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Der Heumacher

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Buch (kartoniert)
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Im Herzen ein Traum . . . Auch Ende des 19. Jahrhunderts ist das Leben der Bauern am Romsdalsfjord noch karg und hart. Knut Hansen Nesje - Edvard Hoems Urgroßvater - schwingt die Sense, seit er ein kleiner Junge war. Über vier Jahrzehnte ist er der Erste unter den Heumachern, jener, der das Tempo der Arbeit bestimmt. Er träumt davon, ein kleines Stück Land zu erwerben und an einen seiner Söhne weiterzugeben, wie seine Mutter, die Hebamme, es getan hat. Seine junge Schwägerin Gjertine, die zweite Hauptfigur des Romans, will nach Amerika auswandern und verwirklicht diesen Traum voller Zuversicht und Abenteuerlust. Ob sie der Plackerei und ungewissen Zukunft im gelobten Land tatsächlich entfliehen kann? Edvard Hoem gelingt eine berührende Geschichte in der Balance zwischen zwei Hauptfiguren mit unterschiedlichen Lebensentwürfen. In ruhigem Erzählton schildert er das Universum seiner Charaktere und entwirft einen weiten, leuchtenden Himmel über den engen Bahnen ihres rauen Alltags.

Produktdetails

Erscheinungsdatum
13. März 2024
Sprache
deutsch
Seitenanzahl
332
Autor/Autorin
Edvard Hoem
Übersetzung
Antje Subey-Cramer
Verlag/Hersteller
Originalsprache
norwegisch
Produktart
kartoniert
Gewicht
506 g
Größe (L/B/H)
217/146/34 mm
ISBN
9783825153700

Portrait

Edvard Hoem

Edvard Hoem, geboren 1949 in der Nähe von Molde, ist einer der führenden norwegischen Schriftsteller. Seit fünf Jahrzehnten veröffentlicht er Romane, Dramen, Gedichte und Übersetzungen, für die er u. a. mit dem Brage-Preis (2019), dem norwegischen Kritiker-Preis und dem Ibsen-Preis ausgezeichnet wurde.

2020 wurde er für seine Verdienste um die norwegische Literatur zum Kommandeur des Sankt-Olav-Ordens ernannt und avancierte in den letzten Jahren mit seinen historischen Romanen zum Bestsellerautor.

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LovelyBooks-BewertungVon sleepwalker1303 am 15.07.2024
"Nesje war mein Urgroßvater."  Auf diesem schlichten Fakt baut Edvard Hoem sein Buch "Der Heumacher" auf, denn allzu viel ist über Knut Hansen Nesje nicht bekannt. Aus den wenigen Daten aus Kirchenbüchern und Zeitungen und den Geschichten, die in der Familie erzählt wurden, hat der Autor den ersten Teil seiner Familiensaga gestrickt. Zusammen mit sehr viel Fantasie ("Ich musste ihn herbeidichten, aus Luft und aus dem Nichts, aus dem Licht über Molde und Rekneslia, aus dem Wind, der meine Haare zaust, und aus dem Regen, der auf Felder und Menschen fiel - zu seiner wie zu meiner Zeit.") entstand ein eindrucksvoller Roman, der die Leserschaft ins schwierige Leben auf dem Land im Norwegen des ausgehenden 19. Jahrhunderts mitnimmt.Aber von vorn.Knut Hansen, genannt Nesje, ist der jüngste Sohn von Marta Kristine Andersdatter Nesje, der Hebamme, die Hoem-Kennern schon aus dem gleichnamigen Roman bekannt sein dürfte. Der Witwer lebt mit seinem Sohn Hans auf einem Pachtgrundstück oberhalb der Kleinstadt Molde an der norwegischen Küste und arbeitet im Gegenzug als Heumacher auf dem Hof des Großbauern. Sein Traum ist es, eines Tages das von ihm bestellte Stück Land zu besitzen, er hofft, dass sein Fleiß und seine Zuverlässigkeit sich irgendwann auszahlen. Abgesehen davon ist er bescheiden und bodenständig. An seinem 36. Geburtstag lernt er 1874, zwei Jahre nach dem Tod seiner Frau Guri, Serianna kennen. Die unabhängige junge Frau imponiert ihm und er verliebt sich. Als sie im Jahr darauf heiraten, ist die Braut bereits im siebten Monat schwanger. Hans verlässt den Pachthof noch vor seiner Konfirmation, er "hatte einmal eine Mutter und kann keine neue bekommen". Das Leben geht weiter und das Buch teilt sich in zwei Erzählebenen. Das Leben von Nesje und Sarianna in Molde wird in der einen beschrieben, das Leben von Seriannas jüngerer Schwester Gjertine in der anderen.Da "Mutter Norwegen es nicht mehr schafft, alle ihre Kinder zu ernähren", wandert Gjertine mit ihrer Familie nach Amerika aus, denn "Wer auf der Suche nach einer besseren Zukunft ist, muss so schnell wie möglich fort von hier!" Natürlich ist das Leben im "gelobten Land" nicht so einfach wie erhofft, im Endeffekt tauschen sie ein arbeits- und entbehrungsreiches Leben in Norwegen gegen ein ebensolches in Amerika. Nesje und seine Frau versuchen, in der Heimat das Beste aus der Situation zu machen.  "Wir bleiben hier. So haben wir es beschlossen". Allerdings macht der technische Fortschritt Berufe wie Heumacher nach und nach überflüssig und Nesjes wirtschaftliche Lage wird schlechter."Der Heumacher" ist ein Buch ohne Anfang und Ende. Es umfasst ein paar Jahre im Leben von Menschen, beschreibt, was sie in der Zeit erlebt haben und was sie umgetrieben hat. Gjertine und Ole stehen exemplarisch für unzählige Menschen, die Ende des 19. Jahrhunderts auf der Suche nach Glück und Wohlstand nach Amerika aufgebrochen sind. Nesje und Serianna sind ein Beispiel für die, die diesen Schritt aus welchen Gründen auch immer nicht gemacht haben. Die einen fügen sich in ihr Schicksal und leben mit ihren Träumen, die anderen nehmen das Schicksal in die Hand und leben ihren Traum. Sehr ans Herz ging mir das Schicksal von Anton Edvard, des jüngsten Kindes von Nesje und Serianna, der schon mit sieben Jahren zu einem Onkel, dem Möbeltischler Erik, in Kost gegeben wurde.Interessant fand ich, wie Edvard Hoem die Rolle der Frauen beschreibt. Sarianna und Gjertine sind willensstarke Frauen und, während die Männer die Versorger der Familie sind, scheinen die Frauen die treibenden Kräfte hinter allem. Sprachlich fand ich das Buch sehr gut zu lesen, der Stil ist anfangs gewöhnungsbedürftig, aber klar und sachlich, bodenständig und schlicht, wenn man sich darauf einlassen kann, erkennt man die Poesie und Schönheit. Die Übersetzung aus dem Nynorsk ist hervorragend gelungen. Die Geschichte ist lebendig und packend, für mich war das Buch, wie auch schon "Die Hebamme" ein echtes Highlight. Von mir fünf Sterne.
Von anne wetzel am 23.04.2024

Lebensbilder: Armut und Mühsal

Der Autor spürt dem Leben seines Urgroßvaters nach. Die Quellenlage ist natürlich schlecht und beschränkt sich auf einige wenige Daten, die der Autor in Kirchenbüchern und einigen amtlichen Dokumenten fand. Wie lebte der Urgroßvater Nesje, der Heumacher, der 40 Jahre lang als erster Mäher und Knecht auf dem Hof seines Grundherrn Frondienst leistete? Und nach Ableistung dieses Dienstes sein gepachtetes Land urbar machte und bebaute? >Ich musste ihn herbeidichten, aus Luft und aus dem Nichts, aus dem Licht über Molde und Rekneslia, aus dem Wind, der meine Haare zaust, und aus dem Regen, der auf Felder und Menschen fiel - zu seiner wie zu meiner Zeit.< Sehr poetische Worte, die den Urgroßvater aus der Vergangenheit und Vergessenheit ins Heute bringen. Der Autor zeichnet das Bild eines rechtschaffenen Mannes, der seinen Pflichten verlässlich nachgeht und die Sache seines Grundherrn zu seiner eigenen Sache macht. Nesje kennt seinen Platz in der sozialen Hierarchie, und er ist nicht neidisch, >Er war zufrieden damit, der zu sein, der er war.< Aber Nesje hat Träume: er möchte eines fernen Tages sein eigenes Land bewirtschaften, um seinen Kindern ein Auskommen zu sichern. Der Autor nimmt auch die Verwandten, die Geschwister seiner Frau, in den Blick. Auch sie arbeiten hart und ringen dem kargen Boden das zum Überleben Notwendige ab. Das Überleben wird schwieriger: die Löhne gehen zurück, der Fjord ist leergefischt, und das Getreide wird wegen der kurzen Vegetationsperioden nicht jedes Jahr reif. Nesje erkennt, dass er trotz harter Arbeit niemals die guten Tage erreichen wird, von denen er träumt. Immer mehr Menschen entziehen sich der Armut und der Unfreiheit in Norwegen und wandern aus nach Amerika, dem Land, in dem Milch und Honig fließen und in dem sie ihre Träume vom guten Leben hoffen verwirklichen können. Der Autor begleitet sie, und als Leser liest man von Träumen, die zerplatzen und der Realität z. B. dem beginnenden Maschinenzeitalter - nicht standhalten können. Diese Geschichten erzählt der Autor im kargen, wortarmen Ton einer Saga. Die Figuren hält er auf Distanz zum Leser und lädt nicht zur Identifikation ein. Das Handeln seiner Figuren stellt er fast chronikhaft vor, wobei er niemals wertet. Aber im Mittelpunkt steht der Urgroßvater Nesje, der seiner Heimat treu bleibt. Wenn der Autor viele Seiten lang die mühsame Kunst des richtigen Mähens schildert, merkt man seinen Respekt vor diesem Mann und seinem harten und mühseligen Leben. Ein sehr packendes und bewegendes Lebensbild. Ein wunderbares Buch!