriftstellerin Liz Nugent ist so eine findige Autorin, und würde auf dem Umschlag ihres Buches "Kleine Grausamkeiten" nicht das Wörtchen "Kriminalroman" stehen, man vergäße glatt beim Lesen, dass es hier eigentlich um einen Mord geht, so klug seziert die Autorin dysfunktionale Familienstrukturen.

Dabei beginnt sie direkt mit einer Beerdigung. Die drei Brüder der Familie Drumm sind anwesend, einer liegt im Sarg, zwei zeigen Trauer. Doch wer tot ist und wer lebt, das gilt es auf den folgenden rund 400 Seiten zu enträtseln.

Nugent ist eine Meisterin von Form und Sprache. In ihrer Einleitung gibt sich ein namenloser Icherzähler als einer der Brüder und potentieller Mordverdächtiger zu erkennen, man findet jedoch kein Anzeichen dafür, um wen es sich handeln könnte. Dann beginnt die Spurensuche in zwei Teilen. Im ersten erzählt jeder Bruder separat seine Erinnerungen in Ichform. Ganz im Gedankenstrom verloren, wechseln Orte und Zeiten, von der Kindheit im irischen Elternhaus, den Bruderkämpfen beim Heranwachsen bis zu Karrierewegen, die schließlich durch Europa und Amerika führen.

William, der Älteste, war der Liebling der Mutter und setzte sich als Filmproduzent durch. Luke, der Jüngste, ist erfolgreicher Popstar, der mit Mitte zwanzig den Zenit des Erfolgs überschritten hat und versucht, mit schwindendem Ruhm und Geld klarzukommen. Und dann ist da noch Brian, der selbst bei den Erzählungen der Geschwister immer irgendwie am Rande steht und gern als Sündenbock verhaftet wird, wie William in Erinnerung an ein grauenhaft eskaliertes Weihnachtsfest erzählt: "Denn bei uns in der Familie, so war das nun mal, musste immer jemand als Zielscheibe des Spotts herhalten, und an diesem Weihnachtsfeiertag war das Brian."

Wann werden diese kleinen Spötteleien und Grausamkeiten zu viel? Was gab den Ausschlag für den Brudermord? Nugent spielt mit dem klassischen "Whodunit"-Konzept, das allein nach dem Täter sucht, und erweitert es um die Frage: Wer liegt eigentlich im Sarg? Die Autorin hat ihr Handwerk bei den großen englischsprachigen Literaten der Moderne und Postmoderne gelernt. Das multiperspektivische Erzählen und das Eintauchen in den Gedankenstrom der Figuren sind dem Werk ihres irischen Landsmannes James Joyce entlehnt.

Aufbau und Form erinnern an William Faulkners Novelle "Als ich im Sterben lag". Auch darin erzählen abwechselnd Geschwister ihre Sicht auf die Familiengeschichte und ergänzen bereits von einer anderen Person Berichtetes um neue Details, stellen so Sichtweisen und Motive für Handlungen infrage. Zudem verbindet eine zweite Idee Nugent mit Faulkner: Die Figur der Mutter stellen beide Autoren in den Mittelpunkt, lassen sie jedoch fast ausschließlich aus der Sicht der Kinder entstehen. Doch im Gegensatz zu Faulkners Mutterfigur, die von romantischen Jungmädchenträumen und deren Scheitern an der harten Realität des Ehe- und Farmlebens zu Beginn des 20. Jahrhunderts erzählte, ist die Mutter der Drumm-Brüder deutlich komplexer.

Die Erzählungen der drei Söhne kreisen um sie wie Planeten um eine Sonne, die kurz vor der Explosion steht. Am unterschiedlichen Maß von Aufmerksamkeit und Zuneigung der Mutter entzünden sich die Bruderkämpfe, hier liegt die Wurzel für ihre bis ins Erwachsenenalter andauernde Rivalität. Aus der Sicht der drei Söhne entsteht das Bild einer Frau, die als Waise der Dubliner Arbeiterklasse entstammte, sich von der Heirat mit einem sanfteren, älteren Mann finanzielle Absicherung versprach und feststellen musste, dass ihre Vorstellungen von Ehe und Treue nicht denen des Mannes entsprachen.

Je mehr die Söhne von ihren Leben erzählen, desto vielschichtiger wird die Gestalt der Mutter, die mal als süchtig nach Ruhm und Anerkennung, mal als divenhafte Schauspielerin und mal als psychisches Wrack wahrgenommen wird. Immer deutlicher treten auch die Traumata zutage, die diese Frau durchlebte und am Ende an ihre Söhne vererbte. Nugent gelingt es, aufzuzeigen, wie Missbrauch, Manipulation und Misstrauen sich übertragen, wie jeder der drei Söhne auf unterschiedliche Art die Qualen der Mutter verinnerlicht hat und in seinem eigenen Leben weitergibt.

Während der egomanische William die Stärke der Mutter und die Schwäche des Vaters in einem misogynen Frauenbild kompensiert, reagiert der verschlossene Brian mit Rückzug und Unterdrückung seiner Gefühle, und im sensiblen Luke blüht das Trauma der Mutter zur vollen Neurose auf. Besonders in der Erzählung Lukes wird Nugents handwerkliche Brillanz deutlich. Hier ändern sich Ton und Sprachduktus ins Manische, wenn Lukes Psyche die Qualen im Schlaf zu verarbeiten sucht. Dann entwickelt der Junge panische Angst vor einer alten Frau im Wald und träumt von einer Hexe, die seiner Mutter immer ähnlicher sieht.

Die Autorin spielt mit solchen Märchentropen, ruft damit das Repertoire der Literatur über grässliche Frauen ab, schafft es aber, nicht in Klischees zu verfallen, sondern selbst für die ambivalente Mutterfigur Verständnis aufzubringen, indem sie irgendwann die Ursachen für deren Verhalten präsentiert. Außerdem gelingt ihr über die Perspektive der Söhne ein kluger Dreh, um sexuelle Übergriffe und Gewalt zu thematisieren, und wie diese nicht nur Frauen, sondern auch die Männer erschüttern. So handelt "Kleine Grausamkeiten" auch von Machtmissbrauch, von MeToo-Diskussionen und vom Umgang mit sexueller Gewalt.

Während sich dies alles über Zeitsprünge, die mehr als vier Jahrzehnte umfassen, zu einem großen Gesellschaftsbild zusammenfügt, erinnert der zweite Teil des Buches daran, dass auf dem Leineneinband das Wörtchen "Kriminalroman" steht. Wer schuldig, wer unschuldig und wer tot ist, enthüllt der rasante zweite Erzählteil, in dem sich die Brüder immer schneller abwechseln, ergänzen, erklären. Wenn man die Lösung weiß, beginnt man wieder am Anfang zu blättern. MARIA WIESNER

Liz Nugent: "Kleine Grausamkeiten". Kriminalroman.

Aus dem Englischen von Kathrin Razum.

Steidl Verlag, Göttingen 2021. 400 S., geb.

© Alle Rechte vorbehalten. Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt.

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LovelyBooks-BewertungVon hamburgerlesemaus am 13.01.2025
Ich habe mein erstes Highlight des Jahres gefunden:KLEINE GRAUSAMKEITENLiz Nugent... ist ein Porträt einer dysfunktionalen Familie. Nachdem der gutmütige Vater früh verstorben ist, stehen die drei Söhne und die narzisstische Mutter im Fokus.Im Verlauf des Buches erfahren wir viel über die Kindheit der Jungen, ihre Machtspiele untereinander und ihren Kampf um die Aufmerksamkeit und Anerkennung der Eltern zu erlangen. Sie wachsen in Dublin der 70er- und 80er-Jahre auf und sind dabei meist auf sich allein gestellt. Während die Mutter an ihrer Gesangs- und Schauspielkarriere arbeitet, kümmert sich maximal der Vater um die Jungen.Als Erwachsene haben sich die Spannungen zwischen den Brüdern keineswegs gelegt, obwohl sie mittlerweile unterschiedliche Rollen innerhalb der Familie einnehmen. William ist der erfolgreiche Bruder mit aggressiven, misogynen und narzisstischen Zügen. Brian, der mittlere Bruder, ist Lehrer und versucht als Vermittler in der Familie zu agieren. Luke, der Jüngste, bleibt das exzentrische und labile "schwarze Schaf" der Familie.Im Verlauf der Geschichte spitzen sich die Beziehungen der Brüder so zu, dass sie schließlich alle drei einer Beerdigung beiwohnen - einer von ihnen im Sarg.Liz Nugent erschafft in zahlreichen, in sich abgeschlossenen Kapiteln ein beeindruckendes Charakterporträt einer völlig toxischen Familienbeziehung. Besonders beeindruckend ist, wie jedem der Brüder im Verlauf des Buches ein eigener Abschnitt gewidmet wird, in dem er als Hauptfigur seine Perspektive auf die Ereignisse schildert. Dadurch verdichtet und erweitert sich die Erzählung von Bruder zu Bruder, bis schließlich ein großes, vollständiges Bild entsteht.Für mich ist das Buch ein echtes Highlight. Von der ersten Seite an war ich gefangen und bis zum Ende wusste ich nicht, welcher Bruder gestorben war - äußerst spannend!Nachdem ich ihr neuestes Werk, Seltsame Sally Diamond, gelesen hatte, wollte ich unbedingt diesen Vorgänger lesen - und ich wurde nicht enttäuscht. Kurz erwähnen möchte ich noch das wieder einmal wunderschöne Cover im Leinenbezug aus dem Verlagshaus Steidl - einfach großartig! ¿¿Großes Kino!5/5
Von Christiane Fi am 11.01.2025

Highlight

KLEINE GRAUSAMKEITEN Liz Nugent ist ein Porträt einer dysfunktionalen Familie. Nachdem der gutmütige Vater früh verstorben ist, stehen die drei Söhne und die narzisstische Mutter im Fokus. Im Verlauf des Buches erfahren wir viel über die Kindheit der Jungen, ihre Machtspiele untereinander und ihren Kampf um die Aufmerksamkeit und Anerkennung der Eltern zu erlangen. Sie wachsen in Dublin der 70er- und 80er-Jahre auf und sind dabei meist auf sich allein gestellt. Während die Mutter an ihrer Gesangs- und Schauspielkarriere arbeitet, kümmert sich maximal der Vater um die Jungen. Als Erwachsene haben sich die Spannungen zwischen den Brüdern keineswegs gelegt, obwohl sie mittlerweile unterschiedliche Rollen innerhalb der Familie einnehmen. William ist der erfolgreiche Bruder mit aggressiven, misogynen und narzisstischen Zügen. Brian, der mittlere Bruder, ist Lehrer und versucht als Vermittler in der Familie zu agieren. Luke, der Jüngste, bleibt das exzentrische und labile schwarze Schaf der Familie. Im Verlauf der Geschichte spitzen sich die Beziehungen der Brüder so zu, dass sie schließlich alle drei einer Beerdigung beiwohnen - einer von ihnen im Sarg. Liz Nugent erschafft in zahlreichen, in sich abgeschlossenen Kapiteln ein beeindruckendes Charakterporträt einer völlig toxischen Familienbeziehung. Besonders beeindruckend ist, wie jedem der Brüder im Verlauf des Buches ein eigener Abschnitt gewidmet wird, in dem er als Hauptfigur seine Perspektive auf die Ereignisse schildert. Dadurch verdichtet und erweitert sich die Erzählung von Bruder zu Bruder, bis schließlich ein großes, vollständiges Bild entsteht. Für mich ist das Buch ein echtes Highlight. Von der ersten Seite an war ich gefangen und bis zum Ende wusste ich nicht, welcher Bruder gestorben war - äußerst spannend! Nachdem ich ihr neuestes Werk, Seltsame Sally Diamond, gelesen hatte, wollte ich unbedingt diesen Vorgänger lesen und ich wurde nicht enttäuscht. Kurz erwähnen möchte ich noch das wieder einmal wunderschöne Cover im Leinenbezug aus dem Verlagshaus Steidl einfach großartig! Großes Kino! 5/5