Der trans Junge Benji ist auf der Flucht vor den Menschen, mit denen er aufgewachsen ist. Einer fundamentalistischen Sekte, die verantwortlich für einen Virus ist, der fast die gesamte Weltbevölkerung ausgelöscht hat. Nach dem brutalen Mord an seinem Vater sucht er verzweifelt nach einem Zufluchtsort, und findet ihn schließlich in einer Gruppe von Jugendlichen aus dem LGBTQ+ Zentrum der Stadt. Vor allem ihr Anführer Nick hat es ihm angetan, doch er findet auch Anschluss bei den meisten anderen, erleichtert unter anderen queeren Leuten zu sein. Doch Benji trägt ein furchtbares Geheimnis mit sich herum. Kurz vor seiner Flucht wurde er mit einem Virus infiziert, das ihn nach und nach zu einer tödlichen Waffe macht, ein Monster, das dazu bestimmt ist, den Rest der Menschheit auszuschlachten. Doch auch Nick scheint so seine Geheimnisse zu haben...Der Leser wird gleich zu Beginn in die Handlung hineingeworfen. Denn langsam oder langatmig ist an diesem Buch nichts! Die Handlung treibt nur voran und man glaubt kaum, dass bereits so viele Seiten verflogen sind, wenn man sich dem Ende zuneigt. Manchmal geht das Ganze fast schon zu schnell und mit den vielen religiösen Einschüben, kann sich der ein oder andere auch ein wenig verirren. Wer nicht ganz so bibelfest ist, könnte also durchaus ein paar Schwierigkeiten haben, oder zumindest etwas genervt davon sein. Auf was man sich zudem einstellen muss, ist die Brutalität, die in diesem Roman vorkommt. Die Sprache ist von Hirnresten, viel Blut, verfaultes Menschenfleisch, und dunklen Löchern in Körpern aus denen Eingeweide hervorquellen. Die Geschichte ist somit keine leichte Kost, und das sollte dem Leser zuvor durchaus bewusst sein. Und, nun ja, wer sich nicht mit LGBTQ+ Charakteren beschäftigen möchte, sollte sowieso die Finger davon lassen. Oder vielleicht das Buch erst recht lesen, denn man kann hier so einiges über die Community lernen. Von non-binary, zu Homosexualität, zu Asexualität, so gut wie jeder Begriff kommt zumindest einmal vor und die Pronomen dey, xiem, etc können vielleicht etwas verwirren, wenn man es nicht gewohnt ist, man kann jedoch eine ganze Menge lernen, wenn man sich nur darauf einlässt.Was mir neben den queeren Charakteren besonders gut gefallen hat, ist der Charakter Nick. Er ist Autist, und der Autor beschreibt dessen Probleme und Strategien, wie er es schafft mit den grausamen Situationen umzugehen und autistische Meltdowns verhindert oder überwindet, sehr glaubhaft und liebevoll. Man merkt, dass der Autor sich mit dem Thema auskennt und er erschafft hiermit einen Charakter, dessen Autismus keinesfalls im Zentrum steht, und so einfach nur ein Teil von ihm ist, normal eben, anstatt einer Störung, die die gesamte Aufmerksamkeit auf sich zieht. Das ist wichtig, weil es hilft Vorurteile aus dem Weg zu räumen und Freiraum für Menschlichkeit bietet. Die Geschichte an sich, ist zudem recht glaubhaft, auch wenn man natürlich die Zielgruppe im Auge behalten und so nicht jede winzige Handlung hinterfragen sollte. Man fiebert mit Benji mit und hofft auf ein Happy End, ist zudem zutiefst bestürzt wenn man liest, wie die Jugendlichen von Erwachsenen ausgenutzt und von der Sekte misshandelt werden. Das Buch wirkt wie ein lauter Wutschrei, und, wenn man die Situation in den USA aktuell betrachtet, metaphorisch gesehen, nicht allzu weit von der Realität entfernt. Ich halte es für ein sehr wichtiges Buch und hoffe dass viele queere und nicht-queere Menschen es lesen werden. Ich denke, dass es den einen ganz viel Mut machen kann, zu sehen, dass ein Teil von ihnen repräsentiert wird. Und den anderen zeigt es, wie wichtig es ist, dass wir die Menschen so nehmen wie sie sind.