Bücher versandkostenfrei*100 Tage RückgaberechtAbholung in der Wunschfiliale
Jetzt unser Bookcycling entdecken: Gebrauchte Bücher ganz leicht verkaufen
Alle Infos
mehr erfahren
product
product
cover

Die Welt nach Gaza

Die kritische Analyse des Gaza-Krieges von einem der großen international anerkannten Intellektuellen

250 Lesepunkte
Buch (gebunden)
Buch (gebunden)
25,00 €inkl. Mwst.
Zustellung: Do, 27.03. - Sa, 29.03.
Sofort lieferbar
Versandkostenfrei
Empfehlen

Die kritische Analyse von einem der großen international anerkannten Intellektuellen

Bestsellerautor Pankaj Mishra liefert in seinem neuen Buch eine kritische, postkoloniale Analyse des Krieges in Nahost. Er beleuchtet die historischen Hintergründe und geopolitischen Folgen sowie die gespaltenen weltweiten Reaktionen und verdeutlicht, warum eine andere, multiperspektivische Erzählung des aktuellen Konflikts essenziell für das Verständnis unserer Zeit ist.

In einer Epoche, in der die westliche Dominanz bröckelt und sich globale Machtverhältnisse neu ordnen, lädt Pankaj Mishra dazu ein, mit Blick auf die Zukunft weltweite Ungleichheiten anders zu betrachten und die Perspektive des globalen Südens einzubeziehen. Ein hochaktueller, kluger sowie kontroverser Beitrag zu einer der wichtigsten Debatten der Gegenwart.

Produktdetails

Erscheinungsdatum
26. Februar 2025
Sprache
deutsch
Auflage
1. Auflage
Seitenanzahl
304
Autor/Autorin
Pankaj Mishra
Übersetzung
Laura Su Bischoff
Verlag/Hersteller
Originalsprache
englisch
Produktart
gebunden
Gewicht
398 g
Größe (L/B/H)
205/132/31 mm
ISBN
9783103977042

Portrait

Pankaj Mishra

Pankaj Mishra, geboren 1969 in Nordindien, schreibt seit vielen Jahren regelmäßig für die »New York Review of Books«, den »New Yorker« und den »Guardian« über den indischen Subkontinent, über Afghanistan und China. Er gehört zu den großen Intellektuellen des modernen Asien und hat zahlreiche Essays in »Lettre International« und »Cicero« veröffentlicht; auf Deutsch sind darüber hinaus der Roman »Goldschakal« und der Essayband »Lockruf des Westens. Modernes Indien« erschienen. Pankaj Mishra war u. a. Gastprofessor am Wellesley College und am University College London. Für sein Buch »Aus den Ruinen des Empires«, das 2013 bei S. Fischer erschien, erhielt er 2014 den Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung. Bei S. Fischer sind von ihm außerdem »Begegnungen mit China und seinen Nachbarn«, »Das Zeitalter des Zorns. Eine Geschichte der Gegenwart« und »Freundliche Fanatiker« erschienen. Er lebt abwechselnd in London und in Mashobra, einem Dorf am Rande des Himalaya.


Literaturpreise:

2014 Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung

2014 Windham Campbell Literature Prize der Yale University

2013 Crossword Book Award for Nonfiction

Laura Su Bischoff, geboren 1984, studierte Amerikanistik, Anglistik und Neuere Geschichte. Seit 2014 übersetzt sie Sachbücher und Literatur aus dem Englischen, u. a. von Arthur Conan Doyle, Bee Wilson, Daniel Immerwahr, David Abulafia und Pankaj Mishra.


Pressestimmen

Ein streitbarer Debattenbeitrag, der eine westliche Deutungshoheit aufzubrechen versucht. Die ZEIT Sachbuch-Bestenliste

Besprechung vom 09.03.2025

Nur Schwarz und Weiß

Der gefeierte Intellektuelle Pankaj Mishra hat ein Buch über die "Die Welt nach Gaza" geschrieben. Seine postkoloniale Perspektive auf Israel ist vernichtend.

Von Tania Martini

Pankaj Mishra hat ein belastetes Verhältnis zu Israel. Der 1969 in Indien geborene Essayist und Kulturkritiker - er gilt als einer der wichtigsten Intellektuellen unserer Zeit - schlief als junger Mensch zu Hause unter einem Porträt von Mosche Dajan. Das ist ungewöhnlich. Man hätte vielleicht auf Mahatma Gandhi, Lata Mangeshkar oder auch Diego Maradona getippt, aber nein, es war der legendäre israelische Kriegsheld mit Glatze und Augenklappe Mosche Dajan, Verteidigungsminister im Sechstagekrieg und 1977 Außenminister im Kabinett des extrem nationalistischen Menachem Begin, der den jungen Mishra in seine Träume begleitete.

Was macht das Foto eines israelischen Generals in einem indischen Kinderzimmer? Mishra zufolge galt die israelische Staatsgründergeneration seiner Familie als leuchtendes Vorbild. Die Israelis hatten, so erzählt er in seinem neuen Buch "Die Welt nach Gaza", ein stolzes Selbstbild sowie eine religiöse und kulturelle Ideologie. Der Hindu-Nationalismus habe sich nach der Teilung Indiens dagegen "wie eine reine Tragödie" ausgenommen. Zudem hätte Israel gezeigt, "wie man mit Muslimen umzugehen hatte, nämlich in der einzigen Sprache, die sie verstanden: der Sprache der Gewalt".

Projektionen und Heroengeschichten bieten selten eine gute Grundlage zur Beurteilung von politischem Geschehen. Diese Geschichte aus Kindheitstagen ist jedoch nicht unwesentlich für die Sprecherposition des als "Vordenker des globalen Südens" geltenden Pankaj Mishra.

Er, der so großes Verständnis für die zionistische Idee einer sicheren Heimstatt für die Juden hatte, sah der Wahrheit ins Auge, als er erfuhr, "wie die Zionisten durch eine systematische ethnische Säuberung der von Arabern bewohnten Teile Palästinas und durch den Raub palästinensischen Landes und Eigentums eine jüdische Mehrheit erlangt hatten". Die Verehrung der Zionisten muss da abrupt und total zu Ende gewesen sein, sonst hätte er diese sehr einseitige Version der Geschichte vielleicht hinterfragt.

Das hätte er sogar an einer israelischen Universität tun können, denn dort ist die Geschichte der Nakba, die Vertreibung und Flucht der arabischen Palästinenser, gar nicht so selten erforscht und auch nicht "aktiv unterdrückt", wie er jetzt in seinem Buch behauptet. Gleichwohl es sehr lange gedauert hat, bis die ersten kritischen Arbeiten zum israelischen Unabhängigkeitskrieg entstanden. Erst in den Achtzigern haben die Neuen Historiker wie etwa Benny Morris und Tom Segev die offizielle zionistische Geschichtsschreibung kritisch untersucht.

Zur Wahrheit gehören auch Hunderttausende aus arabischen Ländern und dem Iran vertriebene Juden und Jüdinnen, die in Israel Zuflucht fanden. Sie berücksichtigt Mishra nicht, obwohl er doch zu erkennen glaubte, "in welcher Weise die Vorurteile der Weißen im Westen das Schicksal der Juden mit dem der Asiaten und Afrikaner verbanden". Auch zitiert er den schwarzen antikolonialen Denker W. E. B. Du Bois, der schrieb: "Plötzlich kam mir in den Sinn: Sind Juden schwarz? Wissen sie das, und leiden sie darunter?" Doch was hieß das schon? Hatte die Geschichte der Juden doch ihre "dramatischste Wende" genommen. Die Juden, so Mishra, wurden "aus einem marginalen, passiven und verachteten Dasein im Westen mitten ins Zentrum der modernen Welt geschleudert" und waren fortan "an nahezu all dessen schicksalhaften Entwicklungen und historischen Widersprüchen beteiligt". Heißt: Die Juden waren zu Weißen geworden. So einfach ist das.

Mishra folgert weiter, dass der Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern "auf einer der heimtückischsten Bruchlinien der modernen Geschichte" liegt: "der 'Farbenlinie', die W. E. B. Du Bois als das zentrale Problem der internationalen Politik bezeichnete". Sie ist definiert durch die rassistische Verweigerung des Rechts, an den Chancen der modernen Zivilisation teilzuhaben.

In zahlreichen gefeierten Büchern hat Mishra den verhängnisvollen Rationalitäts- und Überlegenheitsanspruch der Moderne und die unterdrückerischen Folgen für den globalen Süden untersucht. Für sein Buch "Aus den Ruinen des Empires", das die Auflehnung Asiens gegen den westlichen Imperialismus thematisiert, wurde er 2014 mit dem Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung ausgezeichnet. 2024 hat er einen viel diskutierten Aufruf zum Boykott israelischer Kulturinstitutionen unterschrieben. Eher das Gegenteil von Verständigung also.

In "Die Welt nach Gaza" stellt Mishra die kluge Frage, ob in der Gegenwart ein moralisches und politisches Handeln vorstellbar ist, das "frei von manichäischen historischen Narrativen wäre". Ein Handeln also, das folglich nichts als die Gegenwart zum Maßstab nehmen würde. Eine interessante Vorstellung, für die Mishras Buch nicht gerade ein Beispiel abgibt, lautet hier die eigentliche Leitfrage doch: "Wie war es möglich, dass Israel, das als Heimstätte für ein verfolgtes heimatloses Volk geschaffen worden war, eine derart fürchterliche Macht über Leben und Tod einer anderen Flüchtlingsbevölkerung ausübte?" Auch diese Frage ist freilich legitim, würde der Autor auf den 284 Seiten des Buches doch bloß klar benennen, in welche Kriege Israel im Laufe seiner Geschichte getrieben wurde.

Aber auch Tausende Raketen der Hizbullah aus dem Libanon, der Huthis aus dem Jemen und der Mullahs aus dem Iran in der jüngsten Geschichte nach dem 7. Oktober resultieren in Mishras Darstellung einzig aus der Absicht Israels, diese Länder zu einer Ausweitung des Krieges zu provozieren.

"Die Welt nach Gaza", dem in den USA bereits ein großer Erfolg beschert ist, dürfte das Buch mit den aktuell meisten Holocaust-Vergleichen sein. Ob Primo Levi, Hannah Arendt, Simone Weil oder Sigmund Freud, zahlreiche Juden werden zu Mishras Komplizen im Kampf gegen das Böse - oft mittels aus dem Zusammenhang gerissener Zitate. Da kann Jean Améry schon mal indirekt zum Kommentator der aktuellen Ereignisse werden, obwohl er vor 47 Jahren verstarb.

Mishra findet viele Zitate, die belegen sollen, dass die Opfer zu Tätern wurden und die Israelis nichts aus der Schoa gelernt haben - ohne dass erklärt würde, wie ein Vernichtungslager eine Besserungsanstalt sein könnte. Sie waren Opfer eines Verbrechens geworden, für das es laut Mishra freilich viele andere vergleichbare gibt (was allein seine ausgiebigen Anspielungen auf das Warschauer Ghetto im Zusammenhang mit Gaza zeigen). Was ja sein kann, nur würde man gerne von einem der postkolonialen Autoren erfahren, warum es nicht einfach eine Kolonialismusforschung neben der Holocaustforschung geben kann, die Kontinuitäten und Präzedenzloses erkennt, ohne gleich in einen Wettbewerb zu treten.

Aber auch darauf findet man eine Antwort im Buch: Die Schoa habe vielen nur als einzigartig gegolten, weil sie im Herzen der westlichen Zivilisation geschah. Mit diesem Irrtum folgt er einem anderen Vordenker der postkolonialen Theorie, Aimé Césaire. Die Holocaustforschung sieht das anders. Dass die Schoa präzedenzlos war, bedeutet nicht, dass sie nicht vergleichbar ist. Für Mishra jedoch scheint eher zuzutreffen, was Yehuda Bauer so formulierte: "Der Holocaust wird von den Kritikern Israels missbraucht, um eine Parallele zwischen der Geschichte der Juden unter den Nazis und der der Palästinenser unter israelischer Herrschaft herzustellen."

Wenig überraschend entdeckt Mishra in den westlichen Ländern eine "Verpflichtung zu Erinnerung und Gedenken an die Shoa", die die Möglichkeiten für autoritäre Politik erweitere. Man soll hier wohl auch an die neuesten Auseinandersetzungen um gecancelte Ausstellungen und Vorträge sogenannter israelkritischer Akteure denken, die ja tatsächlich eines anderen Umgangs bedürften. Man kann auch an unzählige geschmacklose Holocaust-Vergleiche Benjamin Netanjahus denken (wie andererseits an ebenso geschmacklose Netanjahu-Hitler-Vergleiche der UN-Palästinenserbeauftragten Francesca Albanese etwa). Netanjahu trägt große Mitschuld an unermesslichem Leid von Israelis und Palästinensern, und der zum Zweck des eigenen politischen Überlebens Politiker mit klar genozidalen Phantasien in seiner Regierung duldet.

Einiges in Mishras sehr gut geschriebenem Buch ist richtig. Dass es unter Konrad Adenauer und David Ben-Gurion einen Deal zwischen Deutschland und Israel gegeben hat, der Waffen gegen Freundschaft tauschte etwa. Ja, man nennt es interessengeleitete Politik. Dass die Juden und Jüdinnen nirgendwo willkommen waren nach dem Zweiten Weltkrieg. Dass die Überlebenden der Schoa auch nicht wohl gelitten waren in Israel. Dass die israelische Politik und Öffentlichkeit in den letzten Jahren extrem nach rechts gerückt ist. All das weiß man.

Eine Analyse dessen, was am und nach dem 7. Oktober geschehen ist, sucht man im Buch hingegen vergebens. "Die Welt nach der Gründung Israels" wäre wohl der angemessenere Titel gewesen. Aber der Autor brauchte das Stichwort Gaza vielleicht als eine Art Katalysator, schließlich erkennt er einen "Bruch in der Zeit, der die Welt vor Gaza in ein anderes Zeitalter verweist".

"Weltweit von großer und unheilvoller Bedeutung", sei Israel nun "unfähig, sich weiterhin als reines Opfer, als ein Objekt fremden Handelns" darzustellen. Durch seine bloße Existenz halte "Israel einen Spiegel hoch, der andere Menschen und Gesellschaften treibt, sich und ihr moralisches Bewusstsein zu identifizieren. Und in immer mehr Gesellschaften zeigen die Spiegelungen, dass die 'unheilbare Versündigung', von der Primo Levi sprach, sich wie eine Infektion weiter ausbreitet und acht Jahrzehnte nach der Shoah eine unerschöpfliche Quelle von Übeln darstellt."

Pankaj Mishra ist gefangen auf der Farbenlinie, die die Welt in Schwarz und Weiß, in Gut und Böse unterteilt. Dabei stellt er auch richtige Fragen. Wie lautete doch gleich die nach der Möglichkeit nicht manichäischer Narrative?

Pankaj Mishra: "Die Welt nach Gaza". Aus dem Englischen von Laura Su Bischoff. S. Fischer, 304 Seiten

Alle Rechte vorbehalten. © Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt am Main.

Bewertungen

0 Bewertungen

Es wurden noch keine Bewertungen abgegeben. Schreiben Sie die erste Bewertung zu "Die Welt nach Gaza" und helfen Sie damit anderen bei der Kaufentscheidung.