Jimmy ist ein elfjähriger Junge, der gemeinsam mit seiner Mutter in Bovenmeer wohnt. Vor einem Jahr zog Tristan mit seiner Familie in die Stadt, die vor dem Krieg im Kosovo durch ganz Europa auf der Flucht war. Jimmy ist ein intelligentes Kind, das aber eher ein Außenseiter ist. Daher macht er sich zur Aufgabe, Jimmy Niederländisch beizubringen und sein bester Freund zu werden. Jimmy sammelt außerdem leidenschaftlich gerne Flippo-Kärtchen, die Chipstüten beiliegen. Als Tristans Familie die Abschiebung droht, schmieden Tristan und seine ältere Schwester einen gefährlichen Plan und brauchen dafür Jimmys Hilfe.
Ich hatte zuvor noch nichts von Lize Seit gelesen, aber das Cover sowie der Klappentext haben mich direkt angesprochen. Das Buch ist nicht allzu dick, aber der Autorin gelingt trotz der Kürze eine spannende und kindgerechte Geschichte über Freundschaft und deren Grenzen, auch die Themen Krieg und fremd sein in einem neuen Land werden thematisiert.
Das Buch beruht auf wahren Begebenheiten und das macht es nochmal spannender und nahbarer. Jimmy wächst einem sofort ans Herz, bereits auf den ersten Seiten erfährt man Einiges über sein Sammelfieber der Flippo-Kärtchen, akribisch reinigt, sortiert und katalogisiert er die Kärtchen und arbeitet bereits an einem zweiten Album für Tristan. Jimmy ist ein typisches Außenseiterkind, das ein großes Herz besetzt und seine Umgebung genau und aufgeweckt wahrnimmt. Man verfolgt die Freundschaft von ihm und Tristan, an einigen Stellen dachte ich jedoch auch, dass Jimmy immer etwas mehr in die Freundschaft investiert. Tristan hat eben auch viele andere Probleme in seinem noch jungen Leben: Schüchternheit, weil er die Sprache anfangs noch nicht gut beherrscht, Angst vor einer Abschiebung und seinen Platz in einer Großfamilie zu finden.
Das Buch beginnt ruhig und unspektakulär, im Verlauf baut sich ein Spannungsbogen auf, dessen Ende mich nur teilweise überzeugen konnte. Es hat mich ratlos und nachdenklich zurück gelassen, was von der Autorin wahrscheinlich so gewollt ist. Da Jimmy aus seiner Sicht erzählt, verfolgt man das Geschehen aus seiner kindlich-naiven Sicht, was ich passend für die Zielgruppe ab 14 Jahren finde.
Ich finde das Buch sehr lesenswert, weil es auf wenigen Seiten viel für eine kindgerechte Geschichte bietet, aber trotzdem hat mir beim Lesen die Bindung vor allem zu Tristan und seiner Familie etwas gefehlt, was auch an der Kürze der Geschichte liegen kann. Auch als Schullektüre kann ich mir das Buch gut vorstellen, da es viel Diskussionspotenzial bietet und aktueller ist denn je.