Das Buch hat mich insgesamt überzeugt, auch wenn ich mir an manchen Stellen etwas mehr Tiefe gewünscht hätte. Mit der eher geringen Seitenanzahl passiert einiges ziemlich schnell, sowohl die Lovestory als auch einige Kämpfe hätten meiner Meinung nach mehr Raum verdient. Trotzdem hat mir die Grundidee der Geschichte sehr gut gefallen, genauso wie die Charaktere.
Nachdem ich mir einige kritische Rezensionen durchgelesen habe, kann ich einige Punkte zwar nachvollziehen, teile aber nicht alle Meinungen. Ja, das Erzähltempo ist stellenweise recht flott, und manche inneren Monologe wiederholen sich ein wenig zu oft. Auch die Protagonistin durchläuft keine drastische Charakterentwicklung aber musste sie das überhaupt? Sie ist von Anfang an eine starke Figur, die sich gegen gesellschaftliche Erwartungen auflehnt und sich nicht verbiegen lässt. Eine Rückentwicklung gibt es nicht, stattdessen bleibt sie sich konsequent treu.
Ein Kritikpunkt, den ich nicht ganz verstehen kann, ist die Darstellung des Frauenbildes. Natürlich spiegelt es eine bestimmte Zeit und eine bestimmte Welt wider, genauso wie es bei historischen Romanen der Fall ist. Ich würde ja auch keine Kritik an Bridgerton üben, weil das Frauenbild dort nicht modern ist. Das gehört nun mal zur Geschichte. Außerdem möchte ich nochmal betonen, dass der König selbst dieser Herangehensweise kritisch gegenübersteht und Frauen mit Respekt behandelt. Manche Rezensionen lassen es so klingen, als würde das Buch Frauen auf reine Gebärmaschinen reduzieren, diesen Eindruck hatte ich allerdings nicht, da es ein Ausnahmezustand in der Geschichte ist.
Insgesamt ist es eine spannende Fantasygeschichte, die zwar nicht perfekt ist, aber definitiv ihren Reiz hat. Wer eine tiefgehende Charakterentwicklung sucht, wird hier vielleicht nicht voll auf seine Kosten kommen. Wer aber starke Figuren und eine interessante Welt schätzt, wird das Buch sicher genießen.