In diesem Kriminalroman schickt der Autor Fynn Jacob aka Christian Kuhn sein deutsch-niederländisches Ermittler-Duo Marten Jaspari und Iska van Loon in ihren dritten Fall, der mich erneut auf ganzer Linie überzeugen und begeistern konnte. Wie bereits der erste Band entwickelt auch dieser Band mit seinem beängstigenden Szenario, das erschreckend realitätsnah rüberkommt, echte Thrillerqualitäten.
Man braucht hier grundsätzlich keine Vorkenntnisse aus den ersten beiden Bänden, um die Geschichte lesen und nachvollziehen zu können. Alle für das Verständnis erforderlichen Informationen zu den Protagonisten und ihrer Vorgeschichte werden gut in die laufende Handlung eingebunden, ohne dabei den Lesefluss zu stören. Um die Entwicklung der Figuren und die eine oder andere eingestreute Anspielung auf frühere Ereignisse in Gänze genießen zu können, empfiehlt es sich aber doch, die Reihe in der richtigen Reihenfolge zu lesen.
Als am Strand der Insel Borkum die Leiche eines niederländischen Wachmannes gefunden wird, übernehmen Iska und Marten den Fall, da zunächst unklar ist, wo der Mann ums Leben gekommen ist. Im Rahmen seiner beruflichen Tätigkeit auf dem LNG-Terminal in Eemshaven ist Luuk Rands mit Aktivisten der radikalen Umweltorganisation Blue Home aneinandergeraten, die sich gerade auf Borkum aufhalten. Nur ein Zufall ? Doch dann zeigt sich, dass hier noch eine weitere Gruppierung mitmischt, die weit weniger idealistisch unterwegs ist, und die Ermittlungen werden plötzlich zum Rennen gegen die Zeit, um einen verheerenden Anschlag zu verhindern.
Neben einer spannenden und gut aufgebauten Geschichte bietet dieser Kriminalroman auch noch reichlich Lokalkolorit von der deutschen und der niederländischen Nordseeküste und lässt so beim Lesen schnell ein gewisses Urlaubsfeeling aufkommen. Die Verknüpfung des aktuellen Themas zum Umgang mit den LNG-Terminals, die derzeit an vielen Stellen an der Nordseeküste im Einsatz sind oder noch errichtet werden sollen, mit einer spannenden Geschichte ist äußerst gelungen und bietet darüber hinaus durchaus Stoff zum Nachdenken. Getragen wird das Ganze von gut gezeichneten und vielschichtig angelegten Protagonisten in Haupt- und vermeintlichen Nebenrollen. Dabei wird auch das private Umfeld der beiden Ermittler immer wieder in die Geschichte eingebunden, ohne dadurch den Spannungsbogen abbrechen zu lassen. Mit einem packenden Schreibstil und einigen überraschenden Wendungen treibt der Autor das atmosphärisch dichte Geschehen voran und legt dabei auch einige falsche Fährten, bevor er dann am Ende in einem fulminanten Showdown eine schlüssige Auflösung bietet, die keine wesentlichen Fragen offenlässt.
Wer auf spannende Kriminalromane aus dem hohen Norden steht, wird hier bestens bedient und spannend unterhalten. Ich hoffe auf weitere Auftritte des sympathischen Ermittler-Duos.