1980 hat mich mein allererster Urlaub ohne Familie nach St.Tropez geführt. Wenig später habe zwei Semester in Aix-en-Provence studiert und meine große Affinität zu dieser Region hat mich auch später immer mal wieder in die Provence geführt. Nachdem der letzte Besuch aber inzwischen knapp 25 Jahre zurück liegt, war ich gespannt, ob ich mich mit Hilfe des neu erschienen Reiseführer noch zurecht finden würde.Der Verlag Michael Müller ist in der Reiseliteratur seit den 1990er Jahren eine feste Größe. Innerhalb des Verlages liegt die französische Mittelmeerküste seit Jahren in den bewährten Händen von Ralf Nestmeyer. Der Führer durch die Provence und die Cote d?Azur ist soeben bereits in der 13. Auflage erschienen.Der Führer selbst kommt verlagstypisch daher. Das fängt an bei der Covergestaltung mit dem auffälligen dunkelblauen Einband, über die inhaltlichen Aufteilung bis hin zur Ausstattung, etwa der beigefügten, wirklich praktischen Umgebungskarte - der Nutzer kennt sich also sofort aus.Inhaltlich ist die beschriebene Region in 6 Einzelregionen aufgeteilt, die dann jeweils beschrieben werden. Den Abschluss bildet ein recht umfassendes Kapitel mit allgemeinen Reisinformationen über die Region. Man findet umfassende Informationen über die jeweiligen touristischen hot spots, Sehenswürdigkeiten, Übernachtung, Essen und Trinken, lokale Besonderheiten und Events, auch der eine oder andere weiterführende Tipp zu Exkursionen ist zu finden. Die Informationen werden eher berichtshaft nüchtern vermittelt, hie und da unterbrochen von (farblich abgesetzten) Anekdoten o.ä., die den eher sachlichen Stil etwas auflockern. Diesen Mix finde ich persönlich sehr angenehm.Über Vollständigkeit, Richtigkeit und Aktualität der Informationen kann eine belastbare Aussage erst vor Ort getroffen werden, aber aufgrund meiner bisherigen Erfahrungen habe ich diesbezüglich keinerlei Zweifel.Licht und (etwas) Schatten sehe ich in der inhaltlichen Gestaltung. Der Führer ist wirklich reich bebildert und die Fotos sind durchweg ausgezeichnet, wenn ich auch gelegentlich eine entsprechende Legende vermisst habe. Aufgefallen ist mir aber, dass eigentlich nur "romantische" Fotos ausgewählt wurden, von Burgen und Schlössern, Wein- und Lavendelfeldern, menschenleeren Stränden und malerischen Straßencafés. Dieses Bilder bedienen allesamt das Klischee von der Provence, wie sie mal war. Einerseits bin ich froh, dass solche Orte auch heutzutage noch zu finden sind. Andererseits hat auch diese Küste ihr Gesicht seit den 1980ern stark verändert. So ist inzwischen die Küste zwischen Marseille und Menton quasi lückenlos bebaut, Lärm und Stau inclusive. Wo Reiseführer von Mallorca die "Sünden" etwa in Magalluf, El Arenal oder Cala Millor thematisieren, finden sich hier solche Auseinandersetzungen allenfalls am Rande. Das könnte möglicherweise bei dem einen oder anderen eine falsche Vorstellung erzeugen. Aber das ist allenfalls eine Randbemerkung, der den starken Eindruck, den der Reiseführer insgesamt hinterlassen hat, keinesfalls schmälert.Ich kann den Führer uneingeschränkt empfehlen (5*)!