Vom Aussterben und Ausrotten der Arten. Fesselnder, eingängiger Wissenschaftsroman, extrem gut recherchiert und detailverliebt. LOVED IT!
Im Jahr 1741 begleitet der Forscher Georg Wilhelm Steller eine Expedition Berings nach Kamtschatka. Gestrandet auf einer Insel entdeckt die Mannschaft eine Gruppe von Seekühen in einer Größe, die bislang unbekannt war. Steller erkennt sein Glück sofort. Doch die Seekühe sind schwer zu fangen. Und dann stellen sie sich also so schmackhaft heraus, dass Steller kaum dazu kommt, ein Exemplar wissenschaftlich zu untersuchen. Als sie die Insel endlich verlassen, kann Steller keine Exemplare mitnehmen, berichtet der Welt aber von dem Tier und weckt Begehrlichkeiten. Innerhalb von 27 Jahren ist die Stellersche Seekuh ausgerottet. Um dieses Tier herum spinnt die Autorin einen weit verzweigten Roman über das Aussterben und Ausrotten von Arten. Von Alaska bis Helsinki über Jahrhunderte und Wissenschaftlerleben hinweg spielt zuminddest das Skelett der Seekuh immer wieder ein große Rolle. Zunächst befeuert es den Sammlungswahn, dann ist es trauriges Symbol und einziger Beweis einer einst existierenden Art und wandert durch verschiedene Hände und Sammlungen. Neben den Wissenschaftlern spielen auch (ihre) Frauen eine wichtige Rolle in der Geschichte, denn nicht selten waren auch sie wissenschaftlich interessiert und engagiert.Die Autorin verknüpft menschliche Geschichten mit den Geschichten der Arten. Gleichzeitig ist der Roman sehr gut recherchiert, wissenschaftlich detailliert und stellt auf fesselnde Weise die Geschichte der Paläontologie dar, immer wieder gespickt mit Geschichten, in denen der Mensch ausgestorbene Tiere und Fossilien als neue Sammelleidenschaft entdeckt. Auch interessante Aspekte der Wissenschaftsgeschichte werden eingestreut. So war es beispielsweise ein längerer Prozess, in dem die Wissenschaft von der Gottesgläubigkeit zur Idee des Artensterbens kam. Was der menschliche Glaube, dass Arten nicht aussterben, sondern sich nur verstecken, anrichtet, zeigt der vorliegende Roman eindrücklich.Als Fan von Wissenschafts- und historischen Romanen hat mich dieses Buch absolut überzeugt und gefesselt. Ich habe selten ein Buch gelesen, dass den Einfluss des Menschen auf die Natur so eindrücklich erzählt. Ich habe öfter gelesen, dass andere dieses Buch als langatmig oder zu detailliert empfanden. Diesen Eindruck hatte ich zu keinem Zeitpunkt. Jede Hintergrundinformation schien mir relevant für die Geschichte. Auch die menschlichen Schicksale waren eingängig erzählt und nachfühlbar. Für mich war "Das Wesen des Lebens" ein Jahreshighlight, das noch lange nachhallen wird.