Vom Mut, der Hoffnung und einem Leben im Ausnahmezustand
Bestsellerautor Stephan Orth hat den Krieg Russlands gegen die Ukraine von Anbeginn intensiv miterlebt. Durch seine ukrainische Freundin Julija verbindet ihn ein besonderes Band mit dem Land. Wie geht es den Menschen, die geblieben sind? Wie sieht ihr Alltag aus, was gibt ihnen Hoffnung? Und was hat das alles mit uns zu tun? Mit diesen Fragen reist er nach Kyjiw und Odesa, nach Charkiw und in die Karpaten. Er wohnt bei Einheimischen, hört ihre Geschichten, ist beeindruckt von ihrem Mut und Lebenswillen - und packt selbst beim Wiederaufbau mit an.
Persönliche Einblicke und Begegnungen auf Augenhöhe
Sein bewegender Bericht ermöglicht uns eine Perspektive, die weit über den Krieg hinausreicht.
»Stephan Orth versteht es hervorragend, Land und Leute für den Leser lebendig werden zu lassen. « Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Besprechung vom 08.09.2024
NEUES REISEBUCH
"Sie sind wieder in Artilleriereichweite der Russen, bitte kehren Sie um", wird Stephan Orth am Telefon vom Autovermieter gewarnt. Sieben Monate reist der Journalist durch die Ukraine, übernachtet bei Einheimischen auf dem Sofa. Für sein fünftes "Couchsurfing"-Buch begibt er sich erstmals in ein Land im Krieg. Von der Hauptstadt Kiew, wo eine Freundin lebt, bricht er in alle Himmelsrichtungen auf - bis an die Front.
Mit dem Rucksack auf dem Rücken integriert er sich in den Alltag seiner Gastgeber, will herausfinden, was sie beschäftigt, und den Ausnahmezustand einfangen, in dem sich das Land seit dem russischen Angriff befindet. Wie ist es, wenn man wie Swetlana aus Charkiw die beste Freundin verloren hat? Oder wie die Juristin Polina bei medizinischen Evakuierungsfahrten hilft? Jedem Besuch widmet er ein eigenes Kapitel, begegnet den Menschen auf Augenhöhe und schafft es so, Geschichten zu erzählen, die sonst keine mediale Öffentlichkeit erhalten.
Trotz klarer eigener proukrainischer Haltung bildet Orth verschiedene Perspektiven ab, berichtet auch von Katja, die der russischen Propaganda glaubt. Der Informationskrieg wird in kleinen Exkursen thematisiert, genauso wie NS-Verbrechen. Fotos, Chatverläufe oder das Ukraine-ABC lockern den Bericht auf. Letzteres liefert nützliche und amüsante Fakten, von A wie "Alles Gut", einer ukrainischen Waschmittelmarke, bis Z wie Z-Symbol.
Ob beim Wandern in den Karpaten, beim Yoga in Dnipro oder beim Wiederaufbau in Tschernihiw - die Auswirkungen des Krieges sind überall zu spüren. Und dennoch geht das Alltagsleben weiter, die Leute geben nicht auf, begegnen Orth mit Dankbarkeit, obwohl er ihre Gastfreundschaft in Anspruch nimmt. Dass dieses Buch kein Happy End hat, ist klar. Doch die Hoffnung bleibt. louz
Stephan Orth: Couchsurfing in der Ukraine. Meine Reise durch ein Land im Krieg, 256 Seiten
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