Doris ist ein schüchternes Elefantenmädchen, das dummerweise knallrot ist und auffällt wie ein bunter Hund. Das gefällt ihr gar nicht, denn sie fühlt sich wegen der vielen Blick unwohl und flüchtet dann gern, um in einer bunten Menge an Tieren abzutauchen. Dort fühlt sie sich dazugehörig und kann so sein, wie sie ist. Doch irgendwann droht sie sich selbst zu verlieren. Von da an macht es ihr nichts mehr aus aufzufallen und sie wird selbstbewusster.
Doris ist einfach ein total niedlicher Elefant, der leider etwas schüchtern ist. Klar, dass ein roter Elefant aber immer angeschaut wird, denn das ist natürlich etwas Außergewöhnliches. Doch Doris mag das gar nicht. Sie spricht die schauenden kleinen Leser*innen direkt an und fordert sie auf, sie einfach nicht mehr anzuschauen. Gerade deswegen schauen die Kinder erst recht. Und so flüchtet Doris immer auf die nächsten Seiten weiter, wo sie meist in einer Menge abtaucht. Mal sind es Vögel, mal Fische, mal Blumen. Hier sind dann die Kinder gefragt, denn es ist gar nicht so einfach, Doris in dieser bunten Ansammlung von bunten Wesen zu finden. Kaum gefunden, verschwindet sie wieder. Bis sie irgendwann auf einer komplett roten Seite landet, wo sie sich fast selbst nicht mehr findet. Das öffnet ihr die Augen. Es ist besser, gesehen zu werden, als sich selbst zu verlieren. Und das macht Doris mutig und ihr Selbstbewusstsein wird größer. Sie traut sich dann sogar, jemanden anzusprechen. Doch dieser jemand ist ebenfalls schüchtern.
Schon meiner Tochter mit 2 Jahren und 8 Monaten gefällt Doris. Sie liebt es, dem kleinen Elefanten über die Seiten hinweg zu folgen und sie in der Menge bunter Tiere wiederzufinden. Schon das Cover zeigt, dass das Buch fast komplett in satten Grundfarben gehalten ist, was es gar nicht so leicht macht, Doris zu finden. Nur, wo sich Farben überschneiden, mischen sie sich zu orange, lila und grün, so dass man sogar nebenbei noch die Farbenlehre kennenlernt. Doris verschwindet in diesem Farbenmix und fühlt sich zugehörig, nur um dann wieder aufzufallen, wenn die anderen weg sind. Besser, so lernt man auf der roten Seite, man fällt auf, als überhaupt nicht gesehen zu werden. Sei du selbst könnte man also die übertragene Botschaft deuten. Diese wird hier wirklich wunderbar transportiert. Am Ende ist Doris ganz stolz auf sich und wird offener. Da finden wir es ein bisschen schade, dass gerade das angesprochene blaue Nashorn auch schüchtern ist. Doch so merken schüchterne Kinder auch, dass es nicht nur ihnen so geht. Ein außergewöhnliches und wunderbar buntes Bilderbuch nicht nur für Schüchterne. 4,5 Sterne