Sweet Home

Nachdem Kriminalhauptkommissar Deniz Müller mit Hilfe seines Teams und Staatsanwältin Camilla Lopez einen Mordfall relativ schnell gelöst hat, nimmt der Fall plötzlich ganz neue Dimensionen an. Bei ihren Ermittlungen zum Mordfall entdecken sie ein Video, das neue Fragen aufwirft.Sind sie einem weiteren Verbrechen auf der Spur? Gibt es da eine Verbindung zum brisanten Fall von Datendiebstahl und Internetbetrug, dem der Journalist Alexander Rahn nachspürt?  Norbert Horst, selbst Kriminalhauptkommissar, der in zahlreichen Mordkommissionen ermittelt hat, kann so exzellent die Polizeiarbeit beschreiben, wie kein anderer.Er stellt die Ermittlungsarbeit realistisch dar. Übermüdet, aber trotzdem akribisch wird den Spuren nachgegangen. Landet das Team in einer Sackgasse, kommt nicht sofort der super Ermittlerinstinkt eines Einzelnen, sondern das Team ist enttäuscht und sortiert sich neu, um weiterzumachen. Zufallsfunde werden mit anderen Kommissariaten oder Behören abgeglichen. Da bin ich mir nicht so sicher, ob das tatsächlich in unseren Behörden auch so gemacht wird. In diesem Krimi wird aufgezeigt, wie nützlich und erfolgreich dieser Austausch ist.Auch wenn der Autor bzw. das Lektorat einige sachliche Fehler ( S. 61/75, S. 168/188) übersehen haben, hat mir dieser Krimi sehr gut gefallen.Zum Verständnis: auf Seite 61 "Wir haben jetzt Matajs DNA" / auf Seite 75 erfahren Deniz und Camilla erst vom Verdächtigen Sula, dass das Opfer Matajs heißt.Auf Seite 168 "Sie nahm einen Schluck Tee..." / auf Seite 188 "Er sah, dass sie keinen Kaffee mehr hatte,.......und goss ihr noch eine Tasse ein"In der Regel überlese ich diese Unstimmigkeiten, aber diese sind mir halt neben einigen anderen störend aufgefallen.Das Verhältnis der drei Protagonisten ist schon ein besonderes. Da sie sich selbstlos unterstützen und es immer wieder zwischen dem einen oder anderen kribbelt, macht es riesigen Spaß sie zu begleiten.Weil "Sweet Home" schon der 2. Band von "Lopez, Rahn und Müller ermitteln", ist, hoffe ich auf noch viele Bücher von den Dreien, denn ich finde sie richtig gut.

Im Roman werden eigentlich zwei Fälle parallel untersucht. Ein Video spielt dabei eine zentrale Rolle, da es mit dem einen Fall in direktem Zusammenhang steht, während es thematisch den zweiten Fall spiegelt. Die Charaktere sind vielschichtig und authentisch gezeichnet, ebenso überzeugen die detailgenauen und realitätsnahen Schilderungen der polizeilichen Ermittlungen.Die Handlung ist klug konstruiert, vielschichtig und greift aktuelle gesellschaftliche Themen auf. Geschickt verwebt der Autor Aspekte von Selbstjustiz, sexueller Gewalt und Cyberkriminalität zu einem packenden Geflecht aus Spannung und moralischen Fragen.Norbert Horst, selbst ehemaliger Kriminalhauptkommissar, bringt seine umfassende Erfahrung in die Darstellung der Polizeiarbeit ein. Sein präziser Schreibstil verstärkt die Intensität des Thrillers und fesselt den Leser von der ersten bis zur letzten Seite.Es ist bereits der zweite Roman des Autors - und so fesselnd, dass ich nun unbedingt auch seinen ersten lesen muss.