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Die Abtrünnigen

Roman. Nobelpreis für Literatur 2021

(7 Bewertungen)15
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»Ein großes Werk.« NZZ - Einer der Höhepunkte im Romanwerk des Literaturnobelpreisträgers endlich wieder auf Deutsch!

Sansibar in den frühen 1950er-Jahren: Inmitten politischer Umwälzungen und Aufständen gegen die Kolonialherren wachsen die Geschwister Amin, Rashid und Farida auf. Amin, der Mittlere der Brüder, verliebt sich in Jamila, doch beider Leidenschaft zerbricht schon bald am Widerstand seiner Familie und Gerüchten um die Vergangenheit der jungen Frau. Es heißt, ein Fluch liege auf ihrer Verwandtschaft. Im Strudel der Revolution trennen sich die Lebenswege der Geschwister. Rashid beginnt ein Studium in London, das Schicksal von Amin und Jamila lässt ihn aber selbst in der Ferne nicht los. Er begibt sich auf eine Spurensuche, die ihn tief in die afrikanische Kolonialgeschichte führt - und bis zum Geheimnis um Jamilas Familie. Deren Großmutter hatte für eine verbotene Liebe zu einem britischen Orientalisten einst alles riskiert... »Die Abtrünnigen« zeigt Nobelpreisträger Abdulrazak Gurnah erneut als großartigen, politisch hellsichtigen Erzähler von Geschichten, wie wir sie noch nie zuvor gelesen haben.

Produktdetails

Erscheinungsdatum
26. April 2023
Sprache
deutsch
Seitenanzahl
400
Dateigröße
1,88 MB
Autor/Autorin
Abdulrazak Gurnah
Übersetzung
Stefanie Schaffer-de Vries
Verlag/Hersteller
Originaltitel
Originalsprache
englisch
Kopierschutz
mit Wasserzeichen versehen
Family Sharing
Ja
Produktart
EBOOK
Dateiformat
EPUB
ISBN
9783641294434

Portrait

Abdulrazak Gurnah

Abdulrazak Gurnah (geb. 1948 im Sultanat Sansibar) wurde 2021 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet. Er hat bislang zehn Romane veröffentlicht, darunter »Paradise« (1994; dt. »Das verlorene Paradies«; nominiert für den Booker Prize), »By the Sea« (2001; »Ferne Gestade«; nominiert für den Booker Prize und den Los Angeles Times Book Award), »Desertion« (2006; dt. »Die Abtrünnigen«; nominiert für den Commonwealth Writers' Prize) und »Afterlives« (2020; dt. »Nachleben«; nominiert für den Walter Scott Prize und den Orwell Prize for Fiction). Gurnah ist Professor emeritus für englische und postkoloniale Literatur an der University of Kent. Er lebt in Canterbury. Seine Werke erscheinen auf Deutsch im Penguin Verlag.

Pressestimmen

»Ein Drei-Generationen-Roman, der ostafrikanische Kolonialgeschichte erzählt und großartig schillernde Charakterporträts zeichnet.« SWR 2, Katharina Borchardt

»Es ist subtile Neugier auf Handlungskomplexität und Motivationsambivalenz, die vom Ethischen nicht abstrahiert und dennoch nicht sogleich moralisiert, die diesen Roman zum Augenöffner macht und zum ästhetischen Vergnügen.« Welt am Sonntag, Marko Martin

»Nichts ist hier einfach schwarz-weiß. Das lässt viel Raum für eigene Gedanken und Urteile« HR Kultur, Dorothee Meyer-Kahrweg

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LovelyBooks-BewertungVon BettinaR87 am 07.11.2023
Sansibar: Ein verletzter Mann taucht auf und bringt die kleine Nachbarschaft, in der der Krämer Hassanali mit seiner Schwester Rehana lebt, in große Unruhe. Der Verletzte entpuppt sich als Europäer und damit erst einmal als Risiko für Hassanalis Familie - in Kolonialzeiten wird mit Vorwürfen wie Raub aufseiten der Kolonialmächte sehr schnell um sich geworfen und damit das Leben einfacher Menschen nachhaltig mit einem unbedachten Wort zerstört.Tatsächlich aber ist der Engländer ein Orientalist, spricht zumindest Arabisch und kommt nach seiner Genesung zu Hassanali, um ihm zu danken. Dabei lernt er indirekt Rehana kennen und am Ende ist es vermutlich ein kleines, unscheinbares Notizbuch, das die beiden ursprünglich Liebenden in Sansibar zusammen führt - und die Basis für eine weitere Liebesgeschichte zweier abtrünniger Seelen im gleichen Viertel in den 50er Jahren legt.Der LeseeindruckDie Geschichte, die eigentlich erzählt werden soll, findet wirklich sehr indirekt und wahnsinnig unaufgeregt statt. Der Autor macht allein schon aus der Chronologie der Ereignisse/Familie ein Statement: Alles beginnt bei den Großeltern, die von den Auswirkungen ihrer Handlungen - im Gegensatz zu uns - natürlich nichts wissen können. Wir, in unserem Wissen, sehen also zu, wie die Basis für die Gegenwart/eigentliche Geschichte gelegt wird. Das schürt eine gewisse Erwartungshaltung, die durch den Klappentext stark befeuert wird.Alle Beteiligten erhalten nacheinander ein eigenes Kapitel, in dem genau ihre sehr pointierte Sicht der Dinge dargelegt wird. Dabei kommt natürlich auch die Haltung der kolonialistischen Mächte zur Sprache und auch wenn es in dem Fall um einen maximal arroganten und rassistischen Engländer geht, muss sich niemand der Illusion hingeben, dass der nicht als Beispiel für alle anderen Kolonialmächte intendiert wurde. Er wird entsprechend vorgeführt, ohne jedes Erbarmen: Es gibt keine dezenten Andeutungen, die die Leser:innen entschlüsseln müssen - der Autor spricht ohne Umschweife und sehr direkt. Die Charaktere werden sehr genau beschrieben, sodass man sie sich gut vorstellen kann. Was leider ein wenig ziellos bleibt, denn nachdem man sich an sie gewöhnt hat, verschwinden sie direkt wieder aus dem Fokus.Entsprechend der erwähnten starren Chronologie und dem wechselnden Fokus auf alle einzelnen Charaktere dauert es übrigens bis zur Mitte des Buchs, bis die eigentlichen Hauptpersonen auftauchen: Man sollte sich also beim Klappentext nicht direkt auf ein Feuerwerk der Liebe vorbereiten. Das indes wird an einer Stelle sogar richtiggehend übersprungen: Der Autor verfasst ein Zwischenkapitel in der ich-Perspektive, das denkbar schwammig bleibt.Was davon wiederum bleibt? Eine eigenwillige Geschichte, die nur in kleinen Teilen zur Unterhaltung geschrieben wurde und in großen einfach um des Erzählens willen. Wer möchte, kann eintauchen in verschiedenste Gedankenwelten und lernt die Charaktere kennen, als wären sie die eigenen Nachbarn. Klassische Strukturen, wie etwa groß angelegte Spannungsbögen, finden sich eher nicht, dafür ist auch die Sprache zu neutral, zu beobachtend.
LovelyBooks-BewertungVon Irisblatt am 01.07.2023
Der Roman ¿Die Abtrünnigen¿ stellt zwei gesellschaftlich inakzeptable Liebesgeschichten in den Fokus, die Leid verursachen und alle Beteiligten vor schwierige Entscheidungen stellen. In drei Teile gegliedert, umfasst Gurnahs Roman einen zeitlichen Rahmen von etwa 1890, über die 1950er und 1960er Jahre bis in das letzte Viertel des 20. Jahrhunderts hinein. Hassanali, der mit seiner Frau und seiner Schwester Rehana in einer kleinen Stadt in Ostafrika lebt, findet im Morgengrauen nahe der Moschee einen völlig entkräfteten Mann. Er nimmt ihn bei sich auf, lässt eine Heilerin und den lokalen Experten für Knochenbrüche kommen und kümmert sich um ihn. Wie sich herausstellt, handelt es sich um den englischen Forschungsreisenden Martin Pearce. Pearce Charakter wird in starkem Kontrast zu anderen Angehörigen der Kolonialmacht gezeichnet, hat er doch ein echtes Interesse an Land und Leuten, spricht die Landessprache. Nach seiner vollständigen Genesung sucht Martin Pearce Hassanalis Familie auf, um sich für seine Rettung zu bedanken. Der gastfreundliche Hassanali lädt ihn zum Essen ein; Rehana und Martin verlieben sich.Der zweite Teil beginnt in den 1950er Jahren. Wir lernen dort Jamila, Rehanas Enkelin, und drei Geschwister einer muslimischen Familie kennen: Amin, Rashid und Farida, die alle drei unterschiedliche Wege gehen. Der junge Amin verliebt sich in die geschiedene, einige Jahre ältere Jamila mit zweifelhaften Ruf. Sein Bruder Rashid, der etwa zur selben Zeit zum Studieren nach England aufbricht und dort als Professor sesshaft werden wird, merkt irgendwann wie sehr ihn die Geschichte von seinem Bruder Amin und Jamila auch nach Jahrzehnten noch beschäftigt. Er, der in gewisser Weise selbst ein Abtrünniger ist, weil er seine Heimat verließ, legt rückblickend die Verbindungen offen und erzählt uns die Geschichte von Rehana und Martin sowie Jamila und Amin. Beide Paare versuchten eine Liebe zu leben, die den gesellschaftlichen Normen zuwiderlief - waren also ebenfalls ¿Abtrünnige¿.Gurnah nimmt sich Zeit. Er widmet den wichtigsten Protagonist*innen einzelne Kapitel, in denen die jeweiligen Lebensumstände und Perspektiven deutlich werden. Ich mag Gurnahs Schreibstil sehr. Ob er das Getümmel in der Altstadt, Hassanalis kleinen Laden mit seiner Kundschaft, den Innenhof der Familie mit seinen Kochstellen, den überheblichen, rassistischen Kolonialbeamten, der glaubt, Martin vor Hassanalis Familie retten zu müssen, das Elternhaus von Rashid, Farida und Amin, Spaziergänge am Meer entlang und in der Stadt oder auch Rashids Erlebnisse im fremden England beschreibt, immer vermitteln diese Szenen bildhaft ein Gespür für die Lebensverhältnisse vor Ort und den Alltag der Menschen. Beim Lesen sehe ich Bilder wie in einem Film und kann dadurch sehr gut in die beschriebenen Welten eintauchen.Ich schätze Gurnahs präzise Beobachtungsgabe, mag die fremdsprachigen Begriffe, die in den Text einfließen. Elegant und beiläufig, aber trotzdem eindringlich und niemals wertend zeigt er neben den menschlichen Aspekten immer auch die politische Situation, beschreibt Unruhen und Konflikte und macht die Folgen der Kolonialisierung für die Menschen sichtbar.¿Die Abtrünnigen¿ ist nach ¿Nachleben¿ der zweite Roman, den ich von Gurnah lese und mit Sicherheit nicht mein letzter. Gurnah könnte sogar ein neuer Lieblingsautor werden. Er öffnet Fenster in fremde Welten und ich beende die Lektüre mit dem zufriedenen Gefühl, nicht nur bewegende, authentische Geschichten erzählt bekommen zu haben, sondern auch Neues über koloniale Verstrickungen und die Bevölkerung mit ihren unterschiedlichen kulturellen Wurzeln in Ostafrika erfahren zu haben.