Ein wunderbares Buch für Familien, die über eine Auszeit nachdenken
»>Sie machen das genau richtig<, verkündete der Arzt, >packen Sie so viele Reize wie nur möglich in dieses Kind. Ballern Sie Pauli voll mit allem, was geht. Zu viel gibt es nicht, sie wird alles speichern und irgendwann darauf zurückgreifen müssen. Und dann wird sie es Ihnen danken und sich selbst auch. < Seine Worte schweben über allem. Sie rechtfertigen das Aufbrauchen der Ersparnisse genauso wie Weihnachten in Disneyland und Silvester auf Fidschi. Wann, wenn nicht jetzt? Worauf noch warten? «
Um der erblindenden Pauli die Welt zu zeigen, nimmt sich die fünfköpfige Familie von Josefine Gauck (Enkelin von Joachim Gauck) ein Sabbatical und geht auf eine einjährige Reise um die Welt.
»Mal gucken« steht für den Vorsatz der Familie, der fünfjährigen Tochter so viel wie möglich zu zeigen: Bilder, Farben, Erinnerungen, Begegnungen, denn niemand weiß, wie schnell die Sehkraft des Mädchens, die bei Reisebeginn etwa 7 % beträgt, nachlassen wird. »Mal gucken« heißt es auch, wenn es unterwegs um ungewisse Situationen und alltägliche Fragen der Kinder geht - zum Beispiel, wo nachts geschlafen wird oder wohin die Fahrt am nächsten Tag geht. Um das Budget einzuhalten und ein authentisches Bild von Land und Leuten zu bekommen, entdeckt die Familie das Leben im Camper, arbeitet u. a. auf Biofarmen und hütet Häuser samt Haustieren. In Kanada, USA, Neuseeland, Australien und Bali tauchen sie so in das Leben anderer Menschen ein. Pauli und ihre Brüder erleben die Freiheit in den Baumwipfeln eines kanadischen Kletterwalds und entdecken, wie weich Ziegeneuter sich beim Melken anfühlen. Mitreißend und sensibel erzählt die Autorin von der Realisierung der Reise, dem Potenzial einer lebensverändernden Diagnose und den Herausforderungen, als Familie unterwegs zu sein.
Eine Weltreise, eine Diagnose und die Chance, Erinnerungen fürs Leben zu schaffen
Josefine Gauck rückt die romantische Vorstellung von Roadtrips ins rechte Licht und reflektiert auch humorvoll über die Herausforderung, ein Jahr lang 24/7 den Bedürfnissen von drei Kindern zwischen fünf und zwölf Jahren gerecht werden zu müssen.
»Mal gucken« ist mehr als nur ein Reisebericht; es ist eine aufrüttelnde und authentische Geschichte darüber, wie eine Familie ihre Träume verwirklicht und ihr Leben aktiv gestaltet. Darüber hinaus zeigt Josefine Gauck auf berührende und hoffnungsstiftende Weise, wie eine lebensverändernde Diagnose eines Kindes nicht zu einer Krise, sondern zu einer Chance werden kann. Ansteckend und eindrucksvoll vermittelt sie, welche Kräfte die Reise freisetzt und wie die fünf als Familie dieses gemeinsame große Abenteuer bestehen.
Wie wir dachten, wir müssten unserer Tochter die Welt zeigen, und dabei feststellten, dass wir es selbst viel nötiger hatten.