"Wut und Liebe" hätte genauso gut "Schein und Sein" heißen können, denn zum Schluss stellt sich heraus, dass nichts so ist, wie es sich ursprünglich dargestellt hat.
Noah Bach, ein brotloser, bildender Künstler, der noch auf den großen Durchbruch wartet, wird von seiner Feundin Camilla verlassen. Denn diese liebt zwar ihn, aber nicht das Leben mit ihm. Ein kleiner, aber entscheidender Unterschied. Sie hat keine Lust mehr, einen Job zu machen, den sie hasst, um jemanden zu unterstützen, der einen Job hat, den er liebt. Sie will sich einen reichen Mann sichern, bevor sie alt und hässlich wird. Noah kann es ihr nicht verübeln, leidet aber trotzdem unter der Trennung. Wenn er nur an genügend Geld käme, um Camilla ein auskömmliches Leben zu bieten! Eine Lösung scheint sich anzubahnen, als er Betty Hasler kennenlernt. Diese ist von Wut und Hass zerfressen, weil sie dem Unternehmensberater Zaugg die Schuld dafür gibt, dass ihr Mann sich buchstäblich zu Tode geschuftet hat. Zauggs Tod wäre ihr eine ansehnliche Summe Geld wert. Und Noah kommt ins Grübeln.
Wie weit ist man für Geld oder Liebe bereit zu gehen? Mit wachsender Spannung verfolgt der Leser, wie Noah mit seinen Vorbereitungen für einen Mord beginnt. Interessanterweise überkommen ihn dabei keinerlei moralische Skrupel, sondern er ist rein von Pragmatismus getrieben. Und er merkt zunächst nicht, wie sich Zaugg langsam, aber unwiderruflich auch ihn sein Leben schleicht und ihm schadet. Derweil verfolgt Camilla ihre eigene Strategie. Zum Schluss sind es die Frauen, die im Hintergrund die Fäden ziehen, während die Männer auf der großen Bühne stehen und glauben, alles in der Hand zu haben.
Von Martin Suters neuestem Roman fühlte ich mich gut unterhalten. Und das Ende wartet, ganz nach meinem Geschmack, mit einigen überraschenden Plottwists auf,