Worum gehts?
Elze wächst mit ihren Geschwistern auf dem Kalmule-Hof als Eigenbehörige auf. Das Leben auf dem Hof gefällt ihr. Doch dann wird sie für ihr Gesindejahr nach Münster geschickt, die Stadt, in der ihre Tante Stine schreckliche Erfahrungen machen musste. Und kurz bevor sie ihr Jahr abgeschlossen hat, wird sie gegen eine andere Magd auf die Burg Kakesbeck eingetauscht, die vom gefürchteten Herrn von Oer regiert wird.
Meine Meinung:
Mit Am Fluss der Zeiten startet Ulrike Renk ihre historische Romanserie um den Hof Kalmule. Doch es ist nicht nur irgendeine Romanserie, sondern die Geschehnisse basieren auf ihrer eigenen Familiengeschichte. Hierzu hat sie nicht nur selbst viel recherchiert, sondern auch ihr Bruder war bei der Zusammentragung der Fakten tief mit involviert. Und das merkt man. Normalerweise lese ich selten Bücher, die wirklich in der Zeit so weit zurückgehen, aber hier war es schon vom Schreibstil her so authentisch und realistisch, ich war total gefesselt.
Hauptsächlich begleiten wir in diesem Band Elze. Sie gefällt mir wirklich gut. Ein Bauernmädchen, das lesen und schreiben kann eine Seltenheit in der damaligen Zeit. Und die eine wundervolle Familie hat. Besonders ihre etwas eigentümliche Tante Stine, von deren Vergangenheit wir auch erfahren, ist mir ans Herz gewachsen. Wir lernen auch einige der Nachbarn kennen und die Müller auf der Burg, insbesondere Jacob, der es Elze angetan hat. Ich muss sagen: Ich habe mich zwischen all diesen Menschen total wohlgefühlt und es war wunderschön, sie alle kennenlernen zu dürfen.
In Buch selbst ist dann jede Menge Geschichte mit verwebt. Die Täufer in Münster, von denen ich zuvor nie gehört habe, und deren Geschichte einfach schrecklich war. Dann allgemein das damalige Leben der Eigenbehörigen. Das Erbrecht. Die Abgaben, die man leisten musste. Dann die Überlegungen, wer wen heiratet und wie dann auf einem Hof die Auffahrt zu entrichten ist und ob überhaupt Geld dafür da ist. Unglaublich, was damals alles bedacht werden musste. Die geschichtlichen Fakten wurden so spannend in die Geschehnisse eingewoben, dass es mich total mitgerissen hat. Ich war auf einer Zeitreise zurück ins Jahr 1550. Es war spannend und erhellend. Aber auch emotional und erschreckend. Ich durfte so viele Dinge erleben und habe so viele neue Eindrücke gewonnen. Das Buch hat mir so viel Spaß gemacht zu lesen, dass ich es allen Fans von historischen Romanen nur ans Herz legen kann. Die Seiten flogen nur so dahin. Die Menschen wuchsen mir immer mehr ans Herz. Und ich bin schon so gespannt, wie es weitergeht. Mit Elze. Mit dem Hof. Mit Engele. Was wir wohl im nächsten Band erleben? Ob wir weiter Elze begleiten dürfen oder ob es einen Zeitsprung in die nächste Generation, z.B. zu Hans geben wird? Was auch kommt, ich fiebere dem zweiten Band schon sehr entgegen!
Fazit:
In Am Fluss der Zeiten schickt uns Ulrike Renk auf ihre eigene Familiengeschichte und eine wundervolle Zeitreise ins 16. Jahrhundert. Wir lernen viele Dinge aus der damaligen Zeit kennen, Fakten und Fiktion sind so perfekt miteinander vermischt, dass es einen wundervollen, spannenden und mitreißenden Pageturner ergibt. Mit Menschen, die man gernhaben muss. Ich habe mich total wohlgefühlt mit Elze und ihrer Familie. Es hat so viel Freude gemacht, alle zu begleiten und ich freue mich jetzt schon auf den nächsten Band.
5 Sterne von mir für diesen fesselnden Serienauftakt, der mich für kurze Zeit in ein anderes Jahrhundert entführt hat.