Kurzweiliger und spannender Ausflug nach Karlsbad mit Goethe und seinem Werther.
Wieder einmal entführt unsRalf Güntherin vergangenen Jahrhunderte. MitDER LEIBARZTmachte er uns mitCarl Gustav CarusundCaspar David Friedrichin Dresden bekannt, MitALS BACH NACH DRESDEN KAMlasen wir über ein spannendes Musikerduell, inDIE BADENDE VON MORUTZBURGlernten wirLudwig Kirchner undDie Brückekennen. Nun reisen wir nach Karlsbad mit keinem geringeren alsJohann Wolfgang von Goethe.Der entflieht mal wieder seinem eigenen Haus Am Frauenplan in Weimar, wo seine Frau ziemlich krank darnieder liegt. Goethe will vor allem Eines: Schreiben. Auf einem Spaziergang allerdings rettet er ein junges Paar vor dem nicht ganz so freiwilligen Freitod und wird damit an seine Jugend erinnert. Als Henri Libeau erkennt, wer ihn da vom Schuss auf seine geliebte Amalie abgehalten hat, erklärt er, dass doch Seine Exzellenz selbst Vorbild gäbe für diese Tat. Doch Goethe entgegnet ihm, dass derWertherdamals literarisch starb, damit er, Johann Goethe selbst leben konnte.Das Schicksal der beiden jungen Leute liegt dem Geheimrat sodann am Herzen, er setzt viel daran, beiden ein gemeinsames Leben und Lieben zu ermöglichen. Obwohl er doch eigene Probleme hat. Da ist nicht nur sein "Christelkind" zu Hause, nein, da behauptet doch eine Frauensperson in Weimar, dass der Staatsminister Vater des Kindes wäre, welches sie unter ihrem Herzen trüge... Ob da was dran ist?Der große Moralapostel war der Dichter wohl nicht, wie Ralf Günther uns hier erzählt. Vermutlich aber wäre so manches Stück nicht entstanden, wäre Goethe ein solcher gewesen. Günther erklärt im Nachwort die Hintergründe der Erzählung und geht dabei aufDIE LEIDEN DES JUNGEN WERTHERein. Den heute zu lesen, dürfte nicht nur jüngeren Lesern etwas schwerfallen, doch mit Ralf Günthers lebendiger Erzählung nähert sich vielleicht eine junge Leserin, ein junger Leser dem Briefroman an, der zu Goethes ersten erfolgreichen Werken zählt. Zugleich ist die hier vorliegende Erzählung spannend, behutsam versucht Günther dabei sich dem Sprachgebrauch der damaligen Zeit zu nähern, sind es doch über 200 Jahre, die uns von der Erzählung trennen.Wieder eine schöne Hinführung zur Klassik, die einem nicht immer nur kompliziert vorkommen mag.