Vorurteile und wie man sie los wird

Martin Baltscheit


Martin Baltscheit 1965 in Düsseldorf geboren, studierte Kommunikationsdesign in Essen. Seit 1995 ist er Autor, Illustrator und Sprecher. Seine Bücher, darunter „Der Löwe, der nicht schreiben konnte“, wurden vielfach ausgezeichnet. Er erhielt den Deutschen Jugendliteratur- und Kinderhörspielpreis.

Interview mit Martin Baltscheit

Es gibt kaum ein schöneres Gefühl, als Vorurteile zu begraben.


Das „Wir gegen die“-Denken ist so alt wie die Menschheit selbst. Doch was passiert, wenn sich zwei Welten begegnen, die sich über ihre Vorurteile definieren? „Rolf und Rose“ erzählt von genau diesem Moment – poetisch, anarchisch und voller Witz. Im Interview geht es um die Entstehung der Geschichte, das Leben als Inspiration und die Freude, Vorurteile zu hinterfragen.

„Rolf und Rose“ sprüht vor frechen, anarchischen und poetischen Momenten - in Bildern wie in Worten. Wer hat hier wen mehr inspiriert: der Illustrator den Autor oder andersrum?
Zuerst gab es ein Bild von Max Fiedler. Eine Unterweltansicht mit Käfern. Eine Einbild-Enzyklopädie vom Leben und Lieben des unsichtbaren Volkes der Krabbler und Kriecher, das Urbild von allem, was unter unseren Füßen läuft, eindringlich, detailverliebt, irrsinnig laut und lustig, kurz, es war eines dieser „Ah! und Oh!“-Bilder, die man sich am liebsten als Tapete an die Wand hängt oder noch anders gesagt: eine Inspiration! Der Rest ist dann nur noch aufschreiben.

Rolf aus der Unterwelt, Rose aus der Oberwelt - zwei Welten, die sich vor allem über ihre Vorurteile gegeneinander definieren. Wer oder was hat da als Inspirationsquelle gedient?
Das Leben. Wer Zeitung liest und sein eigenes Leben beobachtet, stellt fest: Lebewesen teilen sich in Gruppen ein. Die da oben, die da unten, die Blauen, die Roten, die Oberschlauen, die Supertrottel. Der Reflex „meins und deins“ ist angeboren und macht auch Sinn im Kampf gegen den Säbelzahntiger. Im Alltag aber geht es nicht immer um Leben und Tod, sondern um Miteinander, Wohlwollen und Erkenntnis, die uns die tägliche Arbeit leichter und vor allem lustiger machen. Außerdem gibt es kaum ein schöneres Gefühl, als Vorurteile zu begraben und zu sagen: „Himmel, so geht das auch? Toll und danke schön.“

Feindbilder sind nicht nur gut fürs Wir-Gefühl, sondern sichern auch Macht. Warum sollten schon Kinder diesen Zusammenhang verstehen?
Die Unterscheidung zwischen einem sinnvollen Kampf und dem Kampf gegen eine ausgedachte Bedrohung ist elementar. Wer schon als Kind lernt, sich nicht in die Machtkämpfe anderer einspannen zu lassen, weil sie am Ende nur eine Fantasie bedienen, rettet sein eigenes, das Leben anderer und auch die Idee, dass jeder von uns in Freiheit und nach seinen Talenten glücklich werden soll. Und wer einfach gerne ein Kämpfer gegen andere ist, der spielt eben Fußball, schwenkt Fahnen, singt Lieder und geht danach mit allen zusammen einen Kakao trinken.

Rolf plant den großen Phiolendiebstahl - ein Gefäß, das Tolkien-Fans bekannt vorkommen dürfte. Steckt in „Rolf und Rose“ ein bisschen Mittelerde?
Steckt nicht in allem ein bisschen Mittelerde?

Ein supercooler, kribbeliger, wahnwitziger Kinderbuchcomic, der Vorurteile hinterfragt

Rolf und Rose
Buch (gebunden)
16,00 €
Rolf, die mutige Assel, lebt in der düsteren Unterwelt voller Käfer, während Rose, der farbenfrohe Schmetterling, die bunte Oberwelt bewohnt. Rolf will die Phiole der Schmetterlinge stehlen, um sich den Räuber-Asseln als Sohn von Bullit, dem Boss zu beweisen. Doch als er Rose begegnet, ändert sich seine Einstellung zu den eingebildeten Flatterern da oben. Ein supercooler, kribbeliger, wahnwitziger Kinderbuchcomic, der Vorurteile hinterfragt.
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