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Einmal noch sterben

Ausgezeichnet mit dem Deutschen Krimipreis 2022 | 2. Platz

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Februar 2003. Nach den Anschlägen von New York steht der Krieg gegen den Terror vor einem weiteren Höhepunkt: Die USA und ihre Verbündeten bereiten sich darauf vor, in den Irak einzumarschieren. BND-Agent Frank Jaromin ist gerade von einem Einsatz in Bosnien zurückgekehrt und will sich eigentlich um seine zerstrittene Familie kümmern. Da kommt ein hochbrisanter Auftrag aus dem Kanzleramt: Eine irakische Regimegegnerin behauptet, die Vorwürfe, die den Krieg legitimieren sollen, seien erfunden, es gebe im Irak nachweislich keine Massenvernichtungswaffen. »Curveball« - jener Informant, auf dessen Aussage die Vorwürfe basieren - lüge. Der BND schickt Frank Jaromin mit zwei Kollegen in geheimer Mission nach Bagdad, um die Beweise der Dissidentin zu sichern und den Krieg im letzten Moment zu verhindern. Das aber liegt nicht im Interesse einer Gruppe einflussreicher Akteure - ganz im Gegenteil. Und schon bald kämpft Frank Jaromin um sein Leben ...Dem sechsfachen Deutschen-Krimipreis-Träger Oliver Bottini gelingt mit seinem neuen Roman ein Meisterwerk des Spionagethrillers, politisch brisant und absolut mitreißend.

Produktdetails

Erscheinungsdatum
16. August 2022
Sprache
deutsch
Seitenanzahl
480
Autor/Autorin
Oliver Bottini
Verlag/Hersteller
Produktart
gebunden
Abbildungen
Gebunden mit Lesebändchen,
Gewicht
656 g
Größe (L/B/H)
210/143/42 mm
ISBN
9783832198473

Portrait

Oliver Bottini

OLIVER BOTTINI wurde 1965 geboren. Für seine Romane erhielt er zahlreiche Preise, unter anderem den Krimipreis von Radio Bremen, den Berliner Krimifuchs , den Stuttgarter Krimipreis und sechsmal den Deutschen Krimipreis, zuletzt 2022 für Einmal noch sterben . Bei DuMont erschienen außerdem Der kalte Traum (2012) und Ein paar Tage Licht (2014) kürzlich von ARTE/ZDF unter dem Titel Algiers Confidential verfilmt sowie die Kriminalromane um die Freiburger Kommissarin Louise Bonì. Oliver

Pressestimmen

Besprechung vom 05.09.2022

Wer wird denn was gegen Krieg haben?
Weltpolitik wird auch in Pullach gemacht: Oliver Bottinis Spionagethriller "Einmal noch sterben"

Beinahe fünf Jahre sind vergangen, seit Ende 2017 Oliver Bottinis letzter Krimi "Der Tod in den stillen Winkeln des Lebens" erschienen ist (F.A.Z. vom 8. Januar 2019). Nun legt er mit einem Roman nach, der den elegischen Titel "Einmal noch sterben" trägt und von den Verwicklungen des Bundesnachrichtendienstes (BND) in den Irakkrieg 2003 erzählt.

War es beim Vorgänger um Landraub im Rumänien der Gegenwart gegangen, bemächtigt sich der 1965 geborene, in Frankfurt am Main lebende Autor nun eines zeitgeschichtlichen Themas, siedelt es zwischen Fakten und Fiktion an. Zuletzt hatte sich Merle Kröger mit "Die Experten" einer historischen Folie - ehemalige Nazis im Dienst der ägyptischen Rüstung - erfolgreich bedient (F.A.Z. vom 1. März 2021). Jüngere Zeitgeschichte scheint angesagt zu sein.

Februar 2003, Bagdad, Amman, Berlin, Pullach, Schäftlarn und weitere Tatorte. Mehr als vierzig Figuren, hauptsächlich aus der Welt der Geheimdienste, Frontkämpfer wie Schreibtischtäter. Erstere haben schon zu viele Kriege erlebt, Letztere haben karrieremäßig noch etwas vor, aber das Terrain ist riskant. Spy versus spy: Pullacher gegen Berliner, BND gegen BKA, Kanzleramt und Geheimdienstkoordinator gegen beide, Amerikaner gegen Saddam, Iraqi Intelligence Service gegen den Rest der Welt und immer so weiter in Graustufen, zumeist überwiegt Dunkelgrau.

Im Zentrum der Handlung dieser "einfachen Geschichte", wie Bottini sie nennt, steht der BND-Präzisionsschütze Frank Jaromin, vormals Gebirgsjäger, seit zehn Jahren beim Auslandsgeheimdienst. Traumatisiert durch den frühen Verlust der Mutter und einen tyrannischen Vater, ist er unfähig, ein Zivilleben als Familienvater in Schäftlarn bei München zu führen. Was er tut, wenn er zur Arbeit geht, weiß die Familie nicht, darf es nicht wissen. So wird er über die Jahre zur Leerstelle. Die Frau hat einen Geliebten, sein Sohn lehnt ihn ab, nur die Tochter hängt wie ein Kätzchen am Vater.

In der Kirche St. Georg, markant auf einem Endmoränenhügel gelegen, trifft sich Jaromin mit seinem Gruppenleiter Bengt Koeppen zu Einsatzbesprechungen. Dort steht die Figur des Drachentöters, mit der er Zwiesprache hielt, als er mit dem Vater die Mutter betrauerte. Und der heilige Georg gab ihm Leitsätze mit wie: "Man muss seine Schuld tragen. Man muss das Schlechte in sich bekämpfen. Sich für das Gute opfern." Mit diesen Sätzen marschiert Jaromin bis weit über seine Schmerzgrenze hinaus.

Der Rahmen ist gesetzt. Die USA und das Vereinigte Königreich wollen Saddam Hussein beseitigen. Der deutsche Kanzler Schröder lehnt diesen Angriffskrieg ab. Die Datengrundlage ist wackelig: Ein Asylbewerber liefert dem BND Material über chemische Massenvernichtungswaffen (das sich später als erfunden herausstellen wird). Der BND warnt die USA, den Angaben Curveballs, so nennt ihn die CIA, zu trauen. Aber sie genügen Präsident Bush, eine "Koalition der Willigen" zu formen und den Krieg vom Zaun zu brechen. Der BND glaubt eine Dissidentin aufgetan zu haben, die Curveball als Lügner enttarnen könnte.

Ausgerechnet diese Frau erschießt Jaromin bei der Übergabe der Dokumente in Bagdad. Er tut es, weil ihn ein live zugeschalteter amerikanischer Satelliten-Überwacher vor einem Hinterhalt warnt - die Frau sei die Selbstmordattentäterin einer irakischen Eliteeinheit.

Der tödliche Schuss bringt nicht nur Jaromin in Lebensgefahr, weil er fortan als Verräter in den eigenen Reihen gilt. Der Mitschnitt, der seine Tat dokumentiert, ist manipuliert, aber das kann Jaromin erst beweisen, als es keine Rettung mehr gibt. Er weiß, dass er verraten wurde, aber nicht, von wem. Und er hat keine Vorstellung von der Dimension des Verrats. Die geheime Gruppe Schmidt operiert als Staat im Staat, ein im Thriller nicht erst seit Stieg Larssons "Millennium"-Trilogie beliebtes Motiv, um die innere Gefährdung westlicher Demokratien zu bebildern. Gesteuert wird die Gruppe vom ehemaligen BND-Chef Hans Breuninger. Dessen Privatleben liegt in Trümmern, seine Frau hat ihn nebst Kindern verlassen, sein Sohn kam beim Anschlag auf das World Trade Center ums Leben. Seither will er Krieg gegen die islamische Welt mit allen Mitteln. Mit Rot-Grün, mit Schröder, ist da nichts zu holen, also hilft er nach.

Die Zutaten des Romans könnten auch aus einer angelsächsischen Thriller-Fabrik stammen, doch Bottini hat sich für seine Figuren mehr einfallen lassen, auch wenn es nicht ohne Holzschnitt abgeht. Alle sind deformierte Seelen, leben nach Mustern, die aus zerstörten Kindheiten und frühkindlichen Traumata herrühren. Doch niemand ist bereit, sich wie der heilige Georg seines Glaubens wegen hinrichten zu lassen, die Hosenanzugträgerinnen schon gar nicht, von der unbeirrbaren BKA-Ermittlerin Hanne Lay abgesehen, die mehr als ihre Laufbahn riskiert, um Breuninger zu erlegen.

Bottini hat in der deutschen Oberliga einen Ruf zu verteidigen. Er tut dies mithilfe eines ausgefeilten Schlachtplans und schreiberischer Erfahrung aus nunmehr zehn Romanen. Das Lektorat hätte die Verwendung des Adjektivs "zahllos" korrigieren sollen - bei Überwachungskameras und Büchern liegt Zählbarkeit vor. Das Finale gehorcht den Blutbad-Regeln des Genres, lässt aber die Tür offen für eine Fortsetzung. HANNES HINTERMEIER

Oliver Bottini: "Einmal noch sterben". Roman.

Dumont Buchverlag, Köln 2022. 432 S., geb.

© Alle Rechte vorbehalten. Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt.

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Letztes Jahr bekam ich für den Autor eine große Empfehlung und habe mich nach über 20 Jahren mal wieder an einen Politikroman getraut. Ja, Bottini nennt es einen Roman, auch wenn die Spannung an vielen Stellen mit einem Thriller mithalten kann.Nun ist es nicht gerade mein Wohlfühlgenre, aber schon nach ein paar Seiten fühlte es sich für mich an, als lese ich einen Carré.Worum gehts?2003 präsentiert der US-amerikanische Außenminister Powell angebliche Beweise für Saddam Husseins Massenvernichtungswaffen. Seine Quelle ist "Curveball", ein fragwürdiger Informant des BND. Obwohl berechtigte Zweifel an dessen Aussage existieren, nutzt die Bush-Regierung sie als Legitimation für den Krieg gegen den Irak. Deutschland unter der Schröder-Regierung wird sich nicht daran beteiligen. So viel zu den Fakten. Im Roman gibt es eine irakische Regierungsgegnerin, die beweisen kann, dass Curveball lügt. Der Krieg könnte also noch abgewendet werden. Doch nun beginnt ein fieses Intrigenspiel. Frank Jaromin, Agent beim BND, wird nach Bagdad geschickt, um die Übergabe der Gegenbeweise zu sichern, doch schon seine Reise verläuft nicht wie gewünscht. Seine Mission läuft gründlich schief.Gleichzeitig versucht die BKA-Sonderermittlerin Hanne Lay, die Identität Curveballs zu überprüfen, auch ihr werden von verschiedenen Seiten Steine in den Weg gelegt.Schnell wird klar, dass beiden ein Gegner aus den eigenen Reihen gegenübersteht, eine Seilschaft, die im Gegensatz zur deutschen Regierung Interesse an dem Krieg hat.Bottini hält sich natürlich an den Lauf der Geschichte, aber er stellt die Frage, ob der Krieg nicht frühzeitig hätte verhindert werden können. Was wäre gewesen, wenn? Und so konstruiert er einen vielschichtigen Plot, in dem es um Loyalität und Vertrauen, Verrat und verborgene Wahrheit geht.Denn auch wenn man im Nachhinein festgestellt hat, dass Curveball gelogen hat, so bleiben doch einige Fragezeichen - wie das immer so ist, wenn Geheimdienste ihre Finger im Spiel haben. Bottini nutzt die Lücken, um seine Fiktion anzusiedeln und neue Fragen aufzuwerfen. Wie weit kann man staatlichen Institutionen trauen? Inwieweit war Deutschland tatsächlich am Krieg beteiligt? Dabei driftet Bottini aber nie ins Reich der Verschwörungstheorien ab.Aber auch seine Figuren widmet er eine tiefe Charakterzeichnung. Was macht es mit einem, wenn man jahrelang als Agent arbeitet, seine Familie, die nichts davon wissen darf, daran zerbricht?Bottins Politthriller ist ein absolut lesenswertes Buch, hochkomplex und rasant geschrieben. Schauplätze und Kapitel lösen sich in rascher Folge ab, und ganz allmählich verknüpfen sich alle Handlungsfäden. Köpfe rollen, Fäden werden gesponnen, Kollateralschäden in Kauf genommen. Die Welt ist und bleibt ein Wirrwarr aus Machtinteressen, die wir wohl nie durchschauen werden.Erst dachte ich ja, dass ich an dem Genre scheitere, aber dem war nicht so. Ich habe mich zwar kurz in den historischen Hintergrund eingelesen, aber mit seiner Geschichte hat er mich restlos gefesselt.Absolut verdienter 2. Platz beim Deutschen Krimipreis 2022.