Der Erza hler in Stefan Adrians erstem Roman "Bluffen" ist ein Experte für Abbrüche und Selbstsabotage: Vom Land in die Großstadt gezogen, seine Wurzeln hinter sich lassend, durchwandert er als Barmann, Anzeigenverka ufer, Crossmarketing-Manager, Botenfahrer, Online-Journalist oder Blogger die Existenzmöglichkeiten der prekären Medienarbeiter zwischen Facebook und HartzIV. Er kündigt so oft wie er seine Freundinnen verlässt. Immer stärker verstrickt er sich in die Maskerade eines Doppellebens, plant schließlich eine Entführung, um seine Webseite bekannter zu machen . . . Genaue, popmoderne Beobachtungen der Umgebung stehen neben hypermodernen Ich-Konzepten und der urbane, elegante Erzählstil der vorherigen Jahrhundertwende scheint auf.
Ein umfassender Lagebericht aus einer europäischen Großstadt: vom Platzen der Dotcomblase über Nine Eleven bis zur Gentrifizierung. Nicht zuletzt ein Roman über das Berlin der Nullerjahre.
Stefan Adrian wurde 1975 im Burgenland geboren, einen Steinwurf entfernt vom tiefst gemessenen Punkt Österreichs. Schon daraus zeigte sich, wohin der Weg nur führen konnte: nach oben. Nach dem Abitur folgte der Umzug nach Wien, 2002 ein weiterer nach Berlin. Nach abgebrochenem Studium Tätigkeiten u. a. als Gelegenheitsjobber, McDonald's-Küchenkraft, Journalist, Barkeeper, Chefredakteur oder als Ghostwriter (Tim Raue: "Ich weiß, was Hunger ist", Piper, 2011). 2014 veröffentlichte er bei mikrotext "Der Gin des Lebens. Drinklyrik".