Die Zeit der Finsternis ist der dritte und letzte Band der "Blut und Knochen" Serie aus der Feder von John Gwynne. Gleichzeitig bildet dieses Buch auch den Abschluss einer mehrteiligen Geschichte, die mit "Macht" - dem ersten Teil von "die Getreuen und die Gefallenen" - ihren Anfang genommen hat. Wie zu erwarten ist das letzte Buch der Trilogie nicht weniger actionreich, als es seine Vorgänger. Im Gegenteil: "Blut und Knochen" wird hier das ein oder andere Mal sehr wortwörtlich genommen. Leider gibt es zwischen den häufigen Kampfhandlungen nur wenig Platz für Charakterentwicklung oder spannende Dialoge. Was im Gegensatz dazu im fast exzessiven Ausmaß geboten wird, sind Kriegergrüße und theatralische Zugehörigkeitsbekundungen die auf Grund der mangelnden Charaktertiefe nicht selten unglaubwürdig wirken. Rache scheint in diesem Fall das Leitmotiv aller beteiligten Personen zu sein. Und eben dieser Rachedurst macht die gesamte Handlung etwas eindimensional. Daraus resultiert, dass sich die meisten Charaktere in ihrer Motivation und Verhalten kaum voneinander unterscheiden.Die Welt selbst fühlt sich über die gesamte Geschichte hinweg entvölkert oder leer an. Außer den Krieger*innen und Schattenwesen scheint wohl niemand mehr auf diesem Kontinent zu leben. Der westliche Teil der Verfemten Lande spielt dabei überhaupt keine Rolle mehr. Haben die Menschen im Westen - sofern es dort überhaupt welche gibt - vom allentscheidenden Konflikt überhaupt Wind bekommen? Ich kann mir kaum vorstellen, dass sich in Dun Seren alle noch lebenden und kampffähigen Menschen dieser Welt eingefunden haben um ein Leben in der Armee zu frönen. Diese Festung müsste doch sonst aus allen Nähten platzen.Ob die Handlung - und vor allem das Ende - nun überraschend ist oder nicht, hängt wohl viel damit zusammen wieviel man schon im Fantasy Genre gelesen und erlebt hat. John Gwynne bedient sich hier einiger wohlbekannter Stilelemente. Das ist jetzt nicht zwangsläufig schlecht. Die Spannung bleibt dabei aber unter gewissen Umständen auf der Strecke.Zum Schreibstil, oder besser zur Übersetzung, gibt es nicht viel zu sagen. Die Actionszenen sind vor allem durch kurze Sätze geprägt. Der Autor verzichtet dabei auf Ausschmückungen und kommt ohne Umwege zum Punkt. Das ermöglicht relativ schnell durch die Seiten zu fliegen - was bei über 800 Seiten kein unwesentlicher Faktor ist. Was mich über die gesamte Serie hinweg etwas gestört hat, sind die kursiv gedruckten Gedanken der Charaktere. Hier wird in den meisten Fällen einfach wiederholt, was ohnehin schon offensichtlich ist.Fazit:Wer viel Action und eine geradlinige Handlung mag ist hier sehr gut aufgehoben. Wer sich allerdings Tiefe und Vielschichtigkeit in der Charakterentwicklung erwartet, könnte am Ende etwas enttäuscht sein.