Bücher versandkostenfrei*100 Tage RückgaberechtAbholung in der Wunschfiliale
Ihr 18% Rabatt11 auf ausgewählte Eurographics Puzzles mit dem Code PUZZLE18
Jetzt einlösen
mehr erfahren
product
cover

Ich, der Sohn

240 Lesepunkte
Buch (kartoniert)
Buch (kartoniert)
24,00 €inkl. Mwst.
Zustellung: Di, 25.02. - Do, 27.02.
Sofort lieferbar
Versandkostenfrei
Empfehlen
Eine Geschichte aus Palästina, beinahe zeitlos: Besatzung, Hungersnöte, Frömmelei, Clangesellschaft, Fanatismus als Grundübel. Dreißigjährig blickt Jesus auf sein Leben zurück, das er als rebellischer Heranwachsender teils mit der Suche nach seinem verschwundenen Vater verbracht hat; eine Wanderschaft voller Abenteuer und Gefahren, samt dem glühenden Erwachen des Eros. Maria, die Mutter, war selbst noch ein Kind, als sie ihn bekam, vermutlich infolge einer Vergewaltigung. Nun hat sie ein Geheimnis, einen unausgesprochenen Plan. Der ernüchterte, gleichzeitig getriebene Jesus spürt, dass er ihre Erwartungen nicht erfüllen kann, bis es zu einer letzten Wendung kommt. Die kunstvolle Radikalisierung dieser Menschheitsthemen führt zu einer begnadeten Kontaminierung und der Neuerfindung einer der größten Geschichten, die je erzählt wurden. .

Produktdetails

Erscheinungsdatum
11. Juni 2024
Sprache
deutsch
Seitenanzahl
301
Autor/Autorin
Giosuè Calaciura
Übersetzung
Judith Krieg
Verlag/Hersteller
Originaltitel
Originalsprache
italienisch
Produktart
kartoniert
Gewicht
356 g
Größe (L/B/H)
210/119/24 mm
Sonstiges
Klappenbroschur
ISBN
9783949558207

Portrait

Giosuè Calaciura

Giosuè Calaciura, geb. 1960 in Palermo, Journalist (unter anderem für Rai 3), hat auch als Koch gearbeitet, und ist mehrfach preisgekrönter Schriftsteller. Auf den historischen Märkten in Palermo wurde ich mir der Dringlichkeit bewusst, einer Menschheit, die kein Gehör findet, als Erzähler eine Stimme zu geben. Seine Werke wurden in mehrere Sprachen übersetzt. Auf Deutsch liegt bereits vor: Die Kinder des Borgo Vecchio (Aufbau).

Pressestimmen

»Calaciuras Sprache ist voller Poesie und
Magie, die schmerzlich innehält vor einer
verstörenden Enthüllung: Der Mensch ist
nichts als ein krummes Stück Holz, dessen
Buckel auch von geschicktester Schreinerhand
nicht zu glätten sind. Es liegt an
der fehlerhaften Maserung, dem uralten
Stachel einer zerstreuten Schöpfung. «
Marcello Benfante

Besprechung vom 28.08.2024

Im Namen der Mutter
Giosuè Calaciuras Roman "Ich, der Sohn"

Es begab sich aber zu der Zeit, dass Josef fortzog von seiner Frau Maria und dem Kind Jesus. Und dies geschah, als Jesus halbwüchsig war, und es behagte ihm nicht, und er klagte: "Vater, warum hast du mich verlassen?" Und so verstrichen zwei Jahre, bevor er sich auf die Suche machte nach Josef dem Tischler.

Diese Suche lässt Giosuè Calaciura in seinem Roman "Ich, der Sohn" den dreißigjährigen Jesus in Rückschau erzählen. So beginnt das Bezugsspiel zu jener Bibelfigur, die als Jesus Christus bekannt ist. Calaciura füllt die Lücke, die in den vier Evangelien zwischen Geburt und Passionsgeschichte klafft. Sein Jüngling schließt sich dem Wanderzirkus des Hallodris Barabbas an, verliebt sich in die schöne Tänzerin Delia und findet dank seiner Eloquenz rasch in die Rolle als flötespielender Conférencier. Irgendwann erwischt er Barabbas und Delia in flagranti, zürnt und leidet, und als er sich ausgetobt hat, sind die beiden durchgebrannt. Jesus beendet die Vatersuche und kehrt zur Mutter zurück. Unterwegs rammt er sich vor Wut einen Ast ins Handgelenk. Die Narbe gibt Maria neuen Stoff, die Mär um ihren Sohn auszuspinnen.

Der russische Schriftsteller Oleg Sobern hat 2018 seinen ersten Roman vorgelegt, "Jesus Christus - Die Autobiographie". Bei ihm gibt es eine Herausgeberfiktion samt altem Manuskript, auch sein Jesus ist ein wortgewandter Bursche, ein Hedonist, der Beziehungen zu beiden Geschlechtern unterhält, obendrein ein reichlich durchtriebener Scharlatan. Wie Calaciura spielt Sobern mit den neutestamentlichen Stoffen, geht aber den schlichteren Weg einer Vermenschlichung von Jesus. Der zwanzig Jahre ältere, 1960 in Palermo geborene Italiener zeigt sich da raffinierter. Er klopft die Mythenbildung ab, jedoch nicht als Persiflage wie Monty Pythons "Das Leben des Brian" - Humor kennt Calaciuras Roman in keiner Form. Damit lässt er die Vorbehalte gegen die Kirche durchschimmern, die Gretchenfrage aber offen. Ein erstes Verdienst.

Was er schließlich vorlegt, ist eine Art umgekehrter Phantastik: Hält die sonst in der Schwebe, ob sich vermeintlich Übernatürliches nicht doch natürlich erklären lässt, zeigt Calaciura, wie diesseitige Vorkommnisse mystifiziert werden. Zeit und Umstände - Armut, Gewalt und Naturkatastrophen - verlangen nach einem Helden. Als Jesus bei einem Brand von Nazareth die Tonvögel eines Kindes aus dem brennenden Haus retten will, scheitert er zwar, doch der Kleine versichert in seiner Überreizung, er "habe sie davonfliegen sehen. Die Wahnbilder dieser Nacht hatten ein Wunder gezeitigt." Baustein für Baustein setzt sich der Mythos zusammen. Ob man an die Schlangenfrau in Barabbas' Zirkus oder an den Messias in der eigenen Mitte glaubt, ist einerlei. Calaciura geht jedoch noch einen Schritt weiter, indem er Maria ins Spiel bringt.

Sie "hatte, wie alle Frauen mit Kindern, die Gewissheit, dass ihr Sohn einst die Welt verändern würde." Entsprechend setzt sie ihren Sohn unter Druck. Die Mutter als Macherin hinter dem künftigen Star, die Eigendynamik von Zuschreibungen - all das stellt Calaciura denkanregend dar. Eine besonders originelle Wendung - sie sei hier nicht verraten - gelingt ihm, als Jesus seine entstellte Lebensgeschichte erstmals in aller Öffentlichkeit hört. Calaciura hat aber noch eine zweite Lesart in petto: Maria ist vergewaltigt und zur Ehe mit dem deutlich älteren Josef gedrängt worden. Mit Schande bedacht wurde das Opfer, nicht der Täter. Ein Messias als Sohn wäre die Erzählung, die auch ihr Trost spenden könnte.

Mit der Liebe zu der selbstbewussten Anna hofft Jesus allen Umklammerungen zu entkommen. Als sie stirbt, will er sich umbringen. Er hat den Strick bereits geknüpft, als Judas auftaucht. Sein Vetter Johannes, der längst eine Schar von Anhängern einer neuen Lebensweise um sich gesammelt hat, brauche ihn. Am Jordan, für Wasserrituale . . .

Calaciura zeichnet Jesus einerseits als anarchistischen Rebellen, andererseits als Element einer selbsterfüllenden Prophezeiung, mit der Maria ihn großgezogen hat. Am Ende entgleiten ihm die Fäden etwas, und er vermag nicht mehr klar zu scheiden: Will er von Verklärung erzählen oder von Verrohung? Das ist verzeihlich bei seiner ansonsten anregenden Geschichte. CHRISTIANE PÖHLMANN

Giosuè Calaciura:

"Ich, der Sohn". Roman.

Aus dem Italienischen

von Judith Krieg. Edition Converso, Karlsruhe 2024. 304 S., geb.

© Alle Rechte vorbehalten. Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt.

Bewertungen

0 Bewertungen

Es wurden noch keine Bewertungen abgegeben. Schreiben Sie die erste Bewertung zu "Ich, der Sohn" und helfen Sie damit anderen bei der Kaufentscheidung.