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Der ewige Faschismus

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"Eco zeigt, was für ein riesiger Fehler es ist, Faschismus als ausschließlich historisches Phänomen zu begreifen." Roberto Saviano zum Buch

Faschismus und Totalitarismus, Integration und Intoleranz, Migration und Europa, Identität, das Eigene und das Fremde - die zentralen Begriffe in Umberto Ecos fünf Essays könnten kaum aktueller sein. Gerade in ihrer zeitlichen Distanz zeigt sich die Stärke von Ecos Gedanken: Losgelöst vom tagesaktuellen Geschehen, scheinen in ihnen die überzeitlichen Strukturen auf, die unserem Denken und Handeln zugrunde liegen. Präzise, wortgewandt und gespickt mit persönlichen Erinnerungen rufen seine Texte die komplexe Geschichte der Herausforderungen wach, vor denen wir heute stehen.

Produktdetails

Erscheinungsdatum
27. Januar 2020
Sprache
deutsch
Seitenanzahl
80
Autor/Autorin
Umberto Eco
Übersetzung
Burkhart Kroeber
Vorwort
Roberto Saviano
Weitere Beteiligte
Roberto Saviano
Verlag/Hersteller
Originalsprache
italienisch
Produktart
gebunden
Gewicht
118 g
Größe (L/B/H)
190/116/12 mm
ISBN
9783446265769

Portrait

Umberto Eco

Umberto Eco wurde am 5. Januar 1932 in Alessandria (Piemont) geboren und starb am 19. Februar 2016 in Mailand. Er zählte zu den bedeutendsten Schriftstellern und Wissenschaftlern der Gegenwart. Sein Werk erscheint bei Hanser, zuletzt u.a. der Roman Nullnummer (2015), Pape Satàn (Chroniken einer flüssigen Gesellschaft oder Die Kunst, die Welt zu verstehen, 2017), Auf den Schultern von Riesen. Das Schöne, die Lüge und das Geheimnis (2019), Der ewige Faschismus (2020) und Der Name der Rose (Jubiläumsausgabe, 2022).

Pressestimmen

"Zeitlos und klarsichtig" Karen Krüger, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 21.06.20

"Es zeichnet Ecos spezielle Mischung von stilistischer und geistiger Klarheit aus. ... Dieser Aufklärer erinnert uns mit Gelehrsamkeit, Witz und Geistesschärfe daran, dass wir die Welt gemeinsam politisch gestalten müssen. Es zeigt Umberto Eco ein letztes Mal in der Rolle, in der wir uns an ihn erinnern sollten: als großen europäischen Intellektuellen." Florian Baranyi, Falter, 11.03.20

"Eco beschwört nicht den Schrecken des Totalitarismus, sondern das Glück der Befreiung von ihm." Anna-Lena Niemann, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.03.20

"Sein Appell ist einer, der in die Vergangenheit zurückblickt, um nicht zu vergessen, niemals. Der aber gleichzeitig immer auch in der Gegenwart verortet ist, der die Augen nicht verschließt vor neuen Formen des Faschismus, die sich hinterrücks einschleichen." Enrico Ippolito, Spiegel Online, 02.03.20

"Seine politischen Essays sind witzig und überraschend aktuell." Marc Reichwein, Die Welt, 01.02.20

Besprechung vom 06.03.2020

Denken als Gefahr

Alarmismus war Umberto Eco fremd, auch in Sachen faschistischer Gefahr. Bei ihm steht zu lesen: "Der Ur-Faschismus kann in den unschuldigsten Gewändern daherkommen. Es ist unsere Pflicht, ihn zu entlarven." Ein Appell, dem alles Schrille abgeht - weil der Vortrag, dem er entnommen ist, nicht den Schrecken des Totalitarismus beschwört, sondern das Glück der Befreiung von ihm.

Eco hielt den Vortrag mit dem Titel "Der ewige Faschismus" 1995 in New York. Nun liegt er in deutscher Übersetzung vor, zusammen mit vier weiteren Vorträgen und Artikeln zu Migration, Intoleranz, Ethnologie und dem Frieden von Nimwegen. Doch Ecos Beobachtungen zum Faschismus sind die Folie, vor der sich die anderen Beiträge überhaupt erst in den Zusammenhang des schmalen Bands fügen. Anlass der Erörterung war ein Symposion zum fünfzigsten Jahrestag der Befreiung Italiens vom Faschismus. Und dies ist gleichzeitig das Paradoxon, an dem sich Eco abarbeitet, denn die "Befreiung vom Faschismus" ist für ihn kein historisches Ereignis, sondern Rhetorik: Faschismus sei ein Spiel, das auf viele Weisen gespielt werden könne, dabei aber immer unter dem gleichen Begriff subsumiert werde. Das mache diesen so schwammig, "fuzzy", wie Eco sagt, so dass er nie aufhört, nach Interpretation zu verlangen. An einer solchen versucht sich Eco mit Hilfe einer Liste von vierzehn Merkmalen des "Ur-Faschismus", der etwa einem Kult der Überlieferung huldige, die Moderne ablehne, dem Dissens misstraue und Fremdenfeindlichkeit und Verschwörungen schüre. Doch was Faschisten im Kern ausmache sei, dass sie kritisches Denken verhindern wollten: Denken sei für Faschisten eine Form der Kastration.

Die Versuchung ist groß, Ecos Liste als Erkenntnishappen zu schlucken oder ihre Aktualität im Angesicht von Hanau und Halle zu bewundern. Doch das befreit nicht von der Pflicht, sich mit der jeweils aktuellen faschistischen Rhetorik auseinanderzusetzen, die sich für den Literaten und Semiotiker Eco besonders an verarmtem Vokabular und versimpelter Syntax erkennen lässt. Was Eco mit einem Rückblick auf seine eigene Erfahrung mit der "Befreiung" unterstreicht: Damals habe er auch eine Befreiung der Sprache erlebt und "neue, erregende Worte" gelernt. So wie "Freiheit" und "Diktatur".

ANNA-LENA NIEMANN.

Umberto Eco: "Der ewige Faschismus".

Aus dem Italienischen von Burkhart Kroeber. Mit einem Vorwort von Roberto Saviano. Hanser Verlag, München 2020. 80 S., geb.

© Alle Rechte vorbehalten. Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt.

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LovelyBooks-BewertungVon DanielaZoerner am 27.07.2020
Erst der ungeschönte, scharfe Blick auf unsere Vergangenheit ermöglicht eine tief verankerte Demokratie. Danke, Eco! SachbuchKlappentext:Faschismus und Totalitarismus, Integration und Intoleranz, Migration und Europa, Identität, das Eigene und das Fremde - die zentralen Begriffe in Umberto Ecos fünf Essays könnten kaum aktueller sein. Gerade in ihrer zeitlichen Distanz zeigt sich die Stärke von Ecos Gedanken: Losgelöst vom tagesaktuellen Geschehen, scheinen in ihnen die überzeitlichen Strukturen auf, die unserem Denken und Handeln zugrunde liegen. Präzise, wortgewandt und gespickt mit persönlichen Erinnerungen rufen seine Texte die komplexe Geschichte der Herausforderungen wach, vor denen wir heute stehen.Meinung:Ausgewählte Vorträge und Artikel, von Eco zwischen 1995 und 2012 zu aktuellen Anlässen verfasst.Mit analytischer Tiefe, und ebenso ganz persönlichen Betrachtungen, widmet sich Eco nicht allein dem Thema Faschismus. Wichtige Zusammenhänge mit Migration, Intoleranz, Religion oder dem herrschenden Frieden in Europa spannen einen perspektivisch interessanten, lehrreichen Bogen in unsere heutige Zeit. Eco erklärt mit Nachdruck, warum der Begriff "Faschismus" einerseits schwer zu fassen, andererseits oft missbräuchlich verwendet wird. "Aber das faschistische Spiel lässt sich auf vielerlei Weise spielen, ..." Und er blickt bis in die späthellenistische Epoche zurück, in der er erste Anzeichen eines Ur-Faschismus verortet. Hinter all seinen Überlegungen steht die eine Frage, was Bürger weg von ihrer Freiheit kritischen Denkens hin zum Bejubeln populistischer Hohlphrasen treibt. Nach Ecos Überzeugung verspricht lediglich ein einziges Konzept, solch fatale Prozesse zu verhindern: lebenslanges Lernen. So banal ist seine Lösung? Nein. Er fordert nichts Geringeres, als eine von Generation zu Generation fort zu führende Sisyphusarbeit. Cogito ergo sum.Fazit:Eco setzte bei seinen Lesern und Zuhörern ein gewisses Maß an historischem Grundwissen voraus. Deshalb mag die Lektüre des schmalen Werks etwas mehr Hirnschmalz abverlangen. Doch lohnenswert ist die Textsammlung für junge wie ältere Interessierte allemal.