Henry Silberbaum ist kein Rabbi, wie er im Buche steht. Er liebt Kriminalromane, Polohemden, seine Espressomaschine und sein Rennrad. Aber auch seine Schüler und die Bewohner des Jüdischen Seniorenstifts in Frankfurt liegen ihm am Herzen. Als eine alte Dame überraschend stirbt, ist sich der Rabbi sicher: Das war Mord! Doch keiner glaubt ihm. Kann er den brummigen Kommissar Berking davon überzeugen, der ihn kürzlich verhaftet hat? Henry riskiert seinen Job, um die Wahrheit zu finden. Und plötzlich befinden sich der Rabbi und der Kommissar mitten in einem lebensgefährlichen Mordkomplott.Der Einstieg fiel mir nicht ganz so leicht, da mir der Ton ein wenig zu angestrengt leicht und witzig erschien, aber sobald ich mich einmal daran gewöhnt hatte, wurde es doch noch ganz unterhaltsam.Es wird auch schon direkt zu Beginn sehr viel Wert darauf gelegt, dass Rabbi Henry Silberbaum kein gewöhnlicher Rabbi ist - ganz gleich, ob man selber überhaupt eine Vorstellung davon hat, wie ein Rabbiner zu sein hat; ich jedenfalls hatte eigentlich gar kein festgelegtes Bild vor Augen.Zumindest wird der Rabbi mit seiner lockeren Art schnell sympathisch, auch wenn ich zwischendurch das Gefühl hatte, dass es doch recht oberflächlich bleibt.Dass Henry Silberbaum, dem Krimifan, dann der Tod einer älteren, herzkranken und vermögenden Frau ein wenig seltsam erscheint, während weder der Notarzt noch der Hausarzt oder gar der hinzugezogene Kommissar hier etwas Verdächtiges wahrhaben wollen, ist natürlich keine wahnsinnig neuartige Idee, aber immerhin lässt sich der Kommissar schnell überzeugen, dem Ganzen nachzugehen. Dieser wird jedoch schnell von einem Richter an weiteren Nachforschungen gehindert und ermuntert daraufhin Henry eigene Nachforschungen anzustellen und unterstützt ihn mit Ratschlägen und kleineren Erkundigungen.Die sich entwickelnde Dynamik zwischen dem Rabbi und dem Kommissar fand ich - gerade nach ihrem schwierigen, wenn auch humorvollem Start - dabei wirklich gelungen, obwohl es zwischenzeitlich so gewirkt hat, als hätte der ebenfalls titelgebende Kommissar im Grunde nur eine Nebenrolle.Ich bin gespannt, ob seine Rolle im zweiten Buch der Reihe größer wird und ich mir dann auch seinen Namen merken kann, denn was wirklich auffällig war, dass wirklich ständig vom "Rabbi" und dem "Kommissar" die Rede war und ihre Namen dagegen nur relativ selten genannt wurden, wobei Henry da ganz klar im Vorteil war, da er zumindest zwischendurch von verschiedensten Figuren direkt mit Namen angesprochen wurde.Richtig gut gefallen hat mir, dass wir hier mal ganz nebenbei sehr viel Einblick in jüdisches Leben erhalten, wobei der Rabbi auch immer wieder verschiedenste Dinge näher erläutert.Was ich allerdings ziemlich schwach fand, waren die Frauenfiguren. Sie waren mir alle zu sehr schmückendes Beiwerk, die meist nur sehr oberflächlich angelegt waren. (Etwas, was mir dann ganz besonders im Hinblick darauf sauer aufgestoßen ist, als Henry dann auch noch der Meinung war, dass man immer Autor und Werk voneinander trennen sollte und dabei dann ausgerechnet auf Roman Polanski und seine Filme verwiesen hat...)Der Fall an sich bzw. die Ermittlungen verliefen teilweise doch sehr klischeehaft. Der Rabbi, der sich seiner Sache sicher ist, aber von allen Seiten Steine in den Weg gelegt bekommt und nur mit viel Hilfe und verschiedensten Tricks Beweise sammeln kann und die Verdächtigen, die eindeutig schuldig sind, sich aber scheinbar aus allem rauswinden können... Besonders spannend wurde es also nicht, aber es war doch launig genug, dass ich problemlos am Ball bleiben konnte und sogar Lust habe, auch noch mal ins nächste Buch zu schauen, um herauszufinden, ob sich das Ganze vielleicht doch noch steigern konnte.Fazit: Dieser Krimi bietet durchaus gute Unterhaltung. Zwar kann er nicht mit der großen Spannung aufwarten und einige Dinge schienen noch nicht ganz ausgereift, aber gerade die Dynamik zwischen dem Rabbi und dem Kommissar konnte im Verlaufe der Handlung punkten und der launige Ton konnte mich - nach einer kleinen Eingewöhnungsphase - über viele Dinge hinwegsehen lassen. (3,5 Sterne)