Für diese Rezension habe ich lange überlegt, welche Meinung ich von dem Buch eigentlich habe, denn es ist keine leichte Lektüre.
Das Negative vorneweg, damit wir es hinter uns haben:
ich habe mich streckenweise geärgert und auch genervt gefühlt, denn mir wurde der Eindruck vermittelt, man müsse am besten alles verkaufen und aufgeben, was man hat, um alles den Armen zu geben oder in eine Stiftung zu stecken und nur dann ist man ein "guter Mensch".
Unterfüttert wird das durch Beispiele aus der Geschichte, von einem jungen Mann, der zeitlebens gegen die Sklaverei kämpft und seiner Zeit weit voraus ist bis hin zu einem Asketen, der sein Leben der Bekämpfung von Malaria widmet und letztendlich selbst daran stirbt.
Wenn man sich ganz ehrlich macht, sind die wenigsten Menschen zu solch drastischen Opfern bereit und ihren Lebensstandard, der hart genug erarbeitet ist, oder ihre Gesundheit oder sogar ihr Leben zu opfern, um alles für die Mitmenschen zu geben.
Ich bin es definitiv nicht und ich muss auch ganz ehrlich sagen, daß ich mich beim Lesen oft gefragt habe, wie mein Leben verlaufen würde, wenn ich auch nur einen Teil der Vorschläge in die Realität umsetzte.
Dieses Leben möchte ich so nicht führen, das muss ich einfach zugeben.
Viele der Fallbeispiele sind für einen Normalverdiener auch absolut nicht machbar, denn bei den meisten der aktuelleren Beispiele steht hinter den großen Machern, die wirklich etwas bewirken, ein finanzielles Imperium, eine Lobby, finanzkräftige Mitstreiter und ähnliches.
Hier fühlte ich mich ziemlich hilf- und nutzlos, denn ohne Millionen im Hintergrund, keiner Möglichkeit, die nötige solide Finanzierung aufzubauen oder das benötigte Charisma und Geschäftssinn, um reiche Menschen davon zu überzeugen, sich von ihrem Geld zu trennen scheint es mit der moralischen Ambition so zu gehen, wie es vielen ging: sie verarmten, fristeten ein trauriges Dasein oder starben, ohne jemals viel erreicht zu haben.
Natürlich waren sie in einigen Fällen die Initialzündung für etwas Größeres, das aus ihrem Opfer erwuchs, aber sieht sich wirklich jeder dazu bereit und in der Lage, sein Leben so drastisch für andere hinzugeben?
Allerdings, und das ist nun der positive Teil:
es gibt jede Menge Anregungen, wie man auch mit wenig viel erreichen kann, Mitmenschen für ein Anliegen begeistert und zumindest Teil von etwas werden kann, das man allein einfach nicht schaffen kann oder will.
Dieser Teil des Buches ist wirklich ansteckend, da nicht nur Anregungen gegeben werden, sondern die möglichen positiven Effekte auch durch Statistiken und sehr beeindruckende Tabellen zeigen, wie durch relativ wenig viel erreicht werden kann.
Trotz des ernsten und sachlichen Themas ist das Buch sehr gut lesbar und flüssig geschrieben und wer möchte, kann durch das reichhaltige Glossar im Anhang das Gelesene vertiefen.
Insgesamt finde ich es jedoch wirklich schwierig, für mich einen konkreten Aufruf zu erkennen, den ich persönlich sofort umsetzen könnte und so hat mir das Buch an vielen Stellen ein schlechtes Gewissen gemacht und zum Nachdenken gebracht, aber nicht mehr.