Eine ergreifende Idee über den Umgang mit Verlust. Die fehlende Tiefe ließ mich aber enttäuscht zurück. Das Buch konnte mich nicht mitnehmen
"Ich warte auf dich, Haru"ist das erste und bisher einzige Buch, welches ich von Dustin Thao gelesen habe. Das Buch handelt von Eric, der den Tod seines besten Freundes Daniel verarbeitet, indem er sich eine Traumwelt aufbaut. Das CoverDurch das Cover bin ich auf das Buch aufmerksam geworden. Das Cover und der Farbschnitt sind wunderschön. Mir gefallen besonders die Details, wie die Transparenz von Haru und die Position von Eric. Auch der Titel"Ich warte auf dich, Haru"sagt mir zu. Er wirkt sehr sehnsüchtig und romantisch, gleichzeitig aber auch etwas traurig und gefühlvoll.Die PersonenDas erste Kapitel hat mir sehr gut gefallen, weshalb ich das Buch letzten Endes auch gekauft habe. Sehr schön und authentisch fand ich die Interaktionen zwischen Eric und seiner Schwester. Schon im ersten Kapitel spürt man die innige Beziehung zwischen ihnen. Jasmin war mir sympathisch und sie ist für mich persönlich die einzige Person aus dem Buch, deren Charakter gut ausgearbeitet wurde.Die übrigen Charaktere wirkten eher oberflächlich und schienen lediglich ihren Zweck zu erfüllen, mehr aber nicht. So ist mir auch nach dem Lesen nicht klar, was für eine Person Daniel war. Jeder Charakter wirkte grob skizziert, ohne echte Tiefe. Hinzu kommt, dass mir viele Personen unsympathisch waren, angefangen mit Simon und Alex, die zusammen mit Eric im Theater arbeiten. Sie schließen ihn am ersten Tag aus und behandeln ihn schlecht. Auch im späteren Verlauf wurde ich nicht mit ihnen warm. Ihre vermeintlich "coolen" Sprüche wirkten auf mich unsympathisch. Auch ihr Verhalten, wie das "Ausborgen" teurer Kleidung aus Geschäften, war nicht so mein Fall. Die Darstellung der reichen Charaktere war für mich zu stereotypisch. Sie waren sehr oberflächlich, haben auf den Kellner herabgeblickt und sich ihm gegenüber ziemlich respektlos verhalten. Kommen wir zu Haru. Der reale Haru war mir sehr sympathisch. Der surreale Haru hingegen war sehr schnell eingeschnappt und wollte die volle Aufmerksamkeit. Er ging mir ziemlich schnell auf die Nerven. Es kam zu einigen Streitereien mit Eric.Die Streitereien und auch Harus Charakter kann ich allerdings nachvollziehen, da Eric auf diese Weise seine Gefühlswelt verarbeitet.Ich stelle es mir sehr schwer vor, die Interaktionen zwischen einer realen Person und einer imaginären Person auf Papier zu bringen. Vor allem, wenn diese Interaktionen in der Öffentlichkeit vor anderen Personen ablaufen. Und das ist Dustin Thao meiner Meinung nach sehr gut gelungen. SchreibstilDer Schreibstil wirkte auf mich oft abgehackt und wenig flüssig. Bereits nach 60 Seiten fiel es mir schwer, weiterzulesen, da sich die Geschichte für mich gezogen hat und die Emotionen nicht bei mir ankamen. Sehr gut wiederum fand ich das erste Kapitel, die Interaktionen mit Jasmin und die letzten 30 Seiten. Den Plottwist am Ende habe ich tatsächlich gar nicht erwartet. Das war eine Stelle, die mich wirklich sehr berührt und mitgenommen hat. FazitLetztendlich hat mich das Buch leider enttäuscht. Es hätte tragischer und emotionaler sein können und ich wurde mit den Charakteren nicht warm. Die Idee des Autors wiederum finde ich sehr gut, interessant und vor allem einzigartig. Die Umsetzung der surrealen Interaktionen ist dem Autor gut gelungen.Auch wenn ich das Buch nicht weiterempfehlen würde, bin ich froh, es gelesen zu haben.