Jara und Anto. Zwei Freundinnen. Dies könnte ein Buch über eine einfache Mädchenfreundschaft sein. Mädchen, die älter und erwachsener werden. Ist es. Aber nicht nur!Denn Mascha Unterlehberg zeigt in ihren Protagonistinnen Jara und Anto schon diese Freundschaft, zeigt Konflikte in dieser Freundschaft, zeigt das Spannungsfeld zwischen Jara und Anto. Sie entstammen unterschiedlichen Milieus, haben einen unterschiedlichen Background. Auch dies eröffnet sich den beiden nicht völlig offensichtlich. Denn in dieser Freundschaft gibt es natürlich auch Unausgesprochenes. Natürlich ist hier eben nicht alles sonnig und klar. Denn in welcher Frauenfreundschaft ist alles klar und einfach? Reibungspunkte gibt es wohl in jeder Beziehung und die Jugend der beiden Charaktere spielt hier ebenso hinein. Wer öffnet sich in diesem Alter vollkommen? Wer kennt sich vollkommen, in diesem Alter und auch später? Eigentlich lernt man sich ja immer wieder neu kennen. Denn das Erlebte verändert. Das positive Erleben und auch das negative Erleben. In der Jugend, aber auch später. Schon in dieser Blickrichtung ist "Wenn wir lächeln" besonders und richtig gut aufgebaut und geschrieben. Das Buch ist nicht chronologisch geschrieben. Es beginnt an einer Ausnahmesituation und springt in das Geschehen zurück, um die Charaktere auszuleuchten, um Jara und Anto ihre wohlverdiente Bühne zu geben. Schon dabei ist das Buch wunderbar gelungen und lässt mich in Flammen aufgehen für Jara und für Anto.Was mich hier in "Wenn wir lächeln" aber am meisten begeistert hat, ist der Umstand dieses Lächelns. Dieses Lächeln, dieses Gefallen sollen, dieses Gefallen wollen. Etwas, was der weiblichen Welt eingetrichtert wird in der Erziehung. Nicht nur durch das familiäre Umfeld. Sondern innerhalb unserer patriarchalen Gesellschaft. "Wenn wir lächeln" zeigt diese patriarchale Welt, der wir von klein auf ausgesetzt sind und "Wenn wir lächeln" zeigt mögliche Folgen. Ebenso wie "Wenn wir lächeln" auch eine neue Generation von Frauen zeigt. Denn diese Generation zeigt sich öfters auch in einem nicht mehr ganz so lächelnden Äußeren. Diese neue Generation zeigt eine gewisse Kampfbereitschaft. In der Jugend ist die Risikobereitschaft natürlich eine Andere als in späteren Jahren, frau fühlt sich unbesiegbar und frau zeigt dies auch. Und diese Risikobereitschaft zeigen Anto und Jara recht deutlich. Dies muss man natürlich nicht vollkommen in Ordnung finden. Aber es lohnt sich darüber nachzudenken!Wie Simone de Beauvoir schon so treffend sagte "Frauen, die nichts fordern, werden beim Wort genommen. Sie bekommen auch nichts" oder "Man wird nicht als Frau geboren, man wird es."Dieses Buch zeigt die Diskrepanz in unserer Kultur des Gefallens und der Wirklichkeit auf. Denn dieses uns eingeimpfte Lächeln, wir sollten es ablegen. Ob wir stattdessen den Baseballschläger herausholen sollten. Sicherlich nicht. Aber völlig handzahm kommen wir auch nicht weiter, auch wenn die Reaktionären uns gern handzahm lassen würden und sich immens wundern, dass das Geschöpf Frau nicht mehr nur lächeln und gefallen möchte.Wenn man sich aber in der Geschichte umsieht hat es immer schon den weiblichen Kampf gegeben, er wird nur von den patriarchalen Geschichtsschreibern gezielt minimiert. Denn was haben Hatschepsut, Zenobia, Elizabeth I, Katharina die Große, die Suffragetten, Mary Kingsley, Marie Curie, Simone de Beauvoir, Margaret Mead und viele viele mehr geleistet?Uns kommt die Rolle zu nicht mehr ganz so zu lächeln und unsere Zähnchen zu zeigen. Dies sollte doch machbar sein, Mädels?Mascha Unterlehbarg zeigt in Anto und Jara zwei moderne Charaktere, die nicht ganz so feminin rüberkommen, wie uns unsere bisher bekannte Sicht auf das Feminine das nahe legt. "Wenn wir lächeln" ist ein Roman, der hart ist, aber gleichzeitig ist er auch zart, wenn man sich Antos und Jaras Interaktion betrachtet und sie irgendwie beschützen mag, vor sich selbst und/oder vor ihrer Umwelt. Übrigens die Umwelt von uns allen. Mascha Unterlehberg ist hier ein wunderbares Buch gelungen, dem ich sehr sehr viele Leser wünsche. Und noch mehr Leute, die über die Jaras und Antos unserer Welt nachdenken und ihnen helfen, uns helfen.