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Brazilian Psycho

Thriller

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»Brazilian Psycho« zeigt, was die Kriminalliteratur zu leisten imstande ist - ein Meisterwerk epischen Ausmaßes

Brazilian Psycho verwebt Kriminalfall, historische Fakten und Gesellschaftspolitik zu einer radikalen Geschichte einer der faszinierendsten und gewalttätigsten Städte der Welt: São Paulo.

Ein bahnbrechender Roman unserer Zeit. Über einen Zeitraum von sechzehn Jahren zwischen 2003 und 2019 erleben die unterschiedlichsten Charaktere in São Paulo ein sich entfaltendes soziales und politisches Drama, das einen Wirbelsturm von Handlungen und Gegenhandlungen in Gang setzt: Der Mord an einem britischen Schuldirektor und die anschließende Vertuschung stehen im Mittelpunkt brisanter politischer und finanzwirtschaftlicher Entwicklungen, die von Gewalt und Korruption geprägt sind. Es geht auf direktem Weg von den Favelas und den dort lebenden Gangs in die Hochfinanzwelt von Brokern und Immobilienmaklern bis hin zu den hochrangigen Politikern Lula da Silva und Bolsonaro.

Produktdetails

Erscheinungsdatum
14. Februar 2024
Sprache
deutsch
Auflage
Deutsche Erstausgabe
Seitenanzahl
640
Autor/Autorin
Joe Thomas
Übersetzung
Alexander Wagner
Verlag/Hersteller
Originaltitel
Originalsprache
englisch
Produktart
kartoniert
Gewicht
568 g
Größe (L/B/H)
207/134/43 mm
Sonstiges
Großformatiges Paperback. Klappenbroschur
ISBN
9783442773862

Portrait

Joe Thomas

Joe Thomas wurde 1977 in Hackney geboren. Er ist der Autor des von der Kritik hochgelobten São-Paulo-Quartetts - Paradise City, Gringa, Playboy und Brazilian Psycho - und von Bent, das vom Guardian als bestes Buch des Jahres 2020 und von der Irish Times als bester Kriminalroman des Jahres 2020 ausgezeichnet wurde. Joe lebt mit seiner Partnerin und seinem Sohn in London und lehrt an der City University of London.

Pressestimmen

Besprechung vom 06.05.2024

Anhaltendes Todesröcheln

Alle wollen ein Stück vom blutigen Kuchen: Der britische Autor Joe Thomas beschließt mit "Brazilian Psycho" seine Tiefenbohrung im Moloch São Paulo.

Nicht nur New York, auch São Paulo ist eine Stadt, die niemals schläft. So schreibt es der britsche Schriftsteller Joe Thomas in seinem Thriller "Brazilian Psycho" und lässt den Gangster Big Ray gleich noch die Beobachtung hinterherschieben, diese Stadt werde "von ihrem eigenen Todesröcheln wachgehalten". Das Bild nimmt vorweg, was der Roman zeigen wird.

Big Ray ist aus Miami in seine Heimat zurückgekehrt in der Hoffnung auf das große Geschäft, denn politisch hat sich einiges in Brasilien geändert. Es ist Januar 2003, und die Brasilianer haben Lula da Silva zum Präsidenten gewählt, dessen Sozialpolitik subventionierten Wohnungsbau und staatliche Beihilfe für arme Familien verspricht. Nicht nur Big Ray hat große Pläne, diese staatlichen Maßnahmen in die eigene Tasche umzuleiten.

Joe Thomas zieht auf mehr als sechshundert Seiten einen Querschnitt durch die Bevölkerungsschichten der Metropole, zeichnet Lebensläufe nach, die sich zwangsläufig irgendwann überschneiden müssen und dabei auf unterschiedlichen Seiten des Gesetzes und der gesellschaftlichen Ordnung stehen.

Der Polizist Mario Leme etwa verbeißt sich in einen Mordfall. Der Leiter einer internationalen Schule ist in seiner Wohnung in einem Nobelviertel erschlagen worden. Obwohl man den Fall schnell abschließen will und sofort einen passenden Verdächtigen im Auge hat, lassen Leme einige Details nicht los. Er glaubt nicht, dass der richtige Täter gefasst wurde, trägt weiter Indizien zu diesem Fall zusammen und befindet sich Jahre später auf der Spur eines Serienmörders. Dazwischen schiebt sich die Liebe, denn Leme lernt eine Anwältin kennen, die sich der Hilfe der armen Bevölkerung verschrieben hat und mit einem Sozialbüro direkt am Rand der Favela, deren Bewohner diese "den Dschungel" nennen, selbständig macht. Die Anwältin wiederum kreuzt immer wieder den Weg eines Jungen, den die Drogenbosse des Viertels schon früh mit Kurierdiensten beauftragen und der eigene Ideen hat, wie man die Sozialleistungen des Staates zugunsten der Männer umleiten kann, die das Viertel eigentlich regieren.

Wie brutal die Stadt für ihre Bewohner sein kann, macht Thomas auch in seiner Sprache deutlich, etwa wenn er die Bewegungen des jungen Drogenkuriers beschreibt: "Rafa stößt sich ab, schlängelt sich zwischen Bergen von schwitzenden Müllsäcken hindurch, die Risse im Plastik sind wie eiternde Wunden." Das Bild von São Paulo, das so entsteht, ist widersprüchlich. Auf düsterste zwischenmenschliche Vorgänge knallt die Tropensonne und wirft harte, kurze Schatten, in denen sich niemand verstecken kann.

Zehn Jahre lang hat der 1977 im Londoner Stadtteil Hackney geborene Autor Joe Thomas in São Paulo gelebt und recherchiert. "Brazilian Psycho" ist nach "Paradise City", "Gringa" und "Playboy" der Abschluss seiner Thriller-Tetralogie über die brasilianische Mega-City und den Detektiv Mario Leme, der bereits im ersten Band ermittelte. So wie Leme sich immer weiter in die Verwicklungen der Stadtpolitik und die Abgründe der Eliten hineinarbeitet, hat sich auch Thomas tief in die Geschichte der Stadt vergraben und zum Teil wahre Begebenheiten ins Fiktionale übersetzt. Viele seiner Quellen legt er am Ende von "Brazilian Psycho" offen, gibt Hinweise, in welchen journalistischen Artikeln man weiterlesen kann, wenn die hier geschilderten Taten einen auch nach Ende der Lektüre nicht loslassen wollen.

Einige der Artikel finden sich auch im Roman wieder, eingeschoben als kursive Zwischenkapitel. Thomas spannt seine Erzählung über mehr als zwanzig Jahre und gleicht sie immer wieder mit der Realität ab. So berichten die Originalberichte von Misshandlungen linker Aktivisten durch die Polizei während der Proteste gegen Bolsonaro 2018, andere Dokumente erzählen von den Misskalkulationen der Wohnungsbaumaßnahmen der Regierung Lula de Silvas ("Beschwerden über die Lebensqualität der Bewohner - unzureichender Wohnraum - Viehhaltung sollte für den täglichen Lebensbedarf der Bewohner sorgen, führte aber zu Problemen mit anderen Mietern - die Durchsetzung des Tierverbots führte zum Entzug der Lebensgrundlage - es entwickelte sich ein Schwarzmarkt mit unerlaubten Verkäufen und der Untervermietung von Wohneinheiten"). Auch die emotionsheischenden Reden von Politikern, die sich die Anwältin Renata im Fernsehen anschaut, sind im originalen Wortlaut wiedergegeben.

Solche Einschübe sind nicht die einzige formale Spielerei, die sich der Autor erlaubt. Im letzten Band seiner Stadterkundung führt er verschiedene Erzählstile zusammen, die er in den Vorgängerbüchern sparsamer ausprobiert hatte. So wechseln nicht nur die Handlungsstränge immer wieder zwischen den zahlreichen Figuren, auch die Erzählperspektive variiert. Wenn die Handlung um den Detektiv Leme, die Anwältin Renata oder den Gangster Big Ray kreist, erzählt Thomas sie im neutralen Ton in der dritten Person. Dazwischen schleichen sich im Protokollstil gehaltene Ich-Passagen. Eine berichtet aus der Sicht der Hausangestellten des ermordeten Schulleiters, eine nimmt die Perspektive der Ehefrau eines hochrangigen Beamten ein und eine die eines jungen Mannes, der immer weiter in Eifersucht und Psychose abrutscht.

Es sind die emotional kaputtesten Figuren, denen man durch diese Technik noch näher kommt. Wen diese Figurenvielfalt abschrecken sollte - es gibt ein Register mit der Übersicht aller handelnden Personen. All diese stilistischen und formalen Varianten könnten bei einem weniger versierten Autor schnell ins Chaos abgleiten, doch Thomas gelingt es, die Erzählstränge mit sicherer Hand zusammenzuführen. Wie beim Teppichknüpfen kommen die Fäden, die er einbaut, mal schmaler, mal breiter, mal glänzender, mal dunkler daher - am Ende aber entsteht das Bild einer Stadt, das zugleich das Bild eines Landes und seiner politischen Kämpfe ist. MARIA WIESNER

Joe Thomas: "Brazilian Psycho". Thriller.

Aus dem Englischen von Alexander Wagner.

btb Verlag, München 2024.

640 S., br.,

© Alle Rechte vorbehalten. Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt.

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Von Janko Katzenmeier am 22.02.2024

einfallsreicher und anspruchsvoller Polit-Thriller mit hartnäckigen Durchhängern

Es herrscht Gewalt in den Straßen São Paulos. Miss- und Vetternwirtschaft, Kriminalität, Betrug und Korruption stehen an der Tagesordnung. Nicht selten münden diese in völligen Katastrophen für die, zumeist verarmte Bevölkerung. Der philosophische Ansatz des Habitus, den der britische Autor Joe Thomas in seinem einfallsreichen und anspruchsvollen Polit-Thriller "Brazilian Psycho" an den Tag legt, ist genauso rau und lebendig, wie die Schauplätze, an denen sie sich zutragen. Politisch unkorrekt, obszön, vulgär, skrupellos und verdammt brutal. Auf Befindlichkeiten nimmt Thomas keine Rücksicht. Das machen die Gangs auf der Straße auch nicht. Also beschönigt er auch nichts. In der größten Stadt Brasiliens hält sich niemand an das Gesetz. Jeder wirtschaftet auf seine Weise. Zumeist in die eigene Tasche. Die Grenzen der organisierten Kriminalität sind nun mal fließend. Das Gefälle zwischen Arm und Reich ist es hingegen nicht. In seinem 640 Seiten umfassenden, weltoffenen und kommunikativen Polit-Thriller geht der Brite ebenso auf den politischen und wirtschaftlichen Lauf der Dinge ein, wie auch auf das unweigerliche Ineinandergreifen vom Verteilen (zumeist) finanzieller Zuwendungen und dem Ermöglichen von Dingen des alltäglichen Lebens. Er stützt sich auf kurze, lässige, gleichwohl prägnante und aussagekräftige Thesen, die darauf hindeuten, dass ihr Repräsentant bereits so einiges im Leben gesehen hat. Joe Thomas, der selbst zehn Jahre in São Paulo gelebt hat, beleuchtet die politischen, wirtschaftlichen und kriminellen Kausalitäten insbesondere in der Zeitspanne von 2003 bis 2019 und zeigt die Gegensätzlichkeit São Paulos als Milieustudie. Die Favelas, mit ihren eng aneinander gebauten Bruchbuden am Hang des Morro da Providência und demgegenüber Bezirke, wie das grüne Jardins-Viertel mit seinen ruhigen Straßen, Nobel-Restaurants, luxuriösen Apartment-Hochhäusern, mondänen Hotels, reichen Paaren, schnellen Autos und exklusiven Klamottenläden mit Tausend-Dollar-Jeans. Neben schicken Bars und "padarias" (Bäckereien), Wop-Kantinen und Pizzerien wimmelt es in São Paulo nur so vor Straßennutten, Stripclubs, Strichern, Dealern, Zuhältern, Künstlern, Aristokraten und den "noias", den paranoiden Süchtigen. Januar 2003. Detective Mario Leme macht sich gemeinsam mit seinem guten Freund und Partner Ricardo Lisboa auf ins Nobelviertel Jardim Paulistano, um zu klären, wer Paddy Lockwood, den Direktor der British International School, in dessen Villa ermordet hat. Der Fall wird nicht aufgeklärt. Doch jemand muss den Kopf dafür hinhalten. Ein armer Schlucker aus den Favelas, dessen Familie für seinen fünf- oder sechsjährigen Stellvertreter-Knastaufenthalt einen Batzen Geld erhält, ist schnell bestimmt. Der Mord an dem Schulleiter ist Lemes erster Fall, der ihn auch Jahre später nicht zur Ruhe kommen lässt und für ihn zu einer Obsession gerät. Szenenwechsel. Miami Airport. "Big" Ray Marx fliegt nach São Paulo. Aber nicht unvorbereitet. Der ehemalige CIA-Agent, aktuelle Firmenteilhaber und freiberufliche Drahtzieher hat sich zuvor mit Startkapital eingedeckt. Das will er gewinnbringend investieren. Er soll für den Hedgefonds und die private Investmentbank Capital SP den Consultant spielen und die Entwicklung des Finanzmarktes unter der politischen Führung von Luiz Inácio Lula da Silva (35. und indes auch 39. Präsident der Föderativen Republik Brasilien) sondieren. In der Zwischenzeit trifft sich Anwältin Renata Sanchez, die gemeinsam mit ihrer Kollegin Fernanda von Capital SP ein Rechtsberatungsbüro am Rande der Favela Paraisópolis eröffnen will, mit einem Makler. Sie wollen den Bewohnern der Favela bei den vielen Anträgen helfen, die ein besseres Leben für selbige bedeuten könnten. Beobachtet vom 13-jährigen Schüler Rafa, der sich als Aufpasser ein bisschen Geld verdient. Er notiert, auffällige Personen, die die Favelas betreten oder selbige verlassen. Aufgrund der vielen Handlungsstränge weiß man nicht so recht, in welche Richtung es eigentlich gehen soll. Doch dann nimmt die gesellschaftspolitische Ode an das wichtigste Wirtschafts-, Finanz- und Kulturzentrum des Landes allmählich Gestalt an und die Geschehnisse beginnen sich zu überschneiden. Der komplexe, teil-fiktionale Polit-Thriller "Brazilian Psycho", der auf einem Fundament aus tatsächlichen Vorkommnissen errichtet wurde, ist schon harter Tobak. Trocken, schwarzhumorig und abgebrüht geht Joe Thomas auf die jeweiligen Charaktere ein, die man in ihrem täglichen Kampf im Sündenpfuhl São Paulos begleitet. Die meisten von ihnen ohne reelle Chance jemals aus diesem abartigen Teufelskreis aus Sex, Drogen und Gewalt auszubrechen. Man riecht den Dreck, den Staub, die Abgase, spürt die permanente Gefahr der willkürlichen Gewalt, die Schwüle, die flirrende Hitze, sieht die Massen an Menschen vor dem eigenen geistigen Auge durcheinander wuseln und bekommt in diesem erbarmungslosen Thriller eine Ahnung vom bitteren Elend auf den Straßen São Paulos. "Brazilian Psycho" ist phasenweise dermaßen fesselnd verfasst, dass man an Joe Thomas' Buchseiten klebt, wie ein Neugeborenes an den Brüsten seiner Mutter. Man sollte allerdings ein gewisses Interesse für Wirtschaft, Politik und kriminelle Machenschaften mitbringen, um mit dem explosiven Zündstoff aus dem Betondschungel klarzukommen. Thomas hechtet nämlich in Highspeedmanier durch die dramatischen Geschehnisse und die politischen Hintergründe Brasiliens, die ich in dieser Form nicht kannte. Durch die vielen verschiedenen Handlungsstränge und das üppige Personal wird man jedoch immer wieder aus dem Kontext gerissen. Zudem die Geschichte, gerade im letzten Drittel unnötigerweise in die Länge gezogen wird. Hier gestaltet es Joe Thomas einfach zu komplex, zu politisch, zu zerfahren und zu kompliziert. Auf Dauer wird der Schluss dermaßen zäh, dass ich das Buch am liebsten abgebrochen hätte. Warum der btb Verlag, im Falle des 1977 in Hackney geborenen Schriftstellers Joe Thomas das Feld von hinten aufgerollt hat, ist mir zusätzlich ein Rätsel. "Brazilian Psycho" ist nämlich der vierte Band des "São Paulo Quartet" (bestehend aus Paradise City, Gringa, Playboy und Brazilian Psycho). Er kann jedoch als Standalone gelesen werden, was diesen Fauxpas wieder etwas in den Hintergrund rückt. Brutalität/Gewalt: 72/100 Spannung: 39/100 Action: 33/100 Unterhaltung: 72/100 Anspruch: 63/100 Atmosphäre: 69/100 Emotion: 36/100 Humor: 15/100 Sex/Obszönität: 28/100 Meine Wertung: 70/100