Nachdem mich vor einigen Jahren die Passage Trilogie von dem Autor so begeistert hat, hab ich mich überaus gefreut, etwas Neues von ihm zu entdecken! Das Cover alleine hat mich schon fasziniert und ich habe, ohne den Klappentext zu lesen, mich einfach überraschen lassen, was hier auf mich zukommt.Schon der Prolog konnte mich total gefangen nehmen. Eine atmosphärische Szene, eine ältere Frau mit Erinnerungen, das Meer, das auf sie wartet ... und alles in einem ruhigen und bildhaften Stil, der mich direkt in die Gefühlswelt der Frau hat tauchen lassen. Dazu die vielen Anspielungen, die das ganze absurd und seltsam wirken ließen und mich extrem neugierig gemacht haben auf das, was folgen wird.¿¿¿¿¿¿¿¿¿¿¿"Es ist eigentlich das gleiche Problem, das die meisten Leute haben. Sie wissen sehr viel. Und sie glauben fast nichts."Zitat Seite 471Proctor Bennett lebt auf einem Inselstaat namens Prospera, weit entfernt und isoliert von der restlichen Welt. Eine Gesellschaft voller außergewöhnlicher, privilegierter Menschen, deren einziges Ziel es ist, sich in ihrem Schaffen und Künsten zu verwirklichen.Proctor ist ein Fährmann. Er ist dafür zuständig, diejenigen, deren Lebensphase zu Ende geht, zur Fähre zu begleiten und ihren Abschied zu regeln. Was nicht wirklich als schlimm angesehen wird, da diese Menschen sich auf ein neues Leben freuen können, jung und vital, wieder von der Fähre nach Prospera gebracht und von neuen Eltern adoptiert.Es wirkt sehr surreal und es tauchen immer wieder Fragen und neue Rätsel auf. Sowas mag ich sehr, wenn ich die "Welt", die mir beschrieben wird, erstmal gar nicht komplett begreifen kann, sondern sich Puzzleteil für Puzzleteil zusammensetzt, bis ich am Ende ein Gesamtbild habe. Allerdings dauert es schon eine Weile, bis man wirklich erkennt, welcher Sinn hinter dem ganzen steckt, aber ich war durchweg gespannt und gebannt von der Geschichte.Interessant fand ich auch, wie die Träume hier integriert werden. Denn Träume sind nicht gut, so die Meinung auf Prospera, dabei sind sie so wichtig, um unsere Erlebnisse zu verarbeiten.Rätselhaft war ebenfalls die gespaltene Gesellschaft in Privilegierte und die Arbeiterklasse, die sogar auf einer Nebeninsel gewohnt hat. Natürlich gab es hier Missmut und Neid durch die Ungerechtigkeit.Proctor fällt dann nach und nach aus seiner Rolle. Eine Überraschung jagt die nächste und ich war ständig am überlegen, worauf das ganze hinausläuft. Das mit der "Wiedergeburt", die ständige Überwachung - von wem und warum.Dann gibt es dramatische Veränderungen, actionlastige Abschnitte und die Handlung steigert sich rasant. Als es dann zur Aufklärung kommt, war ich im ersten Moment ein bisschen enttäuscht. Ich hatte vor gar nicht langer Zeit ein ähnliches Szenario gelesen, was mir leider gar nicht gefallen hat. Beim Weiterlesen aber hab ich gemerkt, wie durchdacht der Autor hier alles zusammenfügt und wie jedes Puzzleteil seinen Platz findet.Das war schon ganz schön abgefahren und hat mich beim Denken ganz schön durcheinander gewürfelt - aber insgesamt war es sehr gelungen. Ich hab es zu keiner Zeit als langwierig empfunden und hatte viel Spaß bei den vielen mysteriösen Ereignissen.Der Schreibstil war immer sehr gut den Situationen angepasst - nur muss ich anmerken dass sich einige Schreib- und Übersetzungsfehler eingeschlichen haben, die schon ein bisschen gestört haben. Wofür aber der Autor nichts kann.4.5 Sterne von mir