Uli Bott ist Pädagogin, ihr Mann Bernd ist Musiklehrer, gemeinsam sind Eltern von vier Kindern und haben mit #gemeckerfrei eine Akademie für Eltern gegründet. In ihrem gleichnamigen Buch, das nun im Herder-Verlag erschienen ist, stellen beide ihren Weg dar.Unter gemeckerfrei verstehen die Autoren eine Lebensweise, keinen Erziehungsratschlag. Es geht dabei um die Liebe zu sich selbst, die auf dem Weg zu einem gemeckerfreien Alltag die Grundlage bildet. Ein Großteil des im Buch Geschilderten, beruht auf eigenen Erfahrungen der Familie Bott.Genau hier sehe ich auch eine markante Schwachstelle des Buchs. Die erste Hälfte schildert lediglich das Leben der Autoren vor der Entdeckung von #gemeckerfrei. Danach geht es um den Weg dahin, allerdings sehe ich hier mehr Allgemeinplätze und vermisse konkrete Handlungsbeispiele. Was genau mache ich, wenn ich meine Kinder dabei entdecke, wie sie die frisch gepflanzten Blumen wieder ausreißen, wie im Buch geschildert? Was sage ich an dieser Stelle, anstatt zu meckern? Es gibt zahlreiche Beispiele, die im Alltag der Familie Bott früher zum Schimpfen geführt haben, aber kaum Alternativvorschläge für den gemeckerfeien Weg. Allein durch Selbstliebe, weiß ich nicht, wie ich nun angemessen reagieren soll.Auch das immer wieder betonte Andersartige oder Neue des Ansatzes kann ich so nicht bestätigen. Viele der im Buch genannten Aspekte finden sich so auch in anderen Ratgebern zu bedürfnisorientierter Erziehung. Letztendlich habe ich immer wieder den Eindruck, dass das Buch eher als Startschuss für die Akademie der Autoren dient, die ständig erwähnt wird.Das Buch kann ein paar Inspirationen für den Alltag von Eltern bieten. Viele Aspekte decken sich mit der bedürfnisorientierten Erziehung, zu der es meines Erachtens bessere Bücher gibt. Für Eltern, die sich erstmalig damit beschäftigen, kann dieses Buch dennoch eine Hilfestellung sein.