Seitdem Isa und ihr Mann in dem kleinen Reihenhaus leben, haben sie sich mit Kontakten zurückgehalten, doch nun ist seit vier Monaten ihr kleiner Sohn Ben da und sie beschließen, ihre Nachbarschaft zu einem Kennenlernen einzuladen. Während Isa den Haushalt macht und dafür in den Waschkeller muss, lässt sie Ben für ein paar Minuten aus den Augen und als sie zurückkommt, ist ihr kleines Baby weg. Acht Monate lang bleibt Ben verschwunden, keine einzige Spur führt zu ihm und so plötzlich wie er verschwunden ist, taucht er wieder auf. Isa könnte nicht glücklicher sein, doch immer mehr erwachen in ihr die Zweifel.
Schon in der Vorschau machte mich das Buch unheimlich neugierig, gerade als Mutter ist das doch ein Moment, der mehr als beängstigend wirkt und wer kennt es nicht, man dreht sich um und beim Blick zurück, ist das Kind weg, meistens zwar nur ein paar Meter an eine andere Stelle gerückt, aber es ist im ersten Moment ein Schock. Ein Alptraum für jede Mutter und dann noch ein so kleines Baby und dann zu Hause.
Autorin Sarah Bestgen ist hier ein wirklich großartiges Debüt gelungen und man spürt, dass die Autorin als gelernte Psychologin sehr tief in die menschliche Psyche blicken lässt. Der Schreibstil fühlte sich zunächst noch nüchtern an, auch wenn man fast den Eindruck hat, dass die Emotionen fehlen, spielt Bestgen genau mit diesen, denn der Leser schaut hier regelrecht zu, wie bei einem Fernsehkrimi. Je mehr ich las, desto eindringlicher wurden die Worte und vor allem mit der Protagonistin konnte ich absolut mitfühlen.
Der Fall des Verschwundenen Kindes, der zunächst nicht geklärt werden konnte und dann doch eine völlig neue Wendung gab, war unglaublich spannend, auch wenn ich zugeben muss, im Mittelteil zunächst eher dachte, einen Roman zu lesen, wurde daraus ein Psychothriller. Stück für Stück steigert sich das Unwohlsein der Protagonistin und genau das fühlt man auch als Leser. Gemeinsam mit Isa begann ich zu zweifeln, daran, was man dem eigenen Kind gegenüber fühlt, die Unsicherheit, die Ahnung, dass etwas nicht stimmt. All das beginnt im Mitteilteil ganz langsam und harmlos und steigert sich von Kapitel zu Kapitel. Diese sind dann meist so kurz, dass man immer wieder noch ein Kapitel lesen möchte, bis man dann das Buch in einem Rutsch gelesen hat.
In erster Linie begleiten wir hier Protagonistin Isa aus der Sicht eines neutralen Erzählers, der uns aber immer wieder an Gefühle und Gedanken der jungen Mutter teilhaben lässt. Zwischendurch wechselt aber dann auch die Perspektive und genau das führt wieder dazu, dass man nicht so ganz weiß, inwieweit man Isa glauben kann.
Ich fühlte mich beim Lesen mit Isa absolut verbunden, ihre eigenen Ängste, ihre Unsicherheiten, das Gefühl nicht gut genug zu sein und auch dieses Gefühl der Fremde zwischen ihr und dem kleinen Ben konnte ich absolut nachvollziehen. Auch das Misstrauen gegenüber anderen Charakteren fand ich hier einfach fantastisch umgesetzt und habe selbst die anderen, oft sehr misstrauisch, beäugt. Mark, Isas Ehemann, die Psychiaterin, die Polizisten, die neue Freundin alle zusammen geben spannende Nebencharaktere, von denen man einfach nicht genau weiß, inwieweit man ihnen trauen sollte. Meine zu Beginn angestellte Vermutung, ging dann auch am Ende in die richtige Richtung, trotzdem war es bis dahin ein geschicktes Wirrspiel.
Mein Fazit: Mit Happy End hat Autorin Sarah Bestgen ein wirklich gelungenes Debüt geschrieben und ich hoffe auf viele weitere Bücher aus ihrer Feder. Zwar würde ich dieses Buch eher in Richtung Psychothriller einordnen, was aber der Spannung und den unvorhersehbaren Momenten keinen Abbruch tut. Intensiv ausgearbeitete Charaktere und eine glaubhafte Handlung machten das Buch zu einem Pageturner, den ich in kürzester Zeit verschlungen habe. Merkt euch diese Autorin!