Vor 30 Jahren versetzte der kopflose Reiter das kleine Dorf Sleepy Hollow in Aufruhr. Jetzt wird die geschändete Leiche eines Jungen gefunden: Kopf und Hände fehlen. Ist der Reiter von einst wieder zurückgekehrt?"Die Legende von Sleepy Hollow - Im Bann des kopflosen Reiters" zählt zu Christina Henrys Dunklen Chroniken. Hierbei handelt es sich um die Adaption von Märchen und literarischen Vorlagen, die von der Autorin in ein neues, düsteres Gewand gehüllt sind und meistens unabhängig voneinander gelesen werden können.Mit diesem Werk greift sie "Die Legende von Sleepy Hollow" von Washington Irving auf. Meiner Meinung nach ist es eine Geschichte, die aufgrund des kopflosen Schreckens für ausreichend Potential für eine schaurige Neuinterpretation sorgt.In Sleepy Hollow trifft man nicht nur auf die verstörende Jungenleiche, sondern auf die Protagonistin Ben Van Brunt. Ben ist 14 Jahre alt und ein wahrer Wildfang, der sich lieber im Wald herumtreibt, statt den Pflichten in Haus und Hof nachzugehen.Der Ort Sleepy Hollow bietet eine ruhige Atmosphäre für den Roman. Es liegt abgeschottet vom Rest der Welt. Das Leben der Bewohner:innen dreht sich um die eigene Achse und es gibt kaum Neuerungen, welche die Einwohner erreichen.Umso Furcht erregender ist der Mord an dem Jungen, welcher rasch auf ein wildes Tier statt auf den Reiter geschoben wird. Denn vom Reiter spricht man nur unter der Hand, da dieser für Angst und Schrecken steht.Sobald die Leiche im Wald gefunden wird, befindet man sich eher in einem Entwicklungsroman als in einer soliden Horror-Story. Zuerst ist man mit Ben im Wald, erlebt mitreißende Abenteuer und wirft sich rein ins Vergnügen. Doch danach schwenkt die Stimmung in Richtung Identitätsfindung ab. Ben sucht nach ihren Wurzeln, ihrer Persönlichkeit und es geht darum, wie sie der Mensch wird, der sie so gerne sein möchte.Abseits hiervon kommt sie etlichen Geheimnissen auf die Spur, die ihre Sicht wahrlich auf den Kopf stellt.Leider habe ich Henrys Werk als langweilig empfunden. Die Handlung ist zu Beginn vielversprechend und mysteriös, schwenkt danach zu Bens Identitätsfindung sowie Entwicklungsprozess ab. Sie erkennt, woher sie stammt, wer ihre Eltern und Großeltern waren und nimmt ihr Umfeld zum ersten Mal bewusst wahr. Dazwischen gibt es Mord, die Sage um den Reiter von damals und brüske Anschuldigungen, welche im Dorf die Runde machen.Den Einstieg in den Roman und den Schluss fand ich stark, aber am Weg dazwischen wurde ich vom Reiter weder getragen noch durch die Geschichte gejagt. Viele Elemente der Erzählung hätten einen fundierten Stimmungsaufbau begünstigt, was ungenutzt stehen blieb.Vielleicht liegt es daran, dass sich Henry auffallend am Original orientierte und sich weniger Raum für die Eigenkreation zugestand."Die Legende von Sleepy Hollow - Im Bann des kopflosen Reiters" reiht sich als eher zähe Adaption in Christina Henrys Dunkle Chroniken ein. Wer schließlich Lust auf einen Entwicklungsroman mit unheimlichem und literarischem Hintergrund hat, dem könnte es deutlich besser als mir gefallen.