Studienarbeit aus dem Jahr 2000 im Fachbereich Philosophie - Praktische (Ethik, Ä sthetik, Kultur, Natur, Recht, . . .), Note: 1, Universitä t Bremen (Fachbereich 09 Kulturwissenschaften - Studiengang Philosophie), Veranstaltung: Rechtsphilosophie im 20. Jh. im Vergleich (I): Hans Kelsen und Gustav Radbruch, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Mauerschü tzenprozesse haben die Frage, ob jemand rü ckwirkend bestraft werden kann fü r Handlungen, die zu der Zeit, als sie begangen wurden, nicht strafbar gewesen sind, erneut in den Mittelpunkt rechtsphilosophischer und rechtstheoretischer Debatten rü cken lassen und sind unter den Gegensatz Rechtspositivismus versus Naturrecht kontrovers diskutiert worden. Strittig ist hierbei insbesondere die Existenz von so etwas wie gesetzlichem Unrecht oder ü berpositivem Recht. Dies verleiht der Rechtsphilosophie Gustav Radbruchs und der sogenannten Radbruchschen Formel eine Aktualitä t, die ü ber ein rein akademisch-philosophisches Interesse hinausgeht.
Diese Arbeit versucht zu zeigen, dass die Methode Radbruchs weder rechtpositivistisch noch naturrechtlich vorgeht. Unter Einschluss beider Positionen entwickelt Radbruch vielmehr eine Position jenseits der ideologischen Lager. Im Mittelpunkt steht hierbei die Untersuchung der Methode der Radbruchschen Rechtsphilosophie, gestü tzt auf Radbruchs rechtsphilosophisches Hauptwerk, der Rechtsphilosophie von 1932 unter Berü cksichtigung anderer Radbruchscher Texte aus verschiedenen Schaffensperioden.
Im Bewusstsein des Pluralismus der Welt- und Wertanschauungen und der Rechtssysteme auf der einen Seite, der Globalisierung und des Zusammenwachsens vieler Bereiche des menschlichen gesellschaftlichen Lebens auf der anderen Seite, erscheint Radbruchs relativistische Einstellung, die von Toleranz geprä gt ist und trotzdem nach einem gemeinsamen Nenner sucht und Grenzen setzt, unverzichtbar.