"Und ich blieb zerfleddert zurück. Zurück sagt man, als habe man die Abfahrt verpasst. Als sei der Tod das Ziel und das Leben die Wartehalle. Was ja letztlich auch so ist."An dem Tag, an dem Gabriele von Arnim ihrem Mann sagt, dass sie nicht mehr mit ihm leben kann, hat dieser einen Schlaganfall, zehn Tage später einen zweiten. Er ist danach halbseitig gelähmt und kann sich nicht mehr artikulieren. Sie beschließt, nicht zu gehen, sondern zu bleiben, baut während seiner Zeit im Krankenhaus und der Reha eine barrierefreie Wohnung in Berlin, holt ihn nach Hause und pflegt ihn, zehn Jahre lang. In ihrem Essay "Das Leben ist ein vorübergehender Zustand, reflektiert Gabriele von Arnim diese zehn Jahre und die Zeit nach dem Tod ihres Mannes, sie erzählt vom schmalen Grat zwischen Fürsorge und Übergriffigkeit, von Freund*innen, die sich abwenden, was so bezeichnend für unsere Leistungsgesellschaft ist, die Krankheit nicht sehen möchte und die Augen vor dem eigenen Tod am liebsten verschließt. Sie beschreibt aber auch die tiefe Nähe und Liebe, zu der sie und ihr Mann finden, von Menschen, die immer wieder kommen und ihm vorlesen, vom Glück des materiellen Wohlstands, der es ihnen ermöglicht, in einer barrierefreien Wohnung zu wohnen und eine Pflegekraft einstellen zu können. Und letztlich schreibt sie auch über das Schreiben selbst und wie heilsam Literatur über Tod und Abschied sein kann - genau das durfte ich durch ihr Buch "Das Leben ist ein vorübergehender Zustand" auch erfahren. Traurig, feinfühlig, klug - ein Buch über das Sterben und die Liebe, das man so schnell nicht vergisst.