"Die ungeduldigen Frauen" von Djaïli Amadou Amal ist ein semi-autobiografisches Buch über die Fulben Ramla, Safira und Hindou. Die dreistimmige Geschichte erzählt ihr Schicksal als zwangsverheiratete Frauen in Kamerun und führt uns in ihre Kultur aus weiblicher Perspektive ein. Die Handlung soll von ihrem Widerstand gegen die Unterdrückung der Gewalt und Konventionen erzählen.Leider geschieht dies doch anders als erwartet. Die Geschichte ist unterteilt in die Perspektive von Ramla, Hindou und Safira und fokussiert sich auf deren Heiratsprozess und Eingewöhnung in ihren neuen Haushalt. Dort werden ihre Rollen ausführlich dargestellt, sowohl als Ehefrau, als auch als Teil der dörflichen Gesellschaft, die sich in kleine Communities zusammensetzt. Alle Protagonistinnen werden in reiche Haushalte eingeheiratet. Somit erzählt der Roman aus einer noch "privilegierteren" Position der muslimischen Fulbe. Ihr Leben ist von Unterdrückung und Gewalt geprägt, was sich nicht nur aus männlicher Perspektive äußert, sondern ebenso unter den höhergestellten, älteren Frauen auf die jüngere Generation. Zu aller erst muss man die Wichtigkeit dieses Themas würdigen. Es behandelt ein Thema, das in unserer weiß geprägten Lesekultur bisher gefehlt hat und damit einen unheimlich wichtigen Stellenwert hat. Djaïli Amadou Amal erzählt aus ihren persönlichen Erfahrungen und erhält somit eine Stimme und Perspektive, die bisher auf dem Markt gefehlt hat. Aus feministischer Sicht, ist es ein Buch, was für die deutsche Lesekultur prägend ist und noch viel mehr Aufmerksamkeit erhalten sollte. Es klärt über die Geschichte der Fulben auf, die auch Teil der deutschen Gesellschaft sind und bislang eine Randgruppe darstellen. Ihre Stimmen müssen Gehör finden.Doch zu meinem großen Bedauern hat das Buch unheimlich viel Potenzial, dass nicht genutzt wird...*im folgenden Teil kommen Spoiler vor*Die erste Hälfte des Buches ist leider von endlosen Wiederholungen geprägt. Der Hauptteil Ramlas und Hindous Geschichte dreht sich um das Prinzipmunyal, Geduld, und um den furchtbaren Prozess der Zwangsverheiratung. Immer wieder werden die Werte, die die Frauen erfüllen müssen aufgezählt. Vor allem Hindous Geschichte geht nicht darüber hinaus und kommt völlig zu kurz. Amals Schreibstil ist sachlich. Kurze Sätze mit einem konsistenten Metrum. Gerade durch die vielen Wiederholungen erlangt das Lesen dadurch eine Art des "abfrühstückens". Zum großen Bedauern erfahren Ramla und Hindou so gut wie keine Charaktererfahrung. Die zweite Hälfte des Buches ist geprägt von Safiras Entwicklung, die sich im laufe der Geschichte ihren polygamen Mann mit Ramla teilen muss. Dies sagt ihr gar nicht zu und sie plant einen Rachefeldzug gegen Ramla. Ramla, die bisher die Gutmütigkeit ihres Ehemanns erfahren hat, wird dem grenzenlosen Hass Safiras ausgesetzt und steht ihrer versteckten Gewalt hilflos gegenüber. Aus Safiras Perspektive ist dies ein Akt des Widerstands. jedoch nicht, wie man erwarten würde, gegen die unterdrückenden Konventionen ihrer Kultur, sondern gegen die neue, blutjunge Ehefrau im Haus. Schlussfolgernd ist und bleibt das Buch jedoch lesenswert. Der aufklärerische Faktor hat mich weitergebildet und meine Perspektive erweitert. Ich habe Empathie empfunden und bin nach wie vor der Meinung, dass es ein Buch ist, dass jede*r lesen sollte. Die Geschichte der drei Protagonistinnen ist es wert gelesen zu werden. Letztendlich geht man mit ihrem Schicksal mit und erhält ein transkulturelles Verständnis.