Noah ist Künstler, Anfang dreißig, charmant, etwas verloren und gerade frisch verlassen. Seine Freundin Camilla hat sich mehr vom Leben erhofft als das Mitfinanzieren ihres Partners und einen langweiligen Job. Als sie ihn für die Perspektive eines besseren Lebensstandards verlässt, trifft Noah eine alte Dame, die ihm Geld anbietet, um für sie Rache zu nehmen. Noah kommt zunehmend in Versuchung.
Diese Grundidee hat mich an Dürrenmatts Besuch der alten Dame erinnert: Was, wenn ein Verlassener seine große Liebe nur zurückgewinnen kann, indem er sich auf einen zweifelhaften Deal einlässt? Doch leider brauchte der Roman aus meiner Sicht recht lange, um in Fahrt zu kommen. Die ersten zwei Drittel plätscherten für mich dahin kurze, leicht konsumierbare Kapitel, viele kleine Beobachtungen, die leichtfüßig geschildert werden, aber wenig Tiefe.
Was mich außerdem gestört hat und mir jetzt schon in mehreren anderen Romanen negativ aufgefallen ist, ist der übermäßige Alkoholkonsum sämtlicher Figuren, der beiläufig geschildert wird, als wäre es ganz normal, jeden Abend mindestens eine Flasche Wein zu zweit zu leeren. Und auch die Vorliebe der jungen Protagonist:innen für klassische Boomer-Küche wirkte auf mich eher wie eine Vorliebe des älteren Autors als ein glaubwürdiger Charakterzug für Millenials.
Und dennoch: Im letzten Viertel nimmt der Roman Fahrt auf und das intelligente Ende hat mir gut gefallen. Für diesen Abschluss und die interessante Grundidee lohnt sich die Lektüre am Ende dann doch.