Authentisch, aktuell und humorvoll - ein neuer Roman von Jugendliteraturpreis-Gewinnerin Marianne Kaurin
Wer wird die neue Wohlfühlagentin? Inken oder Alba?
Inken ist zwölfeinhalb Jahre alt und auf ihrer Prioritätenliste für das neue Schuljahr steht vor allem eins: beliebt werden. Bestimmt würde sie dann sogar mit Leo zusammenkommen, der sie neulich so süß angelächelt hat. Es ist also nur logisch, dass Inken für den Posten als
Wohlfühlagentin in ihrer Klasse kandidiert. Blöd nur, dass auch die neue superengagierte Mitschülerin Alba am Wahlkampf teilnimmt. Statt die Netikette und demokratischen Regeln zu beachten, greifen beide Mädchen zu den fiesesten Mitteln - offline und online. Und dann kommt es plötzlich noch schlimmer: Alba soll bei Inken einziehen. Müssen die beiden nun doch zusammenhalten?
Zwei Mädchen mit Ecken und Kanten aus dem wahren Leben - authentisch und herrlich erfrischend!
Ausgewählte Pressestimmen zur Marianne Kaurins "Irgendwo ist immer Süden" (2021 ausgezeichnet mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis in der Kategorie Kinderbuch)
»Marianne Kaurin legt einen vielschichtigen Kinderroman vor, der mehrere ineinander verwobene Erzählstränge aufweist. Eindrucksvoll wird das kindliche Spiel als autonomer Zwischenraum inszeniert, in dem die Kinder aktiv handelnd sich weiterentwickeln können und für die Realität gestärkt werden. Das Figurenensemble ist stimmig konzipiert, auch die Erwachsenen Randfiguren überzeugen in der fein austarierten Darstellung. Souverän gelingt es Franziska Hüther, die sensible Sprache der Autorin treffend zu übersetzen und den doppelbödigen Humor wirkungsvoll zu platzieren. «
Jurybegründung der AKJ zur Verleihung des Deutschen Jugendliteraturpreises 2021
»Der norwegischen Autorin Marianne Kaurin gelingt mit ihrem Kinderroman Irgendwo ist immer Süden ein kleines Kunststück: Sie erzählt eine heitere und sonnige Sommergeschichte, deren Heldin ein Mädchen ist, das ziemlich viel Zeit im Schatten verbringt. [. . .] Dass die Geschichte bei aller Härte ein echtes Kinderabenteuer ist und niemals moralisch wird, kann man nicht genug loben und will Kaurins Buch jederzeit empfehlen. [. . .]. «
DIE ZEIT
»Eine Geschichte über die Macht der Phantasie, sensibel und schnörkellos erzählt. Kaurin gibt Kindern Mut und eine Stimme! «
Begründung der Dt. Akademie KJL zur Wahl als Kinderbuch des Monats Mai
»Marianne Kaurin versteht es, auch das Nichtgesagte wirken zu lassen. (. . .) Jede ihrer Geschichten von Annäherung, einander verlieren und wiederfinden ist auf eigene Art rührend, und in Sprache, Ton und Gedanken passgenau zum Alter. Und jede ihrer kleinen Liebesgeschichten hat einen besonderen Charme. «
Frankfurter Allgemeine Zeitung
Besprechung vom 25.11.2024
Fühl Dich jetzt wohl!
"Inken oder Alba" von Marianne Kaurin
In Norwegen ist die siebte zugleich die letzte Klasse vor der weiterführenden Schule. Wer, so wie Inken, in die siebte Klasse kommt, darf sich noch ein Jahr lang zu den Großen zählen, bevor es an der nächsten Schule wieder von vorn, sprich von unten losgeht. Bei Inken ist es gleich so weit, als das neue Buch der preisgekrönten norwegischen Schriftstellerin Marianne Kaurin beginnt. Kaum hat nach den langweiligen Sommerferien die Schule wieder begonnen, möchte sie nur noch so werden wie Iselin und Victoria im Jahrgang vor ihr waren: "Eine, zu der alle aufsehen, eine von den Beliebten."
Wie wird man beliebt? Das ist die Frage, auf die das Buch eine ganze Reihe von Antworten findet und sozusagen durchexerziert. Zunächst gibt es die Videos von "Cora & Caitlin", zwei englischsprachigen Influencerinnen, die wissen, wie man selbstbewusst läuft, Aufmerksamkeit generiert und cool aussieht. Inken übt fleißig. "Ich laufe ein paar Proberunden im Schlafanzug und filme mich, wie ich ganz lässig vom Kleiderschrank zum Schreibtisch gehe." Sodann bietet sich die Möglichkeit, sich in der Schule zur "Wohlfühlagentin" wählen zu lassen, ein Amt, das, so formuliert es Inken in ihrem Tagebuch, sie zu einer "Art Anführerin" machen würde, die alles Mögliche bestimmen dürfte und berechtigt wäre, in einer schicken grünen Wohlfühlagentinnen-Weste herumzulaufen. Drittens könnte man einfach man selbst sein.
So formuliert es jedenfalls Alba, die Neue in der Klasse, die sich ebenfalls zur Wahl aufstellen lassen möchte. Da aber Alba, ebenso wie Inken, zwölf Jahre alt ist und, ebenso wenig wie Inken, noch keine rechte (oder eine zu genaue) Vorstellung davon hat, wer sie selbst sein könnte, entwickelt sich diese Wahl, die als praktische Einführung in demokratische Prozesse gedacht war, zu einer Schlammschlacht, in der bald alle Hemmungen fallen. Wer beliebt sein möchte, geht über Leichen, offenbar auch in Demokratien. Insofern sind der Unterricht wie auch das Buch "Inken oder Alba" von weit größerer Aktualität als ursprünglich vielleicht geplant.
Marianne Kaurin, die vor drei Jahren für "Irgendwo ist immer Süden" mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis in der Sparte "Kinderbuch" ausgezeichnet wurde, lässt ihre Ich-Erzählerin Inken erleben, wie es ist, wenn eine kleine Lüge zu einer größeren wird und diese größere Lüge zur nächsten führt, bis man nicht mehr weiß, wie man aufhören soll und selbst für Wahrheit zu halten beginnt, was anfangs als Notlüge noch hätte durchgehen können. Für Inken beginnt es damit, dass sie den Tippfehler auf ihrem eigens gedruckten Wahl-T- Shirt "Inken in sAmt!" vor der Klasse als Patzer eines an Legasthenie erkrankten Mitarbeiters der Druckerei erklärt, der trotz seines Missgeschicks eine Chance verdient habe, weshalb sie ihr Shirt mit Stolz trage! Bald schieben sich so im Wettstreit mit Alba mehrere Ebenen der Wirklichkeit übereinander - jene im Klassenraum, eine andere im Klassenchat, eine weitere zu Hause und die letzte, die nur Inken und Alba kennen.
Denn die Dinge werden noch komplizierter dadurch, dass Alba neu in der Schule ist, weil ihre Mutter in die Gegend zog, um ihrer neuen Bekanntschaft näher zu sein - Inkens Vater. Theoretisch könnte Alba somit die neue Stiefschwester werden, von der das Einzel- und Trennungskind Inken immer geträumt hat. Praktisch ist der Weg zu schwesterlicher Vertrautheit aber gepflastert mit Boshaftigkeiten und Schikanen, deren einzig Gutes darin liegt, dass sie den beiden Mädchen die Gelegenheit geben, der jeweils anderen tief in die schwarzen Ecken der Seele zu schauen. Und diese zu kennen schadet nicht, wenn man gezwungen ist, ein Zimmer zu teilen.
Dass man das Buch von Marianne Kaurin trotz alldem schmunzelnd liest, liegt an ihrem Sinn für Alltagsabsurditäten, mit dem sie das komische Potential dieses erbitterten Wahlkampfes immer wieder hebt, ebenso wie an der Selbstironie, die sie ihren Figuren zugesteht, besonders Inken. Denn die merkt bald selbst, dass sie mit ihrer Interpretation demokratischer Prozesse danebenliegt. Und hat so, ohne dass irgendjemand ihr eine Moralpredigt halten würde, etwas Wichtiges gelernt. LENA BOPP
Marianne Kaurin: "Inken oder Alba".
Aus dem Norwegischen von Franziska Hüther. Woow Books, Hamburg 2024. 250 S., geb., 16,- Euro. Ab 12 J.
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