Natalie Merritt und ihre Familie haben vor zwei Jahren ihre geliebte Tochter Anabel verloren. Gemeinsam mit ihren beiden Kindern Paige und Will haben sie den Tod Anabels mehr schlecht als recht verarbeitet, denn Anabel wir immer Natalies Lieblingskind. In dieser Situation nehmen die Merritts eine Austauschschülerin aus Großbritannien auf: Tanya Blackstone ist scheinbar perfekt und gerade Mutter Natalie schließt sie sofort ins Herz. Anders als Paige, der Tanya sofort seltsam vorkommt und die sie vom ersten Moment an verabscheut. Paige stellt zusammen mit ihrem Bruder Will Nachforschungen zu Tanyas Leben und ihrer Vergangenheit an. Was sie dabei herausfinden, ist nur die Spitze des Eisbergs und bald schwebt die Familie in Lebensgefahr.
Mich hat das Cover direkt angesprochen, der Gegensatz vom pinken Barbiehaus zum düsteren Hintergrund ist sehr gut umgesetzt und passt perfekt zur Geschichte. Als Leser ist man direkt zu Beginn mitten in der Geschichte als die Merritts Tanya am Flughafen abholen. Mir gefällt sehr die abwechselnde Kapitel aus der Sicht von Paige und Natalie. Der Leser erfährt so sowohl von der Ablehnung Paiges als auch von der wachsenden Mutterliebe Natalies zu Tanya. Bei mir sind sofort Fragen aufgetaucht, sowohl die Familie betreffend als auch Tanya. Die Autorin serviert häppchenweise Hinweise und Erklärungen, die mich als Leserin immer zum Weiterlesen quasi gezwungen haben.
Es herrscht stets eine unterschwellige bedrohliche Atmosphäre, die sich im Laufe der Handlung immer mehr verdichtet und die die Autorin gekonnt beschreibt. Die Familie Merritt ist das typische Vorzeigemodell einer amerikanischen Familie: eine große Villa, ein Pool, entzückende Kinder und ein hart arbeitender Vater sowie eine Mutter, die die Organisation von Wohltätigkeitsveranstaltungen übernimmt. Die meisten Charaktere im Buch waren mir eher weniger sympathisch, allen voran Tanya, deren Verhalten sowohl Fragen aufwirft als mich auch immer mehr genervt hat. Auch Mutter Natalie kommt nicht besser weg. Einzig der 12-jährige Will verliert nie seinen Optimismus und hält sich, so gut es geht, gerade am Anfang, aus den Streitigkeiten heraus.
Mein Kritikpunkt sind vor allem die oft vorhersehbaren Wendungen und Aufschlüsselungen, die man im Verlauf der Geschichte zu lesen bekommt. Meist wusste man, oder ahnte viel mehr schon, was passieren wird und da die Rolle der "guten" und "bösen" Charaktere schnell zugewiesen waren, ist an einigen Stellen der Überraschungseffekt verpufft.
"The Family Guest" ist trotz allem ein fesselnder und spannender Thriller, der das Leben einer amerikanischen Vorzeigefamilie auseinander nimmt und mit den Klischees und Erwartungen daran spielt. Von mir gibt es eine Empfehlung für alle Thriller-Fans!