Ende des 21. Jahrhunderts bestimmt das Holonet auch das Aussehen der realen Welt, der Mensch kann sich selbst und seine Umgebung so gestalten, wie es ihm gefällt und die Technologie des Mind Uploads in Klone bietet heute noch nicht vorstellbare Möglichkeiten. Ein Geheimnis bleibt vielleicht nur noch der Tod und das, was eventuell danach kommt.Mit zwei identisch aussehenden Toten hat Kommissar Wenzel Landauer in Wien zu tun, die sich jedoch als Klone herausstellen, juristisch umstritten bleibt, ob eher Sachbeschädigung oder ein Tötungsdelikt vorliegt. Als die Besitzerin der Klone verschwindet und ein Mensch ermordet wird, stellt Landauer doch Ermittlungen an und stößt auf die Gruppe der Deather, die technologisch bestens ausgestattet den Moment des Todes und was vielleicht danach passieren mag, erforschen.Der Hologrammatica-Weltenbau ist wohl durchdacht, so plausibel wie erschreckend. Durch eine Virusinfektion ist die Menschheit um die Hälfte geschrumpft, Dürren und hohe Temperaturen in Folge der Klimakatastrophe haben zum Exodus aus europäischen Metropolen geführt, Grönland und Sibirien sind nun angesagte Wohngebiete.Die Figurenzeichnung und die Entwicklung der Charaktere ist gelungen, die Protagonisten haben Tiefe und besonders Wenzel, der immer noch um seine verstorbene Frau trauert und die gemeinsame Tochter allein groß gezogen hat und Sahana, gläubige Physikerin mit konsequenter theologischer und wissenschaftlicher Meinung, finde ich überzeugend dargestellt, mit beiden kann ich mich identifizieren.Neben Wenzels gibt es weitere, wechselnde Erzählperspektiven, auch Galahad Singh und Fran Bittner gehören zu den Protagonisten und sind aus den Vorgängerbänden bekannt. Es gibt Verweise auf Geschehen in den anderen Hologrammatica-Bänden und es ist sicher empfehlenswert, zumindest einen bereits gelesen zu haben.Nach Zwischenfällen 2048 und 2088 mit der außer Kontrolle geratenen Klima-KI Æther ist der Einsatz Künstlicher Intelligenz streng kontrolliert und begrenzt. Es scheint jedoch eine weitere Kopie von Æther in einem Qube zu geben, die nicht nur von UN-Behörden, sondern auch von der KI selbst aus einem weit entfernten Asteroidengürtel des Sonnensystems aus gesucht wird. Æther nennt sich jetzt Nemo und hat laut eigener Aussage inzwischen das Descartes-Problem gelöst (das besagt, dass Menschen mit einem digitalen Gehirn nach 30 Tagen in ihren Stammkörper zurück müssen, um zu überleben) und könnte den Menschen Unsterblichkeit ermöglichen.Tom Hillenbrand schreibt bildhaft und fokussiert, alles ist wichtig, es gibt keine überflüssigen Details und das Lesen erfordert Konzentration. 'Thanatopia' ist ein düsterer, komplexer, durchgehend spannender und einfallsreicher Thriller, der philosophische und gesellschaftskritische Fragen stellt und mögliche technologische Entwicklungen weiter denkt. Ein umfangreiches Glossar am Ende des Buchs erweist sich als hilfreich.Mir hat 'Thanatopia' sehr gut gefallen und mir ein an- und aufregendes Lesevergnügen bereitet. Ich hoffe, es wird einen weiteren Band aus der Welt der Hologrammatica geben, ich würde gern mehr über die Hardlights, ihre Fähigkeiten und den Lichtdom erfahren.