"Hervé Jouhandeaus Aussehen täuschte. Groß, schlank und blond....erinnerte seine gesamte Erscheinung an den "Grund Duduche", diese populäre Comicfigur von Cabu". Aber weit gefehlt. Hervé ist ein Beau allererster Güte, die wichtigsten Entscheidungen sind für ihn die tägliche Zusammenstellungseiner Kleidung. Eine "Frage auf LEben und Tod" eben. Wobei das belastende Problem am Ende einfach die Finanzen darstellen. Denn als gerade eingeschriebener Student reicht es vor allem für kleine Accessoires.Dafür das aber in bewegten Zeiten der "68er" Bewegung gerade du auch an den französischen Universitäten. Was Hervé nur am Rande wahrnimmt, denn er strebt nach einem "Platz an der Sonne" und als erste Etappe sucht er seinen Erfolg bei Frauen zu vergrößern. Eine beschaulich wirkende Gemengelage, aus der Hervé massiv, unsanft und brutal herausgerissen wird. Als seine enge Freundin Suzanne tot aufgefunden wird. Ermordet inmitten ihrer täglichen Yoga-Einheit, auch dies jener Zeit entspringend, in der fernöstliche Meditationstechniken und Glaubenslehren die Jugend der westlichen Welt mehr und mehr erobert. Gut, dass sein Halbbruder Polizist istDa kann Hervé die Ermittlungen mitverfolgen. Was allerdings schnell umschlägt. Zum Schock des Mordes kommen erste Erkenntnisse, die Hervé nicht am Rande der Ereignisse belassen werden. Schritt für Schritt wird er hineingezogen in die Frage um den Grund für den Mord an Suzanne. Ein mehr und mehr beteiligt werden, dass im Buch mit einer noch ganz anderen Ebene der Erzählung korrespondiert. Denn ebenjene fernöstlichen Religionen und kulturellen Eigenschaften tauchen leibhaftig mehr und mehr in der aufgeladenen Zeit der Unruhen und des Aufbruchs auf. "Sie zeigt auf einen Obdachlosen in khakifarbenem Parka, der am unteren Ende der Tribüne stand. Aus seiner Kapuze ragten filzige Zöpfe und sein Gesicht sah aus wie die dreckige Rübe eines Barbaren. Ein Sadhu, ein wandernder Mönch. In Indien gibt es viele davon". Weiß Nicole, fachkundig, zudem eine enge Freundin der getöteten Suzanne, zu berichten. Und als sie mit Hervé und seinem Bruder näher in Kontakt gerät und ebenfalls an den Ermittlungen sich beteiligt, als zudem ein zweiter Mord im Umfeld Hervés geschieht, da ahnen die drei, wie auch Leser und Leserinnen, dass hier keine rituellen religiösen Opfer vollzogen werden, sondern Hervé in Person gemeint ist. Warum, wieso? Was hat das hat dem fernen Osten, respektive Indien zu tun? Und wo könnten da überhaupt Verbindungen zu aktuell protestierenden französischen Studenten im Raum stehen?. Fragen über Frage die Grangé in bekannt klarer Sprache und zunehmend gefahrendrängender und düsterer Atmosphäre dichter und dichter werden lässt, wie ebenfalls das Wohlergehen der drei Hauptfiguren mehr und mehr in Gefahr geraten wird, je näher sie dem Zentrum der Ereignisse kommen werden. Wobei ebenso zu erwähnen ist, dass Grangé trotz der klaren und emotional kräftigen Sprache immer auch zur Breite neigt. Was historische Informationen zu manchen Orten und Ereignissen ebenso betrifft, wie die Schilderung von Stimmungen und aufgeheizter Atmosphäre während der studentischen Unruhen und Straßenkämpfen jener Tage. Eine Breite, die phasenweise die Lektüre ach langatmig gestaltet und bei deren "Nebenschilderung" das Tempo des Geschehens deutlich abfällt. Alles in allem ein interessanter Fall, der stark davon lebt, endlich die Fäden der Verbindung des jungen, eher etwas oberflächlich wirkenden Hervé zu den Morden zu entwirren, eingefügt in breite Schilderungen von Atmosphäre und zentralen Themen der Zeitgeschichte.