Der junge Edgar wächst bei seiner Familie im beschaulichen ostwestfälischen Herford auf. Ganz so beschaulich vielleicht nicht, denn sein Vater ist der Leiter des örtlichen Jugendgefängnisses. Dort gibt der Vater regelmäßig Klassikkonzerte, der Vater am Klavier als Begleitung eines Sologeigers. Für die jugendlichen Gefangenen wird gespielt, aber auch für die Bekannten der Familie, natürlich nicht gleichzeitig. Es könnte recht idyllisch sein, doch Edgars Familie ist nach dem Krieg aus Ostpreußen geflohen und die Ereignisse des Krieges sind auch im Jahr 1960 nicht vergessen. Der junge Edgar bekommt aus den Gesprächen der Eltern einiges mit, aber wenn er es wagt nachzufragen, bekommt er manchmal nur ungenügende Antworten.Die Kindheit in der Nachkriegszeit, die sich eigentlich schon dem Ende entgegen neigt, ist nicht immer einfach. Die Kinder sollen nicht immer alles mitbekommen. Doch Edgar und seine drei Brüder sind ja nicht alle gleich alt und so wissen die Älteren manchmal mehr. Hin und wieder traut sich Edgar auch, direkt zu hinterfragen. Vieles muss sich der Junge jedoch zusammenreimen oder auch zusammenerleiden, denn besonders der Vater hat seine eigenen Methoden. Doch auch die tragischen Momente in der Familiengeschichte erschließt sich Edgar nach und nach.Mit Neugier geht man an dieses Buch heran. Schließlich kennt man die Nachkriegsgeschichten in den eigenen Familien. Auch wenn die eigenen Erlebnisse später einsetzen, so besteht doch ein großes Interesse daran, wie ein Kind, das etwas früher groß wird, sie Zeit erlebt hat. Und dann liest man von Erlebnissen, die schwierig zu ertragen sind. Wenn man sich nach der Vergangenheit der eigenen Eltern oder Großeltern fragt, kann man hier den Hauch einer Antwort bekommen. Die Erlebnisse des jungen Edgar sind zum einen wie die eines jeden Kindes, fröhlich, von Neugier geprägt und dem Willen des Jungen, sich seine Wünsche zu erfüllen. Doch es gibt auch dunkle Momente, in denen er besonders unter seinem Vater zu leiden hat. Es ist eben nicht alles überwunden, es ist noch da und es ist bis in die Gegenwart nicht weg. Wenn dies beschrieben wird, ist man gefangen und auch etwas abgestoßen. Allerdings fragt man sich bei manchen Gedanken, ob sie dem Buch nicht so zusätzliches Gewicht verleihen sollten. Das bringt einen ein wenig raus. In Erinnerung bleiben werden jedoch die beklemmenden Momente in einem nicht existenten Idyll.