Die Rezension zu "Buchenleben" von Peter Wohlleben fällt mir nicht leicht, da ich es schwierig finde, diese außergewöhnliche Geschichte richtig einzuordnen. Einerseits liegt das daran, dass ich mit dem erzählerischen Konzept - ein Baum, der seine Lebensgeschichte erzählt - kleine Schwierigkeiten habe. Ich bevorzuge realistische Literatur, insbesondere Krimis, Thriller, lebensnahe Romane und Sachbücher, und kann mit Fantasy, Science-Fiction bzw. märchenhafter Erzählung wenig anfangen. Insofern war ich hier von Anfang an etwas hin- und hergerissen.Andererseits faszinieren mich unterschiedliche Biografien - und in diesem Fall eben die von einer fast 200jährigen Buche. Deshalb habe ich mich bewusst für dieses Buch entschieden. Tatsächlich konnte es mich auf eine gewisse Weise fesseln, denn die Buche kann zahlreiche Geschehnisse über die Jahre hinweg erzählen. Wohlleben gelingt es überraschend gut, dieses Wissen in eine ruhige, fast meditative Erzählung zu verpacken. Einige Passagen empfand ich zwar als langatmig, doch die Geschichte interessierte mich genug, um dranzubleiben.Der Schreibstil ist angenehm, und seine Wortschöpfungen für andere Lebewesen und Naturphänomene wirken charmant und passend. Der wissenschaftliche Teil im zweiten Abschnitt rundet das Thema gelungen ab. Ich habe das Buch in Etappen gelesen, da ich in der richtigen Stimmung für diese eher unaufgeregte Erzählweise sein musste. Letztlich hat es mich gut unterhalten und meine Wahrnehmung für das Wunderwerk Baum und die faszinierende Welt des Waldes geschärft.Nach der Lektüre dieses Buches werde ich sicherlich mit einem anderen Blick durch den Wald gehen - insbesondere beim Anblick von Buchen werde ich an diese Geschichte denken. Der Ausflug in ein für mich ungewohntes Genre hat sich gelohnt. Zwar reiht sich hier kein großes Ereignis ans nächste, doch das Buch erzeugt ein warmes Gefühl und bringt einen der Natur spürbar näher.