Inhalt siehe Klappentext.
Ich habe schon einige Bücher und Hörbücher aus der Feder von Eva-Bast gelesen und gehört. Hier werden Geschichten von (zumindest namentlich) bekannten Persönlichkeiten lebendig erzählt, ohne dass es einfach um trockene Geschichtsdaten geht. So wird die Person interessanter und menschlicher, als es im Geschichtsbuch der Fall wäre.
Die Romanbiografie über den Erfinder der Luxusmarke, von der ich selbst kein Stück besitze, weil es einfach nicht meine Welt ist, ist in 3 Teile aufgeteilt, die auf 416 Seiten zu lesen sind. Teil 1 umfasst die Jahre 1835-1838, Louis Lehrjahre in Paris, wohin er sich als 14-Jähriger aufmacht, weil er einfach keinen Draht zu seiner Stiefmutter findet, der Nachbar ihm von der Stadt der Lichter vorschwärmt und Louis sein Versprechen an die verstorbene Mutter einlösen will. Leider muss er dafür zunächst Vater und Geschwister verlassen.
Es folgt ein großer zeitlicher Sprung, Teil 2 widmet sich den Jahren 1853-1859, Louis ist inzwischen Anfang 30 und die Geschwister leben nun gemeinsam in Paris. Louis wird als Kaiserlicher Kofferpacker an den Hof berufen, wird sogar seinem Meister, Monsieur Maréchal vorgezogen. Ein Mittagessen mit dem Chef verändert Louis Leben, als er auf Emilie trifft, sie sich verlieben und ein gemeinsames Leben beginnen. Ich finde es gut beschrieben, wie die Schwestern Rosalie und Victorine sich für Louis und seine Zukünftige freuen, nur der jüngere Bruder Claude wirkt immer ein bisschen verschlossen und Schwager Laurent tanzt etwas aus der Reihe. Vater Vuitton reist zur Hochzeit an und fühlt sich bei seinen Kindern deutlich wohler als bei seiner Frau, das sollte zu denken geben. Louis wagt den großen Schritt in die Selbstständigkeit, natürlich unterstützt von Frau, Vater, Geschwistern und den Maréchals - eine große Familie, die zusammenhält und gemeinsam etwas wagt. Louis Vuitton ist inzwischen nicht mehr nur ein Name, sondern ein Begriff für Gepäckstücke von höchster Qualität - sehr angesehen auch bei Hofe. Leider gibt es auch Neider, die aus Louis Erfolg ihren eigenen Vorteil ziehen wollen; einer führt die Handwerksfamilie auf ganz gemeine Art an der Nase herum und sorgt für ihren Schaden. Allerdings zieht Louis auch daraus seine Lehre, die ebenfalls wieder zum Erfolg führt, auch wenn die Familie mit einigen Schicksalsschlägen leben muss. Im Laufe von Louis Aufstieg und Erfolg erfährt man, wie die Pariser ihre Häuser über den Köpfen abgerissen bekommen, weil die Haussmannisierung alles umbaut und neu gestaltet. Die Stadt mit ihren Baustellen gleicht einem Erdbeben - keine schöne Vorstellung. Von diesem Haussmann hatte ich bisher noch nie gehört, man erfährt wirklich Einiges über die Stadtgeschichte.
Der letzte Abschnitt umfasst die Jahre 1866-1873, der Leser ist bei den Weltausstellungen von 1855 und 1867 dabei, wird Zeuge der Cholera und deren Auswirkungen, gefolgt vom Krieg zwischen Frankreich und Preußen, der die Familie erneut auseinander reißt. Die Vuittons lassen sich nicht unterkriegen, sind Steh-auf-Männchen und fangen immer wieder dort an, wo die aufgehört haben. Manchmal finde ich diese meist durchweg positive Einstellung ein wenig anstrengend, weil sie es ja doch immer wieder schaffen, auf die Beine zu kommen, weil die passenden Voraussetzungen inzwischen gegeben sind. Alles in allem hat mich das Buch gut unterhalten, von einigen wenigen Punkten abgesehen, war es interessant zu lesen, wie der Junge aus dem Jura mit einem Bündel begann und im Laufe seine Lebens der König der Koffer wurde. Leseempfehlung mit 4-4,5 Sternen gibt es von mir für den Traum des Louis Vuitton.