"Ist dies auch Wahnsinn, so ist doch Methode drin." (William Shakespeare)Mehr brauche ich eigentlich über "Die Stunde zwischen Frau und Gitarre" von Clemens J. Setz nicht sagen ha ha ha.Okay, ich versuch?s trotzdem, diesem 1000-seitigen Klopper eine Rezension zu "verpassen", auch wenn ich ziemlich sprachlos bin, was mich die letzten Wochen begleitet hat und ich mir sicher bin, diesem Machwerk in keiner Weise irgendwie gerecht werden zu können.Dazu ist der Roman zu komplex, zu irre, zu... - ihr seht, mir fallen kaum adäquate Adjektive ein *g*.Natalie fängt als Betreuerin in einem Wohnheim für Menschen mit Behinderungen an und wird dort "Bezugi" für mehrere Klienten, darunter ein begnadeter Maler sowie ein im Rollstuhl sitzender junger Mann namens Alexander Dorm. Dieser bekommt regelmäßig Besuch von Christopher Hollberg - ausgerechnet dem Mann, dessen Frau sich vor ein paar Jahren das Leben genommen hat, da sie zuvor von Alexander Dorm gestalkt wurde. Schon bald wird Natalie ob des "Arrangements" skeptisch und fängt an, Nachforschungen anzustellen...Das ist nur eine der vielen Ebenen dieses Meisterwerks des Irrsinns. Selten sind mir so viele Charaktere begegnet (inklusive Erzähler *g*), die viel reden, aber immer (oder meistens) am Thema vorbei erzählen. Das ist auf der einen Seite anstrengend zu lesen, aber auf der anderen Seite irre komisch und hat mich nicht nur einmal zum Lachen gebracht. Dann gab es Passagen, in denen die Fragezeichen in meinen Augen gar nicht groß genug sein konnten und dann wiederum welche, in denen die Leser:innen Natalie so dermaßen nah kommen, dass es schon fast (körperlich) weh tut.Überhaupt, Natalie: sie ist eine grandios gezeichnete Hauptfigur, die man abwechselnd schütteln oder knuddeln möchte - je nachdem, in welcher Situation sie sich gerade befindet. An einer Stelle sagt sie über sich:"Oh Gott, ich bin total peinlich. Ich kann nicht mal normale, gerade Gedanken denken." (S. 217/218)Ja, Natalie - das bist du. Und trotzdem...Ich komme auch jetzt noch nicht von dem Roman los; meine Gedanken kehren immer zurück zu Natalie, Alexander, Mike und all den anderen Figuren, die mich über sechs Wochen täglich begleitet haben. Eigentlich sollte man diesen Roman mindestens einmal im Jahr lesen - er regt einen auf, treibt einen in den Wahnsinn und lässt einen trotzdem den realen Irrsinn für ein paar Tage vergessen und entsprechend erden.So, und nun - Ende. Glocken- und Glasklare Leseempfehlung und damit verdiente 5*.©kingofmusic