Man kann darüber unterschiedliche Meinungen haben, was Gruselfilme für Kinder bedeuten. Aber ganz sicher gibt es kein annähernd so versöhnliches Buch zu diesem Thema wie dieses - und das liegt an Gianna. Gianna ist ein bemerkenswertes Mädchen. Einerseits ist sie typisches Kind von rund um die Uhr berufstätigen Eltern und andererseits ist sie mit ihrer pragmatischen Art, mit ihrem Herz, das sie entschieden am rechten Fleck hat, und mit ihrer Liebe zu den großen italienischen Opern, eine großartige Persönlichkeit. Aida vor allem hat es ihr angetan, denn die Arie "O Patria mia" kommt Giannas Gefühlen am nächsten. Auch sie hat größte Sehnsucht nach "bella Italia", der Heimat ihrer Eltern. Jetzt haben sie in Deutschland ein italienisches Restaurant, weswegen sie auch nie Zeit für sich und ihre Tochter haben. Aber Gianna liebt auch Horrorfilme, richtig wild müssen die sein, so gruselig, dass man alle anderen Sorgen vergisst, die man zum Beispiel mit schlecht erzogenen Klassenkammeraden hat oder mit Lehrern, die wenig Einsehen haben für die Kümmernisse der Kinder. Leider sind solche Filme häufig qualitativ schlecht gemacht. Wenn schon die Killerwürmer selber nicht echt wirken, und die Menschen, die sie erschrecken wollen, nur müde wenig überzeugende Klagelaute von sich geben, dann weiß Gianna, dass sie zum Fluss muss. Wie Aida schreitet sie dann am Ufer dahin, laute Arien singend, - und das hilft immer. Ganz zufällig trifft sie dabei eines Tages ein ausgewachsenes, über alle Maßen erschreckendes Monster, das ausgerechnet bei Matze Hellmann, dem Problemknaben Nr. 1 aus ihrer Klasse, ins Fenster einsteigt und den möglicherweise zu Hackfleisch verarbeitet. Gianna stürzt mit dieser Begegnung in einem großen Konflikt: Soll sie Matze helfen? Was bedeutet das für ihr Geheimnis als nächtliche Sängerin am Fluss? Was werden die Eltern mit einem Kind anstellen, das heimlich solche Gefahren auf sich nimmt? Gianna entscheidet klug. Aber als das Monster in der nächsten Nacht auch ihr einen Besuch abstattet, bleibt keine andere Möglichkeit als zu handeln. Das kann man als stolze Italienerin nicht auf sich sitzen lassen, vor einem Horrorwesen klein bei zu geben. Auch jetzt handelt Gianna umsichtig, mutig und klug. Aber was sie tut, soll hier nicht verraten werden, denn die Spannung ist für die jungen Leser groß und wunderbar. (Rezension von Gabriele Hoffmann aus dem Libri-Fachkatalog Harry & Pooh 2008/2009)