Der Roman "Damals im Sommer" von Florian Gottschick, erschienen im Penguin Verlag, nimmt die Lesenden mit auf eine emotionale Reise in die Welt der ersten Liebe und des Erwachsenwerdens. Die Geschichte, eingebettet in die sommerliche Atmosphäre der 90er Jahre, wird durch den direkten und melancholischen Erzählstil des Autors intensiv erlebbar.
Anfangs empfand ich Schwierigkeiten, wenn der Autor kurze Anekdoten in die Haupthandlung einschob, da ich mich eher auf den roten Faden konzentrieren wollte. Doch im Verlauf der Geschichte fügten sich diese Einschübe harmonisch ein und verliehen der Handlung zusätzliche Tiefe und Authentizität.
Die Charaktere sind liebevoll gezeichnet, wobei ich mich bis auf die Mutter in alle gut hineinversetzen konnte. Die Mutter blieb für mich weniger greifbar, möglicherweise bedingt durch meine eigene Erfahrung durch das fehlen einer Mutter.
Besonders beeindruckend ist das Wetteifern der Brüder, die sich auf dem Weg zu sich selbst befinden. Trotz ihrer Ähnlichkeit durchleben sie individuelle Erfahrungen, die den Leser mitfühlen lassen. Die Konstellation der beiden Brüder, die ihre ersten homosexuellen Erfahrungen mit demselben Jungen machten und sich beide in ihn verliebten, verleiht der Geschichte eine faszinierende Dynamik. Auch dann als sie sich unabhängig voneinander vornehmen sich am selben Tag zu outen.
Ein bemerkenswerter Aspekt ist jedoch, dass der Name des Ich-Erzählers, des jüngeren Bruders, nie genannt wurde zumindest kann ich mich nicht daran erinnern. Dies könnte darauf hinweisen, dass der Name bewusst zurückgehalten wurde, um den Lesenden Raum für eigene Identifikation und Interpretation zu lassen.
"Damals im Sommer" ist eine einfühlsame Darstellung der ersten Liebe, die mich nachhaltig beeindruckt hat. Eine Geschichte, die mich noch lange begleiten wird und zum Nachdenken über die Schönheiten und Herausforderungen des Erwachsenwerdens.